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Ich soll nicht töten

Ich soll nicht töten

Titel: Ich soll nicht töten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Lyga
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Worte. Verdammt, ich vermisse sie.«
    » Ich habe sie immer angezogen. Im Hobbyraum. Ich habe es dir nie erzählt, weil ich dachte, du würdest wütend werden.«
    » Weil du mit Daddys Spielsachen spielst.«
    » Ich habe die Handschuhe angezogen und meine Wange berührt. Meine Lippen. Ich habe mir vorgestellt, dass es sich so anfühlt…«
    » …mit einer Frau zusammen zu sein«, beendete Billy den Satz, und seine Augen funkelten. » Und jetzt? Jetzt, da du mit einer Frau zusammen warst? Fühlt es sich so an?«
    » Nein. Es ist besser. Aber nicht so gut, wie es sein kann. Ich weiß es. Daran erinnere ich mich von dem, was du mir beigebracht hast. Manchmal, wenn ich mit…«– Connie– » …Tonya zusammen bin, würde ich gern sehen, was du mir über die Angst erzählt hast.«
    » Das kommt noch, mein Sohn«, flüsterte Billy. » Wenn die Zeit reif ist, wird es kommen. Ich verspreche es dir.«
    Sie sahen einander über den Tisch hinweg lange an. Jazz fragte sich, wie lange er es durchhalten konnte. Wie lange konnte er so tun, als sei er in Billys Bann? Wie lange konnte er so tun, als würden ihn diese Gedanken erregen? Und was er sich vor allem fragte: Tat er tatsächlich nur so? Konnte man so etwas wirklich vortäuschen?
    » Jedenfalls«, löste Billy die Anspannung, » freue ich mich, dass du deinen Schwanz irgendwo reinhängen kannst, Jasper. Ich hätte dir schon vor langer Zeit ein Mädchen bringen sollen. Das war nachlässig von mir, und ich entschuldige mich dafür. Dafür und für nichts anderes.«
    » Schon gut.«
    » Was führt dich nun zu Dear Old Dad, mein Junge?« Billy lehnte sich so weit zurück, wie er es aufgrund der Ketten konnte. Irgendwie brachte er es fertig, entspannt und im Frieden mit sich auszusehen. » Ich habe dich dazu erzogen, an dich selbst zu denken. Zuerst, zuletzt und immer. Also musst du etwas von mir wollen.«
    » So ist es.«
    » Spuck es aus.«
    » Ich…« Machte er das Richtige? Es war ihm gelungen, in den letzten Minuten eine Art Verhältnis zu Billy aufzubauen. Würde Billy das Manöver nicht durchschauen, sobald er um Hilfe bei der Suche nach dem Impressionisten bat? Würde er trotz des imaginären Zauns wütend auf Jazz losgehen?
    Nun ja, vielleicht. Und in diesem Fall würde Jazz erleben, wie sie seinen Vater halb zu Tode prügelten. Es war also im Grunde ein Szenario, bei dem er nur gewinnen konnte.
    » Ich brauche deine Hilfe. Um jemanden zu finden.«
    » Wirklich?« Billy schien tatsächlich interessiert zu sein. » Und wen?«
    » Das wird sich jetzt vielleicht ein bisschen komisch anhören. Deshalb lass mich ausreden, okay? Ich versuche gewissermaßen… einen Serienmörder zu finden.«
    Jazz hatte entweder schallendes Gelächter oder einen Wutausbruch erwartet. Beides traf nicht ein. Billys Grinsen wurde nur breiter. » Was du nicht sagst.«
    » Seht ihr hier drin Nachrichten? Weißt du über den Impressionisten Bescheid?«
    » Der Impressionist.« Billy dehnte die Silben des Namens in die Länge. » Kann ich nicht behaupten.«
    » Er ahmt deine ersten Morde nach. Bis zu dem Abflussreiniger. Bis zu den Initialen der Opfer.«
    Jazz achtete sorgfältig auf eine Reaktion seines Vaters, aber Billys Gesicht blieb vollkommen reglos.
    Billy nickte bedächtig. » Warum suchst du nach diesem Gentleman?«
    Um meine Seele zu retten. Falls ich überhaupt eine habe. » Willst du eine ehrliche Antwort? Ich helfe der Polizei.«
    Jetzt würde die Wut kommen.
    » Interessant«, sinnierte Billy. » Sehr interessant.«
    » Ist das alles, was du zu sagen hast? Ich helfe der Polizei bei der Suche nach jemandem wie dir, und du findest es interessant?«
    » Ach was, das ist der langweilige Teil. Es ist absolut natürlich, dass du dir die andere Seite der Gleichung ansiehst. Vollkommen logisch. Himmel, ich war kaum älter als du, da habe ich drei Wochen auf der Polizeiakademie verbracht. Ich verstehe das, Jasper.«
    » Ach ja?« Jazz zwang sich, nichts als beiläufiges Interesse zu zeigen, innerlich kochte er jedoch. Billy hatte die Polizei ausspioniert, hatte versucht, ihre Geheimnisse in Erfahrung zu bringen. Jazz tat etwas völlig anderes– er versuchte herauszufinden, wie das Gehirn eines Serienmörders funktionierte. Versuchte herauszufinden, ob es genauso funktionierte wie sein eigenes.
    » Was ich interessant finde, ist, dass du mir nicht die ganze Wahrheit erzählst. Du tust das nicht, um der Polizei zu helfen. Die interessiert dich einen Scheißdreck. Du tust das für dich. Du

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