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Ich soll nicht töten

Ich soll nicht töten

Titel: Ich soll nicht töten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Lyga
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ertragen konnten.
    Deputy Erickson war da, er stand wie immer ein Stück abseits. Aber zum ersten Mal sah Jazz den Mann richtig. Was er für Feindseligkeit und Gemeinheit gehalten hatte, war in Wirklichkeit tiefer Schmerz über die sinnlosen Morde, die er einen nach dem anderen erleben musste. Er war gerade erst in eine vermeintlich ruhige Kleinstadt versetzt worden, nur um ein Blutbad vorzufinden. Jazz dachte, dass er sich bei Erickson für alles entschuldigen musste, was er ihm unterstellt hatte.
    Vielleicht später. Im Augenblick gab es wichtigere Dinge zu tun.
    Melissa war eine Nervensäge gewesen, aber sie hatte nicht verdient, was Billy ihr angetan hatte. Und Jazz wusste, dass das genau der Punkt war, auf den Billy hinauswollte. Ihr Körper war verwüstet. Ihre Umgebung war zu einer Kathedrale des Schmerzes und der Erniedrigung geworden. Jazz wusste, sie hatte um ihr Leben gefleht und gebettelt. Billy hatte sich nicht darum geschert.
    » Wir sind immer noch dabei, die ganze Geschichte zu rekonstruieren«, sagte G. William, als sich Jazz vorsichtig einen Weg zu ihm gebahnt hatte. » Billy hat sich selbst den Hals aufgeschnitten, um aufs Krankenrevier zu kommen. Er wusste, wie man es machen muss, damit es richtig übel aussieht, aber das war es natürlich nicht. Anscheinend waren ein paar Demonstranten als Ablenkung beteiligt. Drei Leute starben bei einer Schießerei, während Billy entkam, wir glauben mit einer zweiten Person. Noch weiß man es nicht genau. Wir schätzen, dass draußen jemand in Kontakt mit ihm war. Mit ihm kommunizierte, ihm durch eine Art Code in seiner Fanpost Informationen zukommen ließ. Was wir uns nicht erklären können, ist, wie er seinerseits nach draußen kommuniziert hat. Er hat nie jemandem geschrieben, keine Telefonate geführt.«
    Jazz dachte an den Gefallen, den er Billy getan hatte. Das Vogelbad umgestellt. Ein Signal?
    Ein paar Stunden danach war Billy frei gewesen. Es konnte kein Zufall sein. Billy musste seine Flucht lange im Voraus geplant haben.
    Und dann betätigte Jazz den Auslöser.
    » Wann? Wann ist es passiert?«
    » Er ist etwa um zwei Uhr heute Morgen geflohen.«
    Jazz sah auf die Uhr. Es war nach fünf. Er war stundenlang betäubt und mit dem Impressionisten zusammen gewesen.
    » Dann war es nicht der Impressionist. Er war die ganze Zeit bei mir.«
    » Bist du dir sicher, dass dieser Kerl mit Billy zusammengearbeitet hat? Und nicht nur von ihm inspiriert war?«
    » Er hatte die Gefängnistätowierungen an den Fingern, G. William.« Jazz schauderte. » Billy hat sie sich erst gestern machen lassen. Das kann nur koordiniert passiert sein. Es muss irgendeine Kommunikation geben. Oder…« Ein neuer Gedanke kam ihm. Eine neue Verbindung. Er wollte es nicht denken, schob es von sich, weit weg. Aber es wollte nicht verschwinden, es blinkte immer weiter.
    G. William hatte noch mehr Einzelheiten zu Billys Flucht, aber Jazz konnte ihm im Augenblick nicht zuhören. Die Details spielten eigentlich ohnehin keine Rolle. Was eine Rolle spielte, war dieser aufblitzende Gedanke, der sich nicht beiseiteschieben ließ: Billy musste all das eingefädelt haben, bevor er überhaupt ins Gefängnis gegangen war. Er hatte immerhin Bewunderer da draußen. Verrückte überall im Land, die ihn verehrten. Sie konnten in jeder denkbaren Kombination für ihn tätig sein.
    Er dachte an die Demonstranten vor dem Gefängnis. Dachte an eine landesweite Bewegung. Wie viele wahrhaft Gläubige gab es? Wie viele Leute würden seinem Vater helfen?
    » Die Strafanstalt hat jedes einzelne Stück Post protokolliert, das er bekommen hat«, sagte G. William. » Aber es war eine Menge. Die US .-Marshalls helfen, doch es wird seine Zeit brauchen.«
    Jazz nickte und kaute an seiner Unterlippe. Einer der Polizisten hatte ihm eine blaue Windjacke mit dem Schriftzug POLICE gegeben, damit er seinen nackten Oberkörper verdecken konnte, und er zog sie fester um sich, während er die Kriminaltechniker beobachtete, die überall im Haus umherhuschten.
    Billy hatte alle möglichen Spuren hinterlassen: Haare, Fasern, Fingerabdrücke. Speichel natürlich. Sperma vermutlich, wie die Untersuchung ergeben würde.
    Nicht, dass es eine Rolle spielte.
    » Er hat diesen Mord buchstäblich signiert«, sagte Jazz.
    G. William nickte. » Ja, kann man so sagen. Er weiß, dass wir wissen, er war es. Und es spielt keine Rolle. Es ist ihm egal. Er versucht nicht, sich zu verstecken.«
    Von allen Persönlichkeiten, die sein Vater

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