Ich mag dich immer noch, wie du bist - Liebe ist nicht die Antwort, sondern die Frage: Ich mag dich immer noch, wie du bist
ist eine blöde Kuh«, sage ich kurz angebunden und spüre, wie in mir allmählich der Zorn hochkocht.
»Was hat sie denn getan?«
»Das ist eine zu lange Geschichte und ich hab grad keinen Bock, sie zu erzählen.«
Guido schaut sich unbehaglich um. Ich war etwas zu direkt, aber ich habe nicht die Absicht, ihn in mein Gefühlschaos zu verwickeln.
»Hör mal, ich habe jede Menge Material für den Artikel über die Lebensgewohnheiten von Jugendlichen«, sagt er und stellt damit wieder mal sein Talent unter Beweis, im richtigen Moment das Passende zu sagen. Ich habe jetzt keine Lust, an Martina zu denken oder an Luca.
»Ja genau, da waren gerade wieder zwei auf dem Klo, die sich Koks reingezogen haben. Aber es soll auf jeden Fall um Mädchen gehen«, stelle ich noch mal klar. »Der Journalist hat gesagt, da soll allein der weibliche Aspekt abgedeckt werden.«
»Was meine Vermutung bestätigt, dass er ein alter Drecksack ist.«
Ich versuche zu lachen, aber mir ist überhaupt nicht danach. Guido sieht mich etwas besorgt an. In dem Moment kommt Mary auf uns zu, sie tanzt mit nach oben gestreckten Armen.
»Diese Party ist einfach zu geil!«, schreit sie. Ein paar Jungs tanzen um sie herum, wie immer. Wo Mary ist, schwirrt immer ein Schwarm Verehrer um sie herum, der ihr überallhin folgt.
»Ja, echt super hier«, nicke ich.
»Und warum guckst du dann wie auf einer Beerdigung?«
Guido und Mary wechseln einen Blick, den ich nur zu gut mitbekomme, auch wenn ich das eigentlich gar nicht sollte, und einen Moment später verzieht er sich. »Schön, dann besorg ich uns mal was zu trinken, ich komm gleich wieder.«
Ich bleibe mit Mary zurück, dem einzigen Menschen, den ich momentan um mich haben möchte. Sie und von mir aus auch noch die drei oder vier Typen, die um sie herumgockeln.
»Oh mein Gott, Mary, du schleppst aber auch immer die merkwürdigsten Aufreißertypen ab.«
»Komm schon, das stimmt doch gar nicht, zwei von denen sind ganz nett. Wenn man denen das Fitnessstudio und die Sonnenbank entziehen würde, wären die beiden fast normal. Außerdem steh ich nun mal auf Aufreißertypen.«
»Oh ja, ich weiß.«
»In Ordnung, verrätst du mir jetzt mal, was hier abgeht? Wo ist Martina?«
»Ich weiß es nicht, und es interessiert mich auch nicht. Die hat mich eben mit einem solchen Quatsch zugetextet! Und …«
»Halt mal«, unterbricht mich Mary. »Das mit Martina kannst du mir gleich erzählen, aber sag mir erst was über Guido, bevor er zurückkommt! Also, dass er verknallt ist, ist mir klar, aber was läuft da eigentlich zwischen euch?«
»Was meinst du damit?«
»Küsst ihr euch? Schlaft ihr miteinander? Seid ihr zusammen?«
»Nein, Mary, so ein Unsinn! Schließlich bin ich immer noch mit Luca zusammen … Also eigentlich ja nicht, aber irgendwie schon.«
Mary kichert und setzt ihr skeptisches Gesicht auf. »Na ja, einmal zumindest hast du ihn geküsst, das hast du mir selbst erzählt.«
»Das war ein schwacher Moment, komm, was zählt schon ein Kuss?«
»Hör mal, Süße, wenn das nur ein schwacher Moment war, okay, no problem , ein Kuss ist für mich kein Betrug. Aber bist du dir sicher, dass es nicht mehr war? Empfindest du nichts für ihn?«
Marys Worte treffen mich direkt ins Herz. Doch es sind die Worte einer Freundin, die mich gern hat und verhindern will, dass ich etwas tue, was ich später bereuen könnte. Worte, die ich eigentlich auch gern von Martina gehört hätte. Ich weiß nicht, was los ist und bin verwirrt. Ich verstehe nicht, warum Martina sich so verhalten hat. Mir kam es fast so vor, als wäre sie sauer auf mich.
»Mary, weißt du was, ich flieg zu ihm …«
»Wie, du fliegst zu ihm? Bist du verrückt? Wie willst du das denn machen?«
»Ich muss jetzt einfach zu ihm! Mir ist alles egal, ich muss mit ihm sprechen! Ich muss herausfinden, ob unsere beschissene Beziehung jetzt vorbei ist oder nicht, ob endgültig Schluss ist …«
Mary umarmt mich und drückt mit einer Hand meinen Kopf gegen ihre Schulter, und ich spüre, wie meine Augen sich mit Tränen füllen.
45 Luca
Ein Bassdrumwirbel reißt mich auch heute Morgen wieder aus dem Schlaf. Ich öffne die Augen und schaue zum Radiowecker auf dem Nachttisch. Zwölf Uhr mittags. Ich beuge mich über die Bettkante, und als ich mit einer Hand nach meinen Hausschuhen suche, bekomme ich eine Plastiktüte in die Finger. Ich hebe sie hoch. Dalilas Beutel mit ihrem Marihuana. Sie muss ihn hier vergessen haben. Blitzartig kehrt
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