Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ich mag dich immer noch, wie du bist - Liebe ist nicht die Antwort, sondern die Frage: Ich mag dich immer noch, wie du bist

Ich mag dich immer noch, wie du bist - Liebe ist nicht die Antwort, sondern die Frage: Ich mag dich immer noch, wie du bist

Titel: Ich mag dich immer noch, wie du bist - Liebe ist nicht die Antwort, sondern die Frage: Ich mag dich immer noch, wie du bist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Francesco Gungui
Vom Netzwerk:
gerechnet, dass du das so klar sagst.«
    »Also, ich weiß es nicht«, füge ich hinzu.
    »Wie kannst du dir sicher sein, dass du den Rest deines Lebens mit einem Menschen verbringen willst, wenn du nie mit einem anderen zusammen warst?«

40  Alice
    »Das muss schlimm für dich sein.«
    »Ich weiß nicht, das ist es für alle, glaube ich.«
    Inzwischen ist es Nacht geworden. Die Polizeiwagen sind weg. Genau wie die Arbeiter, bis auf meinen Vater und zwei seiner Kollegen. Jetzt sind sie unten, um sich zu besprechen, während Guido und ich auf das Dach der Fabrik gestiegen sind. Das Gebäude ist zwar nur zweistöckig, aber es wirkt, als wäre man auf dem Dach der Welt. In diesem Viertel außerhalb der Stadt stehen nur vereinzelt Häuser und es gibt nur wenig künstliche Beleuchtung, deshalb sieht man jede Menge Sterne.
    »Jetzt hast du auch meine ganze Familie kennengelernt«, sage ich scherzhaft, aber ich bereue es sofort. Das ist nicht gerade die beste Bemerkung einem Jungen gegenüber, dem man gerade einen Korb gegeben hat.
    »Jetzt musst du bloß noch meine kennenlernen«, erwidert er und spielt mit.
    »Wie sind sie?«
    »Ein bisschen anders als deine Eltern.«
    »Wie anders?«
    Er antwortet mir nicht, sondern zuckt nur mit den Schultern, als wäre dieses »anders« schon eine erschöpfende Antwort und ich nur eine unverbesserliche neugierige Kuh.
    »Als ich dich zum ersten Mal gesehen habe, hab ich dich, bitte nimm das jetzt nicht persönlich, für oberflächlich gehalten. Ich dachte, du hättest nichts zu sagen.«
    »Und jetzt?«, frage ich. »Ich nehme das übrigens sehr wohl persönlich.«
    »Nein, komm«, sagt er, aber er hat begriffen, dass ich es nicht ernst meine. »Also, ich wollte sagen, ja, ich hätte mir niemals vorstellen können, dass eine wie du auf das Dach einer besetzten Fabrik steigt, einen mitreißenden Artikel schreibt, zu einem Journalisten in die Redaktion geht und dazu noch am Wochenende arbeitet. Also, ich will sagen … Alice, du hast wirklich was drauf.«
    »Danke, das hört sich gut an.«
    »Es ist wirklich so, und das mag ich an dir. Du verlierst nie den Mut. Und dann lächelst du, du lächelst immer. Und man begreift trotzdem, dass du in Wirklichkeit jede Menge Stress hast, man begreift das auch so, jetzt mal ganz unabhängig davon, dass ich einen Teil davon ja kenne. Aber du lässt dich nicht unterkriegen.«
    Ich muss lachen und bin sicher, dass ich jetzt rot werde.
    »So viele Komplimente bin ich nicht gewöhnt.«
    »Okay, ich kann dir noch mehr machen, wenn du willst«, sagt er im Spaß.
    Ich sehe ihn an, sein zärtlicher Gesichtsausdruck steht im Widerspruch zu einer verfrühten Stirnfalte. Ich erinnere mich wieder daran, dass er gesagt hat, er habe sich verändert, dass er früher ein Egoist gewesen sei und dann … Was dann wohl passiert ist?
    »Darf ich dich etwas fragen?«
    »Na klar.«
    »Als wir letztens mit deinen Freunden weggegangen sind, hast du mir später im Auto erzählt, dass du dich verändert hättest, weil du jemandem wehgetan hast …«
    Guido nickt und seufzt.
    »Entschuldige, vielleicht bin ich zu neugierig …«
    »Nein, du hast recht. Du bist hier bei mir, und du willst mehr wissen, das ist doch ganz klar. Ich habe den Menschen betrogen, den ich geliebt habe. Und das mit ihrer besten Freundin …«
    Nach diesem Geständnis sieht mir Guido in die Augen, als wollte er ergründen, wie ich reagiere.
    »Hm, das ist wirklich nicht schön.«
    »Das ist noch nicht alles«, fährt er fort. »Ich war so, so anders, es hat mir überhaupt nichts ausgemacht. Ich wusste, dass ich ihr wehtue, aber ich habe nur an mich gedacht, habe die Situation genossen und alles andere war mir egal. Ich habe mir gesagt, dass die Dinge eben so laufen, oder? Menschen betrügen einander doch ständig, was ist denn schon dabei? Aber sie hat mich erwischt. Und danach ging es ihr schlecht. Sie hat mich verlassen, klar, aber dann hat sie auch noch aufgehört zu essen. Sie ist … na ja, magersüchtig geworden. Es ging ihr wirklich sehr schlecht, sie war in großer Gefahr. Und da ist mir etwas bewusst geworden …«
    Guido vollendet seinen Satz nicht, seine Worte lösen sich in einem erinnerungsschweren Seufzer auf. Man merkt, dass er nicht gern darüber spricht. Es scheint ihm immer noch nahezugehen.
    »Alles, was man tut, hat Folgen«, fährt er fort. »Ich weiß, das ist nicht gerade originell, aber es stimmt einfach. Du kannst alles tun, was du willst, aber deine Taten ziehen

Weitere Kostenlose Bücher