Ich soll nicht töten
deine Neugier befriedigt?«
» Ja.«
» Wirklich? Du warst nah an der Leiche dran, hast alles gesehen, was du sehen wolltest?«
Warum nicht? » Ja, G. William. Ich habe alles gesehen. Ich wollte…«
G. William lachte und schlug sich auf die Schenkel. » Ich muss schon sagen, Jazz. Da ich fast mein ganzes Leben lang Polizist war, hat man mich viel belogen. Und ich bin von ein paar echten Profis belogen worden. Aber du, Kleiner, bist der beste Lügner, bei dem ich je das Vergnügen hatte, ihn einer Lüge zu überführen.«
» Ich habe nicht…«
G. William fuchtelte mit der Hand. » Nein, spar dir die Luft. Spar sie dir. Du bist überführt. Du klingst absolut überzeugend und hättest mich drangekriegt, aber da ist leider eine Kleinigkeit. Dieses Unfallopfer letzten Monat, das war ein orthodoxer Jude. Gemäß den Wünschen seiner Familie hatten wir hier die ganze Nacht einen Rabbi bei der Leiche sitzen, bis ein jüdisches Bestattungsunternehmen kam, um sie abzuholen.«
Jazz stöhnte.
» Und Rabbi Goldstein mag nicht mehr der Frischeste sein, aber er hätte es sicher bemerkt, wenn du hier um die Leiche geschlichen wärst, meinst du nicht?«
» Ich will nicht, dass Howie Schwierigkeiten bekommt«, sagte Jazz sofort. » Ich habe ihn gezwungen mitzukommen. Er tut alles, was ich ihm sage. Machen Sie mit mir, was Sie wollen, aber Howie einzubuchten wäre uncool.«
G. Williams Züge wurden weicher. » Du überraschst mich immer wieder aufs Neue.«
» Soll heißen? Dass ich vielleicht doch nicht werde wie mein Dad?«
» Ich habe nie gesagt, dass du so wirst wie er«, blaffte G. William und streckte Jazz einen feisten Finger entgegen. » Leg mir nichts in den Mund. Du bist derjenige, der herumläuft und sich benimmt, als ob… als ob du dazu verdammt wärst, genau wie Billy zu werden, wenn du erwachsen bist. Ich habe diesen Vorwurf nie erhoben. Aber ich muss zugeben«, fuhr er fort und blickte sich im Leichenschauhaus um, » nachts hier einzubrechen rangiert auf der Normalitätsskala nicht gerade sehr weit oben.«
Es war Zeit, mit der Sprache herauszurücken, ob es Jazz gefiel oder nicht. Solange er G. William nicht zufriedenstellte, würde der die Drohung, Howie einzulochen, über Jazz’ Haupt schweben lassen, und Jazz wollte sich nicht mit Howies Mutter auseinandersetzen müssen, die ausrastete, weil man ihr Baby verhaftet hatte. Und natürlich wollte er auch nicht, dass Howie überhaupt verhaftet wurde.
» Ich wollte schauen, ob Sie und Ihre Leute etwas übersehen haben«, gab er zu. » Ich musste mich selbst überzeugen.«
» Und hast dich gleich mit einer Kopie des vorläufigen Berichts eingedeckt, da du schon dabei warst.«
Jazz zuckte mit den Achseln. » Es ist nicht so, als würde etwas Wichtiges drinstehen.«
» Nein. Du hättest mit deinem Einbruch bis morgen Abend warten sollen, nachdem eine vollständige Autopsie gemacht wurde. Konntest es wohl nicht erwarten, was?«
» Es ist ein Serienmörder, G. William. Sie müssen mir glauben…«
» Alles, was ich muss, ist morgens aufwachen und abends zu Bett gehen. Ansonsten habe ich die Wahl. Komm.« Er bedeutete Jazz, ihm zu folgen, und führte ihn aus dem Leichenschauhaus und dann hinauf in die Polizeistation. Howie saß an einen Stuhl gefesselt neben Deputy Ericksons Schreibtisch und schaute unglücklich drein. Erickson versuchte, am Computer etwas herauszufinden; hinter ihm stand Lana und deutete auf den Schirm.
Als Jazz hereinkam, wirkte sie schockiert, obwohl Howies Anwesenheit sie darauf vorbereitet haben musste. Jazz versuchte es mit seinem bezaubernden Lächeln, und obwohl auch er Handschellen trug, erwiderte Lana es tatsächlich.
» Hallo, Lana.«
» Äh, hallo, Jasper.«
» Genug geturtelt«, sagte G. William. » Wir lassen die beiden laufen…«
» Ja!«, rief Howie.
» Was?«, fragte Erickson.
» Wie gesagt«, wiederholte G. William und versuchte, seine Verärgerung über die Unterbrechung erst gar nicht zu verbergen, » wir lassen die beiden laufen. Mit einer Verwarnung. Und wir konfiszieren ihren Schlüssel.«
» Aber Sheriff…« Erickson sprang von seinem Stuhl auf und stieß Lana dabei praktisch über den Haufen. » Sie haben einen Einbruch begangen. Sie hätten Beweismaterial mitnehmen können oder…«
» Sie haben sie erwischt, Erickson. Sie haben sie aufgehalten. Das reicht mir. Zu einem guten Polizisten gehört auch, dass man weiß, wann man zu viel des Guten tut. Wenn wir den Namen von dem hier…«, er zeigte auf Jazz,
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