Ich schenk dir was von Tiffany's
necken. Doch als er zu ihr hinunterschaute, sah er ihr ernstes Gesicht. «Du natürlich, Dummchen!», rief er und fing an sie zu kitzeln. «Wer denn sonst?»
Daisy seufzte. «Wenn ich das bloß wüsste.»
Schweigend betrachtete Ethan seine Tochter. Er überlegte, ob sie gerade eine neue Phase durchmachte. Seit Dublin schien sie unzufrieden damit zu sein, dass sie nur zu zweit waren. Vorher war das nie so gewesen. Er glaubte nicht, dass Daisy Vanessa vermisste. Nein, es schien eher so, als sei sie von ihm enttäuscht.
«Welchen Film möchtest du denn heute Abend sehen?», fragte er, um das Thema zu wechseln.
Als hätte sie ihn überhaupt nicht gehört, sagte Daisy unvermittelt: «Bist du traurig wegen Vanessa?»
Ethan schaute sie an. «Zuerst war ich das natürlich», gab er zu, als ihm klarwurde, dass ihr im Moment nicht nach Späßen zumute war. «Aber dann habe ich erkannt, dass wir nicht zueinander passen.»
Daisy runzelte die Stirn. Sie dachte angestrengt über seine Bemerkung nach. «Wer passt denn dann zu dir, Dad?»
Ethan grinste. «Du, meine Zuckermaus. Das weißt du doch. Du bist das einzige Mädel in meinem Leben, und von mir aus kann das gern so bleiben.»
«Aber das, was in New York passiert ist – was ist denn damit?» Daisy ließ nicht locker. «Was ist mit dem Zauber von Tiffany’s, von dem Mum mir erzählt hat?»
«Liebes –»
«Und du sagst, du bist glücklich damit, einfach nur mein Vater zu sein, aber warum bist du dann die ganze Zeit so traurig?»
Ethan war ein wenig bestürzt über diese Beobachtung. «Wie kommst du darauf, dass ich traurig bin?»
Daisy verdrehte die Augen. «Ich bin doch nicht doof, Dad.»
Er brachte ein schwaches Lächeln zustande. Es ging doch nichts über eine Zurechtweisung von einer Achtjährigen.
Sie hatte recht. In letzter Zeit hatte Ethan sich tatsächlich traurig und verlassen gefühlt, und er wusste nicht recht, warum. Es schien, als sei die Trauer um Jane zurückgekehrt, diesmal stärker als je zuvor, und während die Tage sich dahinschleppten, fragte Ethan sich, wie lange es noch dauern würde, bis dieser Kummer nachließ. Wann konnte er wieder richtig glücklich sein?
Er kannte die Antwort nicht. Es war durchaus möglich, dass er mit neunzig Jahren, einsam und verrunzelt, immer noch an Jane denken würde.
Und falls – wie Daisy behauptete – Jane sich tatsächlich von oben eingemischt hatte, um alles in die richtigen Bahnen zu lenken, dann wünschte er sich sehnlichst, er könnte verstehen, was sie ihm mitteilen wollte.
Eine Frau, die Brot für ihn backte? Wohl kaum. Er empfand Mitgefühl für Rachel Conti, nichts weiter.
Als sie zu Hause waren, ging Daisy unter die Dusche, und er bereitete das Abendessen zu. Er suchte alle Zutaten für ihr Lieblingsgericht – Chili con Carne – zusammen. Doch ohne Beilagen war das eine recht leichte Mahlzeit, und Ethan wusste, dass er noch etwas brauchen würde, um satt zu werden. Sonst würde er sich anschließend mit Schokolade und Eiscreme vollstopfen, und das wiederum würde bei Daisy nicht gut ankommen.
Er öffnete den Gefrierschrank und wühlte darin herum, um das Knoblauchbrot zu finden, das er für solche Situationen eingefroren hatte. Da entdeckte er das violette Papier, das ihm inzwischen nur allzu vertraut war. Ein halbes Brot aus dem Stromboli. Offenbar hatte Vanessa es eingefroren. Für die Nachwelt vielleicht?
Als Ethan das Brot herausnahm, kam ihm der Gedanke, dass das Stromboli ihn irgendwie verfolgte. Gerade, als er glaubte, er hätte alles hinter sich gelassen, brachte sich das Bistro – oder zumindest die Backstube – wieder in Erinnerung. Aber wie auch immer das Brot in sein Haus gelangt sein mochte, es schmeckte köstlich und passte gut zu dem Essen heute Abend.
Ethan legte das tiefgefrorene Brot zum Auftauen in die Mikrowelle. Anschließend wollte er es im Backofen aufbacken. Er lächelte, als er daran dachte, dass Terri wahrscheinlich einen Herzinfarkt kriegen würde, wenn sie ihn jetzt sehen könnte, wie er ihr kostbares Sauerteigbrot in die Mikrowelle packte, und noch dazu gerade diesen Laib, den sie extra für ihn gebacken hatte, damit er den …
Plötzlich erstarrte Ethan. Er betrachtete den halben Brotlaib in der Mikrowelle und wunderte sich, dass er nicht viel eher darauf gekommen war.
Terri.
Terri
war es gewesen, die Brot für ihn gebacken hatte, nicht Rachel.
Dieselbe Terri, die ihm beigestanden war und ihm durch diesen ganzen Albtraum hindurch geholfen hatte. Erst
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