Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ich sehe was, was du nicht siehst

Ich sehe was, was du nicht siehst

Titel: Ich sehe was, was du nicht siehst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lena Diaz
Vom Netzwerk:
miteinander amüsieren.«
    Madison hätte sich bei diesen Worten am liebsten übergeben.
Amüsieren
war nicht gerade das Wort, das ihr in den Sinn kam, wenn sie dazu gezwungen wurde, mit Pierce’ Verlobter Zeit zu verbringen. Wenn sie und der Rotschopf die Nacht überstanden, ohne sich gegenseitig zu massakrieren, war das ein Wunder.
    Dennoch beschloss Madison, Tessa gegenüber gnädig zu sein. Welchen Sinn hatte es schließlich, ihr die perfekt frisierten Haare auszureißen, wenn die Frau tief schlafend auf der Couch lag?
    Auch als Madison ihr die Waffe wegnahm und sie auf die Küchenanrichte legte, rührte sie sich nicht. Die Pistole war nicht einmal geladen.
    Madison rollte empört mit den Augen und setzte sich in den Fernsehsessel, der Dornröschen gegenüberstand. Jemandem mit einer ungeladenen Waffe in Schach zu halten war ein Fehler, der
ihr
garantiert niemals unterlaufen wäre.
    Ebenso wenig wie Pierce. Madison hatte seine beruflichen Fähigkeiten immer bewundert, die Schnelligkeit seiner Reflexe, seinen Scharfsinn als Ermittler. Er hatte die Lage immer im Griff. Und ganz bestimmt würde er nicht einschlafen, wenn er jemanden bewachen musste.
    Aus Tessas Richtung war lautes Schnarchen zu hören.
    Madison schüttelte den Kopf und schloss die Augen. Wann würde Pierce zurückkehren? Arbeitete er an einem Fall? Er war gut in seinem Beruf, einer der besten, aber sie machte sich trotzdem Sorgen. Schließlich war er verletzt. Seine Reflexe waren nicht auf der Höhe.
    Als die ersten Sonnenstrahlen durch die Gardinen hereindrangen, war Madison immer noch hellwach. Ein paar Minuten später war ein metallisches, quietschendes Geräusch aus der Garage zu hören, gefolgt vom beruhigenden Dröhnen von Pierce’ Pontiac.
    Tessa wurde mit einem Ruck wach und sah sich verwirrt blinzelnd um. Sie hob die leere Hand, in der sie vorher die Waffe gehalten hatte, und riss die Augen auf. Hektisch suchend tastete sie die Couch nach ihrer Pistole ab.
    Madison verkniff sich ein Grinsen, während sie Tessa durch die Wimpern hindurch beobachtete und die panische Verzweiflung der Anderen genoss. Als Tessa die Waffe endlich auf der Anrichte entdeckte, stieß sie leise ein paar Flüche aus und stürmte in die Küche. Sie schaffte es gerade noch rechtzeitig, die Pistole einzustecken, ehe Pierce ins Wohnzimmer kam.
    Das Geräusch seiner tiefen Stimme, als er leise etwas zu Tessa sagte, beruhigte Madison. Allerdings verwandelte sich ihre Erleichterung in Ärger, als sie nicht aufhörten, sich im Flüsterton miteinander zu unterhalten. Sie hätte zu gern gewusst, was die beiden da tuschelten. Aber vielleicht war es auch besser so.
    Sie versuchte, die Stimmen auszublenden, um in dieser Nacht wenigstens ein bisschen Schlaf zu finden. Sie würde Pierce später wissen lassen, was sie davon hielt, dass er sie die ganze Nacht mit seiner schnarchenden Verlobten allein ließ. Dann würde es ihr auch bestimmt gelingen, ihn davon zu überzeugen, dass sie seine Hilfe nicht brauchte.

4
    Madison unterdrückte ein Gähnen und betrachtete durch Pierce’ Autofenster hindurch das FBI -Bürogebäude in der East Bryan Street.
    Kurz nachdem sie, im Lehnstuhl sitzend, morgens eingenickt war, war sie von Pierce nach einer geradezu obszön kurzen Zeitspanne wieder wachgerüttelt worden. Pierce, der unglaublich erholt aussah, obwohl er den größten Teil der Nacht wach gewesen war, hatte sie zum Friedhof gefahren, damit sie ihr Auto holen konnte. Dann war er ihr hierher zu ihrem Haus gefolgt und hatte gewartet, bis sie eine Dusche genommen und ihre Kleider gewechselt hatte.
    Trotz ihrer exzellenten Argumente dafür, dass sie seine Hilfe nicht brauchte, hatte er sie dazu genötigt, ihn zu seinem Chef zu begleiten, um wegen der Schießerei eine Aussage zu machen.
    Er öffnete die Beifahrertür und streckte die Hand aus, um ihr beim Aussteigen zu helfen.
    Sie schob seine Hand weg und verbarg ein weiteres Gähnen, während sie aus dem Auto stieg. Das Grinsen würde ihm schon noch vergehen, wenn sie erst einmal genügend Koffein im Blut hatte. Eine Tasse Kaffee war nicht genug, um ihre
beste Seite
zum Vorschein zu bringen.
    Die Buchstaben auf der Glastür bezeichneten das Gebäude als »Technologiezentrum« und nicht als Außendienststelle des FBI , wie sich der ausgedehnte Gebäudekomplex in Jacksonville genannt hatte, wo Pierce vorher gearbeitet hatte. Die nüchterne, schlichte Fassade besaß nichts von dem südlichen Charme, den Madison mit dem Rest von Savannahs

Weitere Kostenlose Bücher