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Ich schenk mir taeglich rote Rosen

Ich schenk mir taeglich rote Rosen

Titel: Ich schenk mir taeglich rote Rosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erma Bombeck
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triumphierte sie.
    »Wissen Sie, früher habe ich sogar die Windeln gebügelt. Der einzige Grund, warum ich in diesen Kurs gehe, ist der: Ich muß lernen, Kompromisse zu schließen. Sonst werde ich noch wahnsinnig. Und was ist Ihr Problem?«
    »Meine Mutter«, sagte ich. »Sie meint, ich müsse systematischer werden. Sie selbst ist so systematisch, daß sie ihre nächsten Kopfschmerzen vorausplant.«
    Ruth nickte. »Den Typ kenne ich.«
    »Bei ihr stehen die Gewürze in alphabetischer Reihenfolge. Nach jedesmaligen Gebrauch des Herdes putzt sie die Spritzer ab. Und sie räumt jedes Jahr ihren Kleiderschrank um: von Winter auf Sommer und umgekehrt.«
    »Im Ernst?«
    »Ja, im Ernst. Ich habe meine Mutter noch nie im Sommer mit Wildlederhandtasche gesehen. Außerdem hortet sie Schachteln. Ich habe Schals von ihr in Briefpapierkartons geschenkt bekommen, eine Bluse in einem Schuhkarton und einmal zum Geburtstag einen Anhänger in einer Schachtel mit der Aufschrift: Fieberthermometer. Zu Weihnachten kriege ich von Mutter jedesmal etwas in einer Tiffany-Schachtel. Dabei hat Mutter nie einen Fuß zu Tiffany hineingesetzt. – Saubere Schächtelchen, sauber gestapelt, in sauberen Schränkchen«, schwärmte ich weiter, »Schachteln, um Kuchen darin zu transportieren, lebende Hamster, Wäsche und Proviant für Picknicks. Versandschachteln, Aufbewahrschachteln, Schachteln, um das Feuer im Kamin in Schwung zu bringen, Schachteln für schlafende Hunde, für Fotos, für Andenken. Schachteln zum Kramen an einem Regentag. Schachteln für Überschuhe neben der Tür. Schachteln, um die gebackenen Bohnen hineinzustellen, damit sie im Kofferraum nicht überschwappen. Schachteln, um ein Geburtstagsgeschenk für ein Kind darin zu verpacken, Schachteln in allen Größen …«
    »Also dann«, sagte Ruth, »es hat mich gefreut, Sie kennenzulernen. Ich seh’ Sie dann nächste Woche beim Kurs.«
    »Vielleicht«, sagte ich zurückhaltend.
    »Das Wichtigste beim Organisieren«, meinte Ruth lächelnd, »ist der Terminkalender, den man immer bei sich hat.« Sie zog ein grünes, ledergebundenes Büchlein mit dem Aufdruck Kalender heraus und blätterte das Datum auf. »Wollen mal sehen«, sagte sie. »Nächsten Dienstag, das wäre der 16., und der Kurs beginnt um sieben Uhr. Wie ich schon sagte: Ich bin Perfektionist.« Damit schlug sie das Büchlein zu. In goldener Prägung stand darauf: 1964.
    Beim zweiten Kursabend von BRING ORDNUNG IN DEIN LEBEN hielt ich Ausschau
    nach Ruth, doch sie erschien nicht. Das war schade, denn diesmal ging es um etwas, was mir lange unbegreiflich geblieben war: darum, wie man sich den häuslichen Papierkram erleichtern kann. Zwar verfügte ich über einen Schreibtisch, doch der war total verkramt, und die geschäftliche und private Korrespondenz geriet mir immer durcheinander. Mein Scheckbuch war seit Jahren nicht auf gleich gebracht worden.
    Mrs. Sonntags Ratschläge waren fabelhaft. Sie sagte, es gäbe da ein Blatt, das genau in mein Scheckbuch hineinpaßte, und auf dem könne ich jeden Scheck eintragen, mit Datum, Schecknummer und auf wen er ausgestellt war, samt dem Betrag.
    Ich muß sagen, das hätte doch schon vor Jahren jemand einfallen können. Es machte die Sache wirklich wesentlich leichter.
    Mrs. Sonntag gab uns sogar Hausaufgaben. In der kommenden Woche sollten wir einen unserer Schränke ausräumen. »Greifen Sie rücksichtslos durch«, mahnte sie. »Werfen Sie alles weg, was Sie nicht benutzen. Wir haben alle die Neigung, Dinge aufzuheben, die wir nicht brauchen und trotzdem nicht wegwerfen wollen. Tun Sie es!«
    Noch während sie sprach, wußte ich, was ich zu tun hatte: den Schrank meines Mannes auszuräumen, dieses Sammelsurium aller vier Jahreszeiten. Jedesmal, wenn ich die Tür aufmachte, kam ich mir vor wie in der berühmten Zeitmaschine. Sein erstes Paar langer Hosen.
    Die Knickerbocker, die er zur Erstkommunion bekam. Der doppelreihige dunkle Anzug, in dem er Abitur gemacht hatte. Die Nehru-Tunika. Alles war noch da. Außerdem seine Schlittschuhe, Kegelkugeln, Drachen, Aufsatzhefte, alte Zeugnisse, Straßenkarten und fünfzehn Jahrgänge der Lehrerzeitschrift.
    Mit seinen Sachen war er komisch. Ein einziges Mal wollte ich ihm den Koffer packen, als er auf Urlaub fuhr, aber da wurde er kratzbürstig und behauptete, das könne nur er selber. Sein Gepäck wog dann ca. 1000 Kilo. Er hatte für jede nur vorstellbare Gelegenheit gesorgt. Sollte er den Friedensnobelpreis bekommen – er hatte den

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