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Ich soll nicht töten

Ich soll nicht töten

Titel: Ich soll nicht töten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Lyga
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» in einen Polizeibericht schreiben, dann garantiere ich Ihnen, dass wir die nächste Woche nichts anderes machen, als Fragen über Billy Dents Jungen zu beantworten. Wir haben keine Zeit für solchen Quatsch. Nicht wegen einer Sache, die letzten Endes auf einen Streich von Jugendlichen hinausläuft. Lassen Sie die beiden gehen.«
    » Danke, G. William«, sagte Jazz leise.
    » Ich tue es nicht für dich, Junge. Sondern im Interesse meiner Gesundheit. Und jetzt fahre ich nach Hause.« In der Tür drehte er sich noch einmal um. » Ach, und Jazz? Howie? Wenn ich euch beide noch einmal bei irgendwelchem Blödsinn erwische, werde ich nicht mehr so nachsichtig sein. Verstanden?«
    » Ja, Sir«, sagte Jazz.
    » Ja, Sir!«, rief Howie und salutierte mit der freien Hand.
    Lana kehrte an ihren Schreibtisch zurück– natürlich nicht, ohne einen weiteren heimlichen Blick auf Jazz–, und Erickson befreite Howie grummelnd von den Handschellen.
    » Vorsichtig!«, sagte Howie. » Passen Sie auf!« Sein Handgelenk war fleckig von Blutergüssen.
    » Tut mir leid«, sagte Erickson in einem Tonfall, der nach allem anderen als einer Entschuldigung klang.
    Der Deputy schritt zu Jazz hinüber, der ihm die Handgelenke entgegenstreckte, damit er ihn losmachen konnte. Er sah Jazz an, und etwas im Blick des Polizisten hätte Jazz frösteln lassen, wenn er sich nicht eben noch beherrscht hätte. Er hatte das beunruhigende Gefühl, Erickson könnte sich dem Sheriff widersetzen und sich weigern, die Handschellen aufzusperren.
    Wie konnte ich mich so in dem Kerl täuschen, dachte Jazz. Ich habe Isoliertheit und Schwäche gesehen, aber in Wirklichkeit war es … Nervosität, weil es sein erster Tag war? Oder etwas ganz anderes?
    Sie sahen einander lange in die Augen. Jazz hatte sich– abgesehen von seinem Vater– nie vor einem anderen Menschen gefürchtet, und er würde jetzt nicht damit anfangen.
    Schließlich brummte Erickson und schloss die Handschellen auf. » Das werde ich nicht vergessen«, sagte er.
    Jazz grinste, einfach weil er wusste, dass es den anderen ärgerte. Ich auch nicht.

5
    » Hu, das war knapp«, sagte Howie, als sie in den Jeep stiegen. » Was hat der Kerl überhaupt da unten gemacht?«
    » Das weiß ich nicht«, erwiderte Jazz. » Und im Moment ist es mir auch egal. Aber lass uns zu dem Feld hinausfahren. Ich will es bei Nacht sehen, so wie es der Mörder…«
    » Spinnst du?« Howie starrte ihn an. » Fahr allein. Ich fahre nirgendwohin außer nach Hause. Hast du Tanner nicht gehört? Er hat es ziemlich ernst gemeint.«
    » Das gehört zu seinem Job. Du musst mit mir kommen…«
    » Nein, keine Chance. Fahr mich nach Hause. Es ist schon nach Mitternacht. Ich brauche meinen Schönheitsschlaf.«
    Jazz wäre wirklich gern noch einmal zu dem Feld gefahren, um es so zu sehen, wie es der Täter gesehen hatte– in der Dunkelheit, vor der Dämmerung. Aber er würde Howies Hilfe wieder brauchen, deshalb war es besser, er wartete, bis sich sein Freund beruhigt hatte.
    Er setzte Howie bei dessen Eltern ab und fuhr zu sich nach Hause. Seine Großmutter schlief tief auf der Couch im Wohnzimmer, wie sie es neuerdings häufig tat. Der Fernseher lief noch, bei voller Lautstärke. Jazz wusste aus Erfahrung, dass seine Großmutter aufschrecken und Zeter und Mordio schreien würde, wenn er ihn ausstellte oder leiser machte, deshalb ließ er alles, wie es war, und schlich an der schnarchenden Gestalt vorbei.
    Wie konnte G. William nicht auffallen, was Jazz auffiel? Ließen die tausend Bagatellen, die ein Polizistendasein ausmachten, ihn übersehen, was er direkt vor der Nase hatte? Oder reichte es tiefer?
    Linkage Blindness ist der Fachausdruck dafür, wenn Polizisten trotz aller Indizien nicht in der Lage sind, einen Zusammenhang zwischen zwei oder mehreren Fällen zu erkennen. Die Vorstellung, sie könnten es mit einem Serienmörder zu tun haben, ist so überwältigend, so schrecklich und niederschmetternd, dass sie sich einfach weigern, es wahrzunehmen. In diesem Fall gab es erst ein Opfer, aber in einem Punkt war sich Jazz sicher: Es war nicht das erste Opfer des Mörders, und es würde nicht sein letztes sein. Wenn G. William das nicht sah, würde Jazz die Sache selbst in die Hand nehmen müssen.
    Und woher weißt du das, Jazz?, fragte er sich. Er vermied es, sich im Spiegel anzusehen, als er sich wusch und die Zähne putzte. Es gab Tage, da befürchtete er, Billy könnte ihm aus dem Spiegel entgegenstarren, und heute war so ein

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