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Ich sehe was, was du nicht siehst

Ich sehe was, was du nicht siehst

Titel: Ich sehe was, was du nicht siehst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lena Diaz
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geschehen.
    »Zweiter Freiton.«
    »Dieser Typ war nichts weiter als ein durchgeknallter Landstreicher, ein Obdachloser.« Sie blies sich die Ponyfransen aus den Augen. »Ich bin mir sicher, dass er nicht zurückkommt.«
    »Na klar, ein Obdachloser mit nagelneuen Turnschuhen und einer teuren SIG -Sauer-Neun-Millimeter-Pistole unter der Jacke.« Pierce schüttelte den Kopf. »Das kannst du jemand anderem erzählen. Dritter Freiton.«
    Was sollte sie nur tun? Sie konnte ihm die Wahrheit nicht sagen. Aber sie konnte auch nicht zulassen, dass er ihren Bruder in die Sache hineinzog. »Bitte leg auf.«
    »Vierter Freiton.«
    Blanke Panik stieg in ihr auf. Sie würde ihm sagen müssen, wer der Schütze war. Später musste sie dann irgendwie verhindern, dass er den Rest herausbekam. »Also gut, du hast gewonnen. Ich werde dir sagen, wer er ist. Bitte leg auf.«
    »Nur, wenn du mir seinen Namen sagst.«
    Sie konnte hören, dass sich am anderen Ende der Leitung etwas regte, dann erklang Logans Stimme.
    »Hey, Logan«, sagte Pierce in die Sprechmuschel. »Tut mir leid, wenn ich dich geweckt habe, aber ich weiß, dass du dir Sorgen um Madison machst. Ich habe nach ihr gesehen, so wie du es wolltest.«
    Madison griff nach Pierce’ Arm und versuchte, das Telefon von seinem Mund wegzuziehen. Sie schlang die Arme um seinen Nacken, zog ihn zu sich herunter und flüsterte ihm einen Namen ins Ohr, von dem sie gehofft hatte, dass er nie wieder über ihre Lippen kommen würde.
    Pierce riss die Augen auf. Er starrte sie einen Moment lang fassungslos an und hob dann langsam das Telefon wieder zurück an sein Ohr. »Nein, nein. Alles in Ordnung. Ich wollte dir nur sagen, dass es ihr gut geht. Gib Amanda einen Kuss von mir. Ich muss los.« Er beendete das Telefonat und ließ das Handy sinken. »Sag das noch einmal.«
    »Du hast mich verstanden. Der Mann, der auf dich geschossen hat, ist Damon … Damon McKinley. Mein toter Ehemann.«

3
    Madison saß auf dem Beifahrersitz von Pierce’ dunkelblauer, aufgemotzter Angeberkarre und dachte angestrengt über diverse Foltertechniken nach, die sie ihm angedeihen lassen könnte. Vergeblich zerrte sie an den Handschellen, mit denen er sie auf dem Friedhof gefesselt hatte, ehe er sie wie eine Gefangene abtransportiert hatte. Dieser Mann war offenbar fest entschlossen, sie im Auge zu behalten – mit oder ohne ihre Zustimmung.
    Als Pierce seinen Wagen in einem absolut mittelmäßigen Stadtteil, den sie ihm niemals zugetraut hätte, in eine Garage lenkte, war Madison nicht mehr bloß verärgert, sondern kochte regelrecht.
    Nachdem Pierce ihr die Autotür geöffnet hatte, blieb er in der Türöffnung stehen, um sie von den Handschellen zu befreien.
    »Sei brav«, warnte er sie, bevor er die Handschellen aufschloss. Er wich gerade noch rechtzeitig aus, ehe sie ihm die Faust ins Gesicht rammen konnte.
    Sie rieb sich die Handgelenke und stieg aus dem Auto, bereit, ihm die Hölle heißzumachen. Doch ihr Ärger löste sich in Luft auf, als sie die Blutflecken auf seinem weißen Hemd bemerkte.
    »Du blutest.« Sie streckte die Hand nach ihm aus und trat näher.
    Er wich zur Seite aus. »Nichts da. Nachdem ich die ganze Fahrt lang deinen Racheplänen lauschen durfte, lasse ich dich ganz bestimmt nicht in meine Nähe.«
    »Ich hätte nicht gedacht, dass du mir zuhörst.«
    »Du hast es einem nicht gerade leicht gemacht, dich zu ignorieren.«
    »Wenn du unbedingt verbluten möchtest, bitte. Selbst schuld.« Sie drehte sich um und bückte sich, um ihre Handtasche aus dem Auto zu holen. Und schrie überrascht auf, als er sie an der Taille packte und vom Auto wegzog.
    »Lass sie liegen. Du kannst sie dir später holen.« Er schloss die Tür auf, die Garage und Haus verband, schaltete das Licht ein und trat dann einen Schritt zurück, um ihr den Vortritt zu lassen. »Nach dir.«
    »Du hast ja bloß Angst, dass ich auf dich schieße.« Er hatte ihr die Neun-Millimeter-Pistole bereits auf dem Friedhof abgenommen und sie zusammen mit ihrer Handtasche auf den Rücksitz geworfen.
    »Ganz recht. An einem Tag zweimal angeschossen zu werden, ist nichts, was ich meiner Liste mieser Erfahrungen hinzufügen möchte.«
    Sie blieb stehen. »Mies?«
    »Vergiss es.«
    Sie folgte ihm durch die offene Küche ins Wohnzimmer. Neben einer weißen Ledercouch blieb sie stehen und rümpfte angesichts seines mehr als einfallslosen Farbgeschmacks die Nase.
    »Entweder du kommst mit ins Schlafzimmer, während ich mein Hemd wechsle, oder du

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