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Ich mag dich immer noch, wie du bist - Liebe ist nicht die Antwort, sondern die Frage: Ich mag dich immer noch, wie du bist

Ich mag dich immer noch, wie du bist - Liebe ist nicht die Antwort, sondern die Frage: Ich mag dich immer noch, wie du bist

Titel: Ich mag dich immer noch, wie du bist - Liebe ist nicht die Antwort, sondern die Frage: Ich mag dich immer noch, wie du bist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Francesco Gungui
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laufen hat. Alice und ich waren mal zusammen, dann bloß gute Freunde und dann waren wir wieder zusammen. Und jetzt?
    Meine Augen begegnen denen von Dalila.
    Ich muss wieder an ihre Frage denken: »Hast du je an dich selbst gedacht, nur an dich selbst?«, und an meine spontane, aber aufrichtige Antwort: »Nein.« Und ich beschließe, dass ich jetzt wirklich an mich selbst denken werde und zwar nur an mich. Ich strecke eine Hand nach Dalila aus, nehme ihr den Joint aus der Hand und lege ihn in den Aschenbecher. Sie blickt mich lächelnd an. Vor mir liegt ein Loch, ein Abgrund, die absolute Leere, und ich beschließe, mich dort hineinzustürzen. Ich ziehe Dalila an mich und küsse sie.

42  Alice
    Nächtliche Dunkelheit umgibt mich. Alles verschwindet und vor mir ist nur noch Guido zu sehen. Ich bin nicht mehr auf dem Dach einer besetzten Fabrik. Ich bin nicht mehr Alice. Ich schließe die Augen, dann verschwindet auch Guido, während ich mich auf einmal in mir selbst wiederfinde. In meinem Kopf ersteht eine Erinnerung.
    Ein Sonntag im Winter, vor einem Jahr, Luca und ich.
    Wir hatten beschlossen, uns in Lugano eine Paul-Signac-Ausstellung anzusehen.
    An diesem Tag hatten wir über die Zukunft gesprochen, zum ersten Mal. Am Ende war dann klar, dass wir drei Kinder haben würden, Luca würde Schriftsteller werden und ich würde eine Bäckerei eröffnen. Mit Luca kann man einfach keine ernsten Gespräche führen.
    »Die Zukunft ist eben so weit weg«, meinte er schließlich, während wir durch die Ausstellungsräume schlenderten. »Manchmal wünschte ich mir, ich wäre schon dreißig und hätte eine Arbeit, eine eigene Wohnung und mein eigenes Leben.«
    »Na ja, das dauert noch etwas.«
    »Werden wir die ganze Zeit zusammenbleiben?«
    Seine Frage hatte zu einem kurzen Schweigen geführt, das er selbst brach: »Manchmal denke ich, es wäre besser gewesen, wenn wir uns nicht so früh kennengelernt hätten.«
    »Und warum?«
    »Weil das eine komische Zeit ist, irgendwie ist alles in der Schwebe, es kommt mir so vor, als warte ich auf etwas, während ich eigentlich etwas tun möchte, aber ich bin erst achtzehn, wir sind erst achtzehn.«
    »Wir sind doch keine kleinen Kinder mehr. Und wenn wir uns erst später kennengelernt hätten, wären wir uns vielleicht nur schrecklich auf die Nerven gegangen.«
    »Meinst du?«
    »Du wirst nächstes Jahr ein freakiger intellektueller Literaturstudent sein und ich hab dann nur Stress mit meiner Bäckerei …«
    Ich erinnere mich, dass wir dann gelacht haben, vor einem Gemälde, das eine Wiese an einem Seeufer darstellte, mit Männern, Frauen und Kindern darauf. Wenn man es genauer betrachtete, konnte man sogar die friedliche Stille dieses Ortes wahrnehmen. Das erinnerte mich an diese Szene aus Mary Poppins , in der der Schornsteinfeger zusammen mit den beiden Kindern und Mary Poppins in das Bild springt, das er auf den Boden gemalt hat und sie auf einmal in einer Fantasiewelt sind, wo alles möglich ist und singende, tanzende Pinguine als Kellner bedienen.
    Wir haben uns vor diesem Bild geküsst und als ich die Augen schloss, habe ich gehofft, wenn ich sie wieder aufmachen würde, wären wir in einer anderen Welt. Stattdessen standen da bloß zwei Kinder, die uns anstarrten.
    Ich öffne die Augen und sehe direkt in Guidos Augen, sie sind nur wenige Zentimeter von meinen entfernt.
    »Wo warst du gerade?«, fragt er mich leise, sein Gesicht ist immer noch ganz nah bei meinem.
    »In einem Park.«
    »In einem Park?«, wiederholt er lächelnd.
    »Ja, dorthin gehe ich manchmal, wenn ich durcheinander bin.«
    »Und, ist es schön dort?«
    »Ja. Dort sind alle glücklich, Männer, Frauen und Kinder spielen und erholen sich, und nie passiert etwas Schlimmes.«
    »Und warum bist du jetzt wieder hier?«
    »Weil es diesen Ort nicht mehr gibt.«
    Auf der Rückfahrt hatte Luca darauf bestanden, eine Station vor Mailand auszusteigen. Er wollte mir etwas zeigen.
    »Das hier ist mein Geheimplatz«, hat er zu mir gesagt.
    Vor dem Bahnhof verlief eine Asphaltstraße mit niedrigen zweistöckigen Häusern. Nach mehreren Querstraßen bog Luca mit mir in einen kleinen unbefestigten Weg ein, der zu einem Wäldchen führte.
    »Das ist die Abkürzung durch den Wald. Na ja, eigentlich ist der Weg hier nicht kürzer, sondern weiter.«
    »Dann ist es also gar keine Abkürzung.«
    »Nein, eigentlich nicht. Es gibt bloß keinen Ausdruck dafür, wenn man mit seiner Freundin lieber einen schöneren Weg nehmen möchte

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