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Ich soll nicht töten

Ich soll nicht töten

Titel: Ich soll nicht töten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Lyga
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und du hast noch keinen einzigen Menschen getötet! Nicht einmal ein Tier!«
    Er stand auf und bezog hinter Jazz Stellung. Jazz erstarrte, er dachte an die Pistole an seinem Hals, an die Nadel. Aber der Impressionist beugte sich nur vor, sodass sein Mund nahe an Jazz’ Ohr war, und flüsterte: » Du hast deinem Geburtsrecht entsagt. Ich habe beschlossen, dafür zu sorgen, dass du es annimmst, Jasper Francis Dent. Ich bin hier, um dir den Umgang mit Blut und Knochen nahezubringen.«
    Jazz schloss die Augen. Nein. Er wollte nichts davon hören.
    » Du weißt, dass du es willst«, sagte der Impressionist mit tiefer, leiser Stimme. » Du hast es immer gewollt.«
    … tu es …
    » Du wolltest tief in deinem Innern immer wie Daddy sein.«
    … guter Junge, guter Junge …
    » Schluss damit«, sagte Jazz kaum hörbar. » Stopp.«
    » Wird es dir zu viel?«, fragte der Impressionist. Er kam auf Jazz’ linke Seite und setzte sich wieder auf die Schreibtischkante. » Zu viel für dich? Ich kenne das. Es ist hart, nicht wahr? Am Anfang, wenn dir klar wird, was du bist… Es ist nicht einfach.«
    » Und was sind Sie?«, fragte Jazz. Er musste den Impressionisten reden lassen. Solange er redete, bestand immer die Chance, dass er etwas preisgab– eine Schwäche oder Laune, die sich Jazz zunutze machen konnte.
    Der Impressionist grinste. » Was ich bin? Du meinst wohl: › Was sind wir ‹? Du und ich, wir sind gleich. Wir hätten Brüder sein können, Jasper. Ich sage dir, was wir nicht sind. Wir sind keine Schafe. Wir sind nicht einfach nur Menschen. Wir sind keine Opfer. O nein. Und wir sind keine Herren, Könige oder Kaiser. Wir sind Götter, Jasper.« Er beugte sich wieder zu Jazz hinunter, sein Blick war verklärt. » Du bist das Kind des Göttlichen. Ich bin hierhergekommen, um deinen Vater auf meine Weise zu ehren, verstehst du? Und ich sollte nie mit dir sprechen oder dich treffen, aber ich konnte nicht widerstehen. Wer könnte der Gelegenheit widerstehen, den Sohn von Billy Dent zu treffen?« Er strich über Jazz’ Wange wie ein Kind, das zum ersten Mal ein Kaninchen berührt und merkt, wie weich es ist. » Wer könnte widerstehen?« Er sprang auf, plötzlich empört und beleidigt. » Und jetzt stell dir meine Enttäuschung über dich vor! Stell sie dir vor!« Er tobte. » Tust, als wärst du einer von ihnen! Benimmst dich– und ich weiß, dass es nur gespielt ist– wie jeder andere Jugendliche und gibst deinen rechtmäßigen Platz als König der Mörder auf! Aber das wird jetzt alles anders. Ich konnte nicht zusehen, wie du durch dein Leben stolperst wie ein Kleinkind. O nein. Ich werde dir jene Welt eröffnen, die du mehr als verdienst.«
    Er drehte sich zum Schreibtisch um, auf dem der Inhalt von Jazz’ Taschen ausgebreitet lag: Brieftasche, Schlüssel, Howies Handy.
    » Die werden wir alle nicht brauchen«, sagte der Impressionist und wischte die Sachen mit dem Arm auf den Boden. » Das hier hingegen…« Er legte das größte Küchenmesser von Grammas Messerblock auf den Schreibtisch und grinste bösartig. » Das werden wir auf jeden Fall brauchen.«
    Jazz schluckte. » Sie können mich nicht töten«, sagte er. Er hätte es am liebsten hinausgeschrien, er hätte gern geweint, aber er wusste, dass menschliche Schwäche für einen Soziopathen wie den Impressionisten wie ein Aphrodisiakum war. » Wenn Sie es versuchen, werden Sie es nicht fertigbringen. Ich bin Billy Dents Sohn. Man kann mich nicht töten.« Ein Bluff. Ein irrwitziger Bluff, der bei niemandem funktionieren würde, dem auch nur ein Rest von Verstand geblieben war; aber der Impressionist war ein Wahnsinniger, der sich für Gott hielt, also…
    Der Impressionist blinzelte, und im nächsten Augenblick verwandelte sich seine bösartige Miene in äußerste Unschuld, eine Unschuld, die so echt war, dass Jazz ein schlechtes Gewissen überkam, weil er den Mann überhaupt beschuldigt hatte.
    » Dich töten? Wieso um alles in der Welt… Du glaubst, ich will dich töten? Nein! Natürlich nicht! Niemals würde ich…« Er fiel vor Jazz auf die Knie und sah ihm mit ernster Miene in die Augen. » Ich möchte dich verbessern. Ich möchte, dass du wie der Mördergott, der du bist, über diese Erde schreitest, wie das Geschöpf, das dein Vater erschaffen wollte. Ich werde dich nicht töten. Ich werde dir helfen. Ich werde dir helfen, deine erste Tötung auszuführen.«
    Und mit diesen Worten drehte der Impressionist den Stuhl so, dass Jazz sein Bett sehen

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