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Ich soll nicht töten

Ich soll nicht töten

Titel: Ich soll nicht töten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Lyga
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angenommen hatte– › der Künstler‹, Green Jack, Gentle Killer–, erschreckte diese hier, dieser Billy pur, Jazz am meisten.
    » Er hat ihren Computer zerstört und ihre Dateien vernichtet.«
    Du bist der Einzige, der sich um meine Mom kümmern kann, während ich hier eingesperrt bin, hatte Billy gesagt. Und jetzt hatte er dafür gesorgt, dass die einzige Person, die Jazz von Gramma trennen konnte… es nicht mehr konnte.
    » Er hat außerdem das hier zurückgelassen.« G. William hielt einen Beweismittelbeutel in die Höhe. Er enthielt einen Zettel mit kleiner Schrift. Jazz nahm ihn.
    Aus der Nähe betrachtet, sah er auch einen blutigen Daumenabdruck darauf.
    Das Papier trug den Briefkopf von Melissa Hoover. Die Nachricht lautete:
    Lieber Jasper,
    ich kann Dir gar nicht sagen, was für eine Freude es war, Dich in Wammaket zu sehen. Du bist zu einem so starken und fähigen jungen Mann herangewachsen. Ich bin so stolz auf das, was Du in diesem Leben erreichen wirst. Ich weiß jetzt schon, dass Du zu großen Dingen bestimmt bist, und ich träume von dem, was wir gemeinsam tun werden. Eines Tages.
    Für den Augenblick muss ich es aber bei dem hier belassen. Niemand soll sagen können, Dein alter Herr wüsste nicht, wie man eine Schuld begleicht.
    Alles Liebe,
    Dear Old Dad
    Und darunter noch ein Postskriptum, bei dem Jazz am liebsten alle Leute im Raum einschließlich sich selbst umgebracht hätte:
    PS . Vielleicht kommen wir eines Tages zusammen und reden darüber, was Du mit Deiner Mutter gemacht hast.
    Die Polizei bestand darauf, dass Gramma ins Krankenhaus gebracht wurde, und die Ärzte wollten sie zur Beobachtung dabehalten. Jazz blieb bei ihr. Er wusste, dass er Schlaf brauchte, aber er konnte nicht schlafen. Er war für Billys Flucht verantwortlich. Für den Tod eines Vollzugsbeamten und die Verletzungen von zwei weiteren. Für das Grauen, das Melissa Hoover heimgesucht hatte.
    Und, wenn man Billy glauben konnte, vielleicht für den Tod seiner eigenen Mutter.
    G. William hatte ihn gefragt, was es mit dem » Begleichen einer Schuld« in dem Brief auf sich gehabt hatte. Jazz hatte spontan entschieden, ihm nichts von dem Vogelbad zu erzählen. Er wusste nicht, warum– er wusste nur, dass er in diesem Moment keiner Standpauke von G. William gewachsen gewesen wäre. Deshalb stellte er sich unwissend, und G. William– dem der Tatort schwer zusetzte– ließ es dabei bewenden.
    Schließlich übermannte die Erschöpfung Jazz. Er schlief unruhig in einem Sessel an Grammas Bett.
    Er erwachte, weil seine Großmutter aus Leibeskräften schrie und der jungen Latina-Schwester vorwarf, sie würde versuchen, ihr durch den Infusionsschlauch für die Kochsalzlösung die Seele herauszusaugen.
    Alles war also wieder normal.
    Und dann wachte Jazz richtig auf und erinnerte sich daran, dass sein Vater aus dem Gefängnis ausgebrochen und auf freiem Fuß war.
    Nichts war normal. Nichts würde je wieder normal sein.
    Alle Welt erwartete, dass sich Billy an die Leute heranmachen würde, die gegen ihn ausgesagt hatten. An die Jury. Und die Psychiater, die ihn untersucht hatten. Leibwächter wurden engagiert, Polizeidienststellen fuhren Doppel- und Dreifachschichten. Im Bundesstaat, im ganzen Land war jeder, der je mit Billy Dent zu tun gehabt hatte, in höchster Alarmbereitschaft.
    In Lobo’s Nod bestand Sheriff G. William Tanner auf Polizeischutz für Connie, Howie und ihre Familien. Der Impressionist hatte von Connie gewusst, vielleicht wusste auch Billy von ihr. Irgendwie.
    Jazz wusste, dass es Zeitverschwendung war. Billy würde sich vielleicht eines Tages über Connie oder Howie hermachen, aber nicht so bald. Und er würde höchstwahrscheinlich nie seine Strafverfolger, die Jury, Zeugen oder selbst G. William ins Visier nehmen, den Mann, der ihn besiegt hatte. Er wollte natürlich, dass alle dachten, er würde es tun. Er wollte sie glauben machen, er sei berechenbar. Er wollte, dass sie Zeit und Personal mit dem Schutz von Leuten vergeudeten, die er nicht anrühren würde.
    In der Zwischenzeit würde sich Billy da draußen wieder unsichtbar machen.
    In die Gesellschaft zurückschleichen.
    Nach seinem nächsten Opfer Ausschau halten.

37
    Als Jazz später beim Sheriff eintraf, war es beinahe Abendessenszeit. Er war desorientiert, weil er einen großen Teil des Tages versäumt hatte, aber fest entschlossen.
    Er kämpfte sich durch die verbliebenen Mitglieder der Task Force zu G. Williams Büro vor, wo er sich aufs Äußerste

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