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Ich soll nicht töten

Ich soll nicht töten

Titel: Ich soll nicht töten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Lyga
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Killerlächeln. » Meinst du?«
    Sie sahen einander lange über den Tisch hinweg an. Billy löste die verschränkten Hände und legte die Fäuste auf den Tisch. Jazz konnte neue Gefängnistätowierungen auf den Knöcheln seines Vaters sehen– ganz frische, wie es aussah. Noch wund.
    L-O-V-E stand auf der rechten Faust. F-E-A-R auf der linken.
    » Nette Tattoos«, sagte Jazz.
    Ein Achselzucken. » Brandneu. Freut mich, dass sie dir gefallen. Pass auf. Du brauchst dir keine Sorgen zu machen, dass deinen Daddy hier drin jemand umlegt, Jasper. Das wird nicht passieren. Das garantiere ich dir. Ich genieße Respekt hier. Du hast von dieser › Hackordnung‹ gesprochen. Nun, auf mir hackt niemand herum. Das heben sie sich für die echten Schweinehunde auf. Es ist ja nicht so, als hätte ich Kindern etwas getan.«
    Jazz stellte es die Haare auf. Dieser Lügner! Dieser Heuchler! Er reagierte wahrscheinlich genau, wie es Billy wollte, aber er konnte nicht anders. Es war ihm egal, was für ein Spiel in Billys Kopf ablief, er konnte diese Bemerkung nicht unkommentiert stehen lassen.
    » Keine Kinder? Und was ist mit George Harper?«
    » George Harper…« Billy blickte zur Decke, als versuchte er, den Namen unterzubringen. Was Blödsinn war, da er ein fotografisches Gedächtnis besaß und nichts vergaß. » Ach ja, richtig«, sagte er nach einem Moment. » Himmel, mein Sohn– der Junge sah locker aus wie neunzehn, zwanzig. Du hast die Bilder gesehen. Du weißt, er hat nicht ausgesehen wie fünfzehn.« Er schüttelte den Kopf, sichtlich zufrieden mit der Reaktion, die er bei Jazz hervorgerufen hatte. » Sie wachsen heutzutage so schnell heran. Wie du, mein Junge. Hast du schon mal dran gedacht, Kinder zu haben, Jasper? Mir Enkel zu schenken? Etwas, wofür ich leben kann? Ich weiß, ich habe ein paar Mal lebenslänglich gekriegt, aber so, wie sich die Wissenschaft entwickelt, überlebe ich die Strafen vielleicht alle. Was meinst du?«
    Bei der Vorstellung, Kinder zu haben, wurde Jazz schlecht. Den genetischen Fehler in seiner Familie weiterzugeben… die Geistesgestörtheit seiner Großmutter, die Geistesgestörtheit seines Vaters, seine eigene Geistesgestörtheit… Nein, das würde nicht passieren. Er würde nicht den Billy Dent der nächsten Generation zeugen.
    » Ich wette, ich weiß, was du denkst, Jasper«, sagte Billy, und seine Stimme war leise, verführerisch. Es war die perfekte Stimme für einen Soziopathen, und Jazz hasste sie, weil sie seiner eigenen so ähnlich war. Er hatte sich diese Stimme bei Lehrern anwenden hören, die es von etwas zu überzeugen galt. Bei G. William und Melissa Hoover. Mann, er konnte es ruhig zugeben– bei allen Leuten. Es war so natürlich für ihn wie blinzeln, wie einschlafen.
    » Du denkst, du wirst keine weiteren Dents mehr in die Welt setzen. Ich verstehe das. Aber es ist nicht immer deine Entscheidung. Hast du eine kleine Pussy, die du gern vernaschst? Ein hübscher Bengel wie du, mit so einem geschliffenen Mundwerk– da haben die Mädels doch keine Chance, Jasper. Sie stehen bestimmt Schlange, um dir den Schwanz zu lutschen, oder? Oder?«
    Jazz schüttelte den Kopf, bevor er sich davon abhalten konnte. Verdammt! Er hatte sich geschworen, dass er seinem Vater weder Informationen noch Genugtuung liefern würde, und jetzt hatte er mit einer Bewegung beides aufgegeben.
    » Dann schaust du nicht auf die Schlange. Das ist gut. Du hast ein Mädchen. Ein ganz besonderes. Das ist gut, Jasper. Männer wie wir, wir schätzen Beständigkeit, wenn du weißt, was ich meine. Auf diese Weise gibt es weniger Überraschungen. Wenn man viele Felder umpflügt, weiß man nie, wo ein Stein ist. Wenn man bei einem bleibt, weiß man es mit der Zeit. Man kennt die Steine, die Furchen und die Löcher.
    Die Sache ist jedoch die, Jasper: Ich wette, du bist ein netter, verantwortungsbewusster Junge, denn so habe ich dich erzogen, aber bist du immer derjenige, der die Gummis kauft? Hm? Oder nimmt sie vielleicht die Pille? Du kannst ihnen nämlich nicht immer trauen, Jasper. Siehst du dir diese Gummis ganz genau an? Schaust du zu, wie sie die Pille nimmt? Himmel«, er lachte dröhnend, » was glaubst du, wie du zur Welt gekommen bist?– Ja, ganz recht«, fuhr Billy fort und beugte sich vor, so weit, dass Jazz überzeugt war, er müsse den imaginären Zaun überquert haben– er musste –, aber die Tür blieb zu, und niemand kam herein, um ihn zu retten. » Du warst die größte Überraschung meines Lebens,

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