Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Ich muss Sie küssen, Miss Dove

Titel: Ich muss Sie küssen, Miss Dove Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Lee
Vom Netzwerk:
vergangenen Woche einen anstrengenden Einkaufsbummel hinter sich bringen müssen, was nicht ungewöhnlich war. Marlowe war ein hoffnungsloser Fall, wenn es darum ging, Geschenke auszusuchen und sich zu merken, zu welchem Anlass er sie kaufte, daher hatte Emma ihm diese Aufgabe schon vor langer Zeit abgenommen. Sie hatte nicht nur das Geburtstagspräsent für Lady Phoebe ausgesucht, sondern auch dieses Collier, das Miss Bordeaux so wertlos fand. Obwohl es Emma nichts ausmachte, Geschenke für seine Familie zu besorgen, hatte sie es schon immer geschmacklos gefunden, Geschenke für seine zahlreichen Geliebten kaufen zu müssen. Sie war sich sicher, dass sie damit etwas äußerst Unschickliches tat. Ihre verstorbene Tante Lydia wäre entsetzt gewesen, denn sie hatte ihre Nichte stets dazu ermahnt, peinlich genau auf anständiges Benehmen zu achten. Nichtsdestoweniger war Emma jetzt ein wenig verschnupft angesichts dieser geringschätzigen Reaktion auf das Schmuckstück. Emma hatte die Kette mit sehr viel Bedacht ausgewählt und fast eine Stunde in dem Juweliergeschäft in der Bond Street verbracht. Nun, wenn sie ehrlich sein sollte, sie hatte auch etwas Zeit darauf verwendet, die wundervollen Smaragde in dem Laden zu bewundern und sich in frommem Wunschdenken zu verlieren.
    Schließlich hatte sie für Miss Bordeaux ein Collier ausgesucht, das Emma für genau das Passende hielt. Es hatte den richtigen Preis gehabt — es war weder zu kostspielig noch zu günstig, denn schließlich sollte es ja ein Abschiedsgeschenk sein. Es war auch groß und auffallend genug, um in der Oper von anderen durch das Opernglas bewundert werden zu können. Und sollte Miss. Bordeaux je in Geldnöte geraten, könnte sie für das Collier einen hervorragenden Gewinn erzielen. Emma hatte das für wichtig gehalten, denn sie schätzte die Existenz einer Mätresse als ziemlich unsicher ein.
    Die Tänzerin schien ihr nicht zuzustimmen. „Topase?", rief sie empört. „Das ist alles, was ich ihm wert bin? Diese Kette ist billiger Tand, eine Bagatelle, gar nichts! "
    Von dem Wert dieses billigen Tands hätte Emma gut und gern zwölf Jahre sorgenfrei leben können,. aber Miss Bordeaux war offensichtlich nicht so genügsam.
    „Er wirft mich weg wie einen alten Schuh und glaubt, eine von einem Diener überbrachte Topaskette könnte mich besänftigen? Non !" Sie sprang auf. Ihr Atem ging schwer, und in ihren dunklen Augen schimmerten Tränen des Zorns, als sie sich über den Schreibtisch beugte. „Dieses lächerliche Präsent bedeutet mir gar nichts!"
    Der theatralische Auftritt bewirkte nur, dass Emma immer gleichgültiger wurde. „Ich werde dem Viscount Ihre Nachricht übermitteln", erklärte sie ruhig. „Und ich werde ihm mitteilen, dass Sie sein Geschenk zurückgegeben haben." In der Hoffnung, diese unerfreuliche Szene damit beenden zu können, hob sie die Hand, um das Collier an sich zu nehmen.
    Miss Bordeaux war schneller und schnappte sich das Schmuckstück. „Zurückgeben? Non! Undenkbar! Habe ich das gesagt? Wie könnte ich ein Schmuckstück zurückgeben, ganz gleich wie banal es ist, das ich von dem Mann bekommen habe, den ich liebe? Der Mann, dem ich all meine Zuneigung geschenkt habe? Mit dem ich so eine schöne Zeit verbracht habe?" Sie drückte das Collier an ihren Busen. „Obwohl er mir das Herz gebrochen hat, liebe ich ihn noch immer. Mir bleibt nichts anderes übrig, als, mein Schicksal hinzunehmen und zu leiden."
    Emma wünschte von Herzen, die temperamentvolle Tänzerin würde sich zum Leiden an einen anderen Ort begeben.
    Doch die sank wieder auf ihren Stuhl und begann erneut zu schluchzen. „Er hat mich verlassen", klagte sie. „Niemand liebt mich. Ich bin ganz allein. Genau wie Sie.
    Emmas Ärger galt diesmal nicht der Tänzerin,. sondern Marlowe, denn schließlich hatte er Emma in diese unmögliche Situation gebracht. Kein Sekretär, nicht einmal eine Sekretärin sollte den Gefühlsausbrüchen der Mätressen des Arbeitgebers ausgesetzt sein, ganz gewiss nicht.
    Sie rief sich in Erinnerung, dass der Viscount ihr ein sehr großzügiges Gehalt zahlte, genauso viel, wie ein Mann erhalten hätte. Das war weit mehr als sie erwarten konnte. Ein anderer Arbeitgeber hätte ihr als Frau niemals so viel Lohn für ihre Arbeit gegeben. Eigentlich sollte sie dankbar sein, aber sie fühlte sich nicht so. Sie fühlte sich eindeutig verärgert.
    Verärgert wegen Marlowe, wegen seiner schrecklichen Mätressen und weil er vier ihrer Bücher

Weitere Kostenlose Bücher