Ich mag dich immer noch, wie du bist - Liebe ist nicht die Antwort, sondern die Frage: Ich mag dich immer noch, wie du bist
als über Bürgersteige voller Schneematsch zu gehen. Außerdem, wieso heißt es überhaupt Abkürzung?«
»Weil man den Weg abkürzt.«
»Oh, das war ja mal eine ausgefeilte Erklärung.«
»Schön, dann erklär du mir doch, was es bedeutet.«
»Ich hab nicht die geringste Ahnung, aber auf jeden Fall wird unser Weg eine Verschönerung.«
»Du hast echt einen Knall.«
Wir betraten den Wald. Die Äste der Bäume waren alle weiß und von einer dünnen Eisschicht bedeckt. Unter unseren Füßen knirschte der Schnee. Der Weg war kaum zu erkennen. Allein hätte ich mich bestimmt verlaufen.
Nach einer Weile lichteten sich die Bäume und wir standen vor einem weiten Feld, das wie ein ausgebreitetes Laken aussah. Meine Stiefel versanken bis zu den Knöcheln im Schnee und ich war mir sicher, dass Lucas Clarks inzwischen total vollgelaufen waren, obwohl er das niemals zugegeben hätte.
Am Horizont konnte man die Bäume sehen, die die Lichtung wie ein natürlicher Rahmen umgaben.
»Würdest du mit mir von zu Hause weglaufen?«, fragte er.
»Wenn’s sein muss, sofort.«
»Ich kann ja kellnern, wenn ich viel arbeite, reicht das Geld für uns, ich habe es nachgerechnet.«
»Und was ist mit mir?«
»Du machst erst die Schule zu Ende, was danach wird, werden wir sehen.«
»Ich bin dabei.«
Er sah mich an, legte mir die Hände auf die Schultern und lächelte, aber sein Lächeln wirkte traurig. Ich wollte ihn umarmen, aber als er näher kam, konnte ich meine Arme nicht schnell genug ausstrecken, und daher umarmte er mich und zog mich an sich. So entstand unsere Umarmung.
Ich öffne die Augen. Guido steht immer noch direkt vor mir. Diesen Ort gibt es nicht mehr, denke ich, der Park ist verschwunden.
Meine Lippen berühren seine. Sie sind trocken und kalt. Er gibt mir einen ersten Kuss, dann weicht er kurz zurück und küsst mich noch einmal. Ich nehme einen merkwürdigen, einen anderen Geschmack wahr. Er legt seine Arme um meine Schultern und beugt sich vor. Meine Arme sind durch seine Umarmung blockiert.
»Nein, warte«, stoppe ich ihn. Er zieht sich sofort zurück.
»Was ist los?«
»Nichts«, sage ich, während ich mich unter seinem erstaunten Blick aus der Umarmung befreie und ihm die Hände auf die Schultern lege.
43 Luca
Dalilas Lippen schmecken cremig, nach Lippenbalsam. Sie glänzen und sind glitschig. Ich küsse sie entschlossen. Sie lächelt und schmiegt sich an mich. Ich spüre ihren Busen an meiner Brust, die Wärme ihres Körpers an meinem. Wir sitzen nebeneinander am Kopfende des Bettes. Dalila stützt sich mit einer Hand ab und lässt sich langsam ins Kissen sinken. Ich folge ihren Bewegungen und wenige Sekunden später liege ich dicht neben ihr. Wir küssen uns weiter, während ich mit einer Hand zart über ihren Arm streiche, von der Schulter bis zur Hand. Ihr Körper ist so anders, er kommt mir vertraut vor und gleichzeitig fühle ich mich orientierungslos. Dieses Mal überlässt sie alles mir, lässt sich führen, folgt jedem Zögern von mir.
Als meine Hände ihren Rücken entlanggleiten, lächelt sie erschaudernd.
»Du kitzelst mich«, flüstert sie und klingt dabei völlig verändert, so unsicher.
Ich hake ihren BH auf und sie hilft mir dabei, ihn abzustreifen. Dann spüre ich wieder die Berührung ihrer Haut, aber diesmal fühlt es sich weniger fremd an, obwohl erst wenige Minuten vergangen sind.
Wieder überläuft sie ein Schauer.
»Ist dir kalt?«, frage ich sie.
»Los, unter die Decke.«
Wir rutschen auf eine Seite des Bettes. Mit einer Hand hebe ich das Federbett hoch und wir schlüpfen darunter. Im Dunkeln fühle ich mich sicherer, weniger verwundbar. Ich taste nach ihrer Jeans und mache langsam die Knöpfe auf. Sie lässt es zu, aber sie unternimmt nichts. Nach und nach entkleide ich sie, ziehe meine Jeans aus und wenige Minuten später sind wir beide nackt und pressen uns in einer engen Umarmung aneinander. Sie dreht sich auf den Rücken und ich folge ihr, sodass ich auf ihr zu liegen komme. Die Decke lässt ihr Gesicht frei, und auf einmal sehe ich ihre großen, glänzenden Augen, die mich mit einer ungekannten Zärtlichkeit betrachten. Sie bringt mich nach Hause, nach Mailand zurück, zu jener Vertrautheit, die ich so gut kenne und die ich gleich verraten werde. Ich schüttle den Kopf, um diesen Gedanken zu verjagen, und küsse sie wieder, während meine Lust immer stärker wird. Ich stütze mich über ihr ab, um sie nicht mit dem Gewicht meines ganzen Körpers zu belasten,
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