Ich schenk mir taeglich rote Rosen
ich meinen Haushalt führe! Wenn du es unbedingt wissen willst: Ich sehe jedesmal, wenn ich heimkomme die Botschaften an der Kühlschranktür durch und werfe sie dann weg.«
Sie trat näher an den Kühlschrank heran und löste ein vergilbtes Stück Pappdeckel davon ab. »Hast du das übersehen? Du sollst deinen Wagen zur Überholung bringen.
Und hier steht, daß sie dir den Tank füllen und einen Satz Rührschüsseln schenken, wenn du den Gutschein vor dem 30. Juni 1959 einlöst.«
Bring Ordnung in dein Leben
Zum Abendkurs BRING ORDNUNG IN DEIN LEBEN kam ich etwas zu spät. Ich konnte
aber nichts dafür. Erst war der Braten innen noch gefroren, als ich ihn ins Rohr schob, und dann gab es im ganzen Haus keine Uhr, deren Zeitangabe zu den anderen paßte, und an den Kreuzungen erwischte ich zweimal Rotlicht.
Zum Glück fand der Kurs in der Nähe statt. Ich glitt in einen Klappsitz unweit der Tür und sah mich um. Es waren ungefähr ein Dutzend Erwachsene, die da zusammengekommen waren, um Ordnung in ihr Leben zu bringen. Die Frau auf der anderen Seite des Mittelgangs lächelte und flüsterte mir zu: »Ich heiße Ruth.« Sie hatte zwei verschiedene Socken an.
Ein Mann hinter mir fragte, ob er meinen Bleistift borgen dürfte. Ein anderer Mann verließ mit einer Entschuldigung den Raum: Er habe die Scheinwerfer brennen lassen.
Es war vollkommen klar, daß ich nicht hierher gehörte. Das waren doch lauter Hoffnungslose, die ohne irgendeine Reihenfolge, ein System mit ihrem Leben nicht mehr zurechtkamen.
Ich wühlte in meiner Handtasche und mußte schließlich versuchen, ohne Brille zu lesen, was die Lehrerin, Mrs. Sonntag, an die Tafel geschrieben hatte. Es war ein Quiz-Fragebogen, wie systematisch wir denn nun wirklich seien. Die eine Reihe Fragen war für die Männer, die andere für die Frauen. Pro Antwort gab es zwischen einem und zwölf Punkte.
1. Sind Wachskerzen in Ihrem Haus ein Hauch Romantik oder die hauptsächliche Lichtquelle, weil Sie vergessen haben, die Stromrechnung zu zahlen?
2. Leben Sie immer noch aus Packkisten, obwohl Ihr Umzug (Zutreffendes bitte ankreuzen) fünf Jahre ( ), zehn Jahre ( ), fünfzehn Jahre ( ) zurückliegt?
3. Haben Sie die Weihnachtskarten, die Sie im Januar zum halben Preis gekauft haben, jederzeit griffbereit?
4. Hat eingehende Post bei Ihnen einen festen Platz auf dem Schreibtisch, oder benutzen Sie sie als Schäufelchen beim Auffegen des Küchenbodens?
5. Räumen Sie nach jeder Einkaufsfahrt die Lebensmittel in die Schränke ein, oder benutzen Sie sie gleich vom Wagen aus?
6. Verlegen Sie oft Dinge des täglichen Gebrauchs wie Schlüssel, Handtaschen, Brille, Kinder?
7. Vergessen Sie wichtige Daten wie Geburtstage, Termine beim Zahnarzt,
Tollwutimpfungen für den Hund oder Weihnachten?
8. Können Sie eine Schranktür öffnen, ohne sich dabei zu verletzen?
9. Wäre es Ihnen peinlich, wenn Gäste ohne Ihre Begleitung im Haus herumwanderten?
10. Erledigen Sie das Notwendige an einem bestimmten Tag, oder überlegen Sie immer: Was haben wir denn heute für einen Tag?
Ich beugte mich zu Ruth hinüber und borgte mir ihre Brille (sie war mit einer Büroklammer notdürftig repariert) und beantwortete die Fragen so gut ich konnte. Meine Punktzahl war kläglich. Doch das bewies gar nichts. Ich konnte mich schon irgendwie durchmogeln. Schließlich war ich fünfzehn Jahre lang Schriftstellerin gewesen und hatte keinen Redaktionsschluß versäumt. Diese strenge Schule hatte selbstverständlich auch mein Privatleben stark beeinträchtigt.
Kein Wunder, daß an meiner Tür das Schild hing: HAUS AUSSER BETRIEB.
Mrs. Sonntag sagte, nächste Woche sollten wir einmal versuchen, uns ein bestimmtes Gebiet unserer täglichen Haushaltspflichten vorzunehmen und es durchzuorganisieren.
Mit anderen Worten: Ordnung sei das halbe Leben. Ruth und ich gingen zusammen weg, sie wollte mich bis zu meinem Parkplatz mitnehmen (Auch sie war zu spät gekommen und hatte ihren Wagen irgendwo im Halteverbot stehen, dort, wo es hieß: ›Wagen weiden kostenpflichtig abgeschleppt ‹) . Wir sprachen über unsere Schwächen. »Das Schlimmste bei mir ist, ich bin Perfektionist«, sagte Ruth. »Haben Sie einen Kleiderbügel mit?«
»Wozu denn?«
»Ich habe meine Schlüssel im Wagen eingesperrt. Ich bin ein Mensch, der sich nicht mit Mittelmäßigem zufriedengibt«, erklärte sie, nahm die Halskette ab und machte daraus eine Schlinge, um den Türknopf hochzuziehen. »Achtung. Jetzt! Ich hab’ ihn«,
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