Ich Tarzan Du Jane Verfuehrung kann so einfach sein
Nur rund um die Augen blieb ein wenig Asche haften – Jane hatte das Kajal erfunden (immerhin eine Entwicklung, die eindeutig Jane zuzuschreiben ist).
Zwar stellte sie recht bald fest, dass es sehr aufwendig war, sich immer wieder von den anderen Frauen und vor allem von der Visage im Wasserloch abzugrenzen. Doch Tarzans Reaktion bestärkte sie in ihrem Bemühen: „Ich Tarzan. Du … äähhh … Jaaaaane?“, fragte er unsicher, während er versuchte, anhand der Einrichtung oder den Trophäen an den Wänden herauszubekommen, ob er auch wirklich in seiner Hütte und damit auch bei seiner Frau gelandet war. Jane fand diesen für einen Moment so verunsicherten Tarzan aufregend. Von da an gab sie sich alle Mühe, sich stets so zu verändern, dass Tarzan mindestens zweimal hingucken musste, um in ihr seine Frau zu erkennen. Das ist bis heute so geblieben: Einen ähnlich erschrockenen Blick werfen Männer meistens am frühen Morgen auf die Frau neben sich.
Dabei kannte Tarzan Schminke bereits, bevor Jane sie für sich entdeckte. Aschestriche unter den Augen verbreiteten Angst und Schrecken bei Leoparden. Manchmal passte sich Tarzan auch mittels mehrerer Aschestreifen am ganzen Körper perfekt den Zebras an. Er allerdings wollte Jane nie erschrecken und wischte seine Farben wieder aus dem Gesicht, bevor er nach Hause kam.
Später merkte Jane, dass stundenlanges Schütteln der Haare im Wind zu einer Art Frisur führte, die so ganz anders aussah als die Haarprachten sämtlicher Nachbarinnen. Natürlich wollte Jane Tarzan diese Entdeckung nicht vorenthalten und bat ihn auch gleich darum, diese sagenhaften Winde für sie nutzbar zu machen. Das erledigte Tarzan zwar erst Jahrtausende später, dafür aber immerhin in mindestens dreistufiger Ausführung und mit klappbarem Griff, sodass es als Reiseutensil ins Kroko-Täschchen passte.
Dieser Lebensbereich blieb jedoch eine Mühsal. Zumindest für uns Männer. Ganze Generationen haben schon versucht, sich mit dem einen Satz gegen die allerhöchste Fönstufe durchzusetzen: „Schatz! Wir müssen los.“ Meist hört Mann von seiner rotgesichtigen, aber dennoch geliebten Frau nur: „Häää? Was?“, und nach der zweiten oder dritten Wiederholung: „Wieso, ist doch erst viertel vor neun.“ Oder: „Willst du mit einer Furie auf die Party gehen?“ Als einer der wenigen kennt nur Ex-Posh-Spice Victoria die umgekehrte Version: Bei Beckhams ruft der selbstverliebte Metro-Mann David seiner wartenden Frau zu, dass er leider noch ein Viertelstündchen braucht, um seine aktuelle Frisur zu föhnen. Die kann sich allerdings schon wieder geändert haben, bevor sie überhaupt fertig ist.
Achtung Riesenpickel
Eine überaus gefährliche Situation ergibt sich, wenn wir Männer unsere Frauen mit ihrem inzwischen perfekt gestylten Gegenüber im Spiegel sprechen hören: „Wie sieht das denn aus? Wird das ein Riesenpickel? Ich kann wirklich nicht mitgehen.“ Oder: „Ogottogottogott, eine neue Falte.“ Gnade ihm Gott, wenn der Mann das falsch kommentiert. „Klar, das wird ein volleitriges Monsterding da auf der Nase“ etwa ist ein Satz, den auszusprechen sich nur die wenigsten trauen. Vielmehr sind die meisten Männer – vom seltsame Blüten treibenden Schönheitswahn der Frauen zum Mitmachen gezwungen – in den vergangenen Jahren in die Defensive gegangen. „Nönö“, nuscheln sie und „kaum zu sehen, das kleine Dingchen, also da muss man aber schon ganz genau, also, so gut wie überhaupt nicht, also ich seh nichts“, lügen sie, um END-LICH doch noch loszukommen. Selbst der gut gemeinte Tipp „Tu halt über Nacht ein bisschen Zink drauf“ würde nur bedeuten, dass da wirklich etwas Erschreckendes heranwächst. Einmal mehr sollten die Männer schweigen und übersehen, was deutlich sichtbar ist: Höflichkeit heißt das in den Benimm-Büchern. Sogar der beruhigende Hinweis, dass Jane mit ihren 29 Jahren noch keine einzige Falte hat, schiebt sie meist mit einem mütterlichen „Nett, dass du das sagst, aber wir wissen beide, dass das eine charmante Lüge ist“ zurück. Was soll Mann also tun? Dafür sorgen, dass sich seine Jane mit ausreichend Kosmetika eindecken kann.
Wenn nämlich Tarzan genug Essen ranschaffte, musste Jane weniger Beeren sammeln und Wurzeln rupfen (ruinierte sich also nicht die Nägel, Tarzan dafür aber seinen Rücken – egal). Sie hatte Zeit, er musste schaffen. Auch das ist so geblieben und belegt, dass Tarzan gar keine Zeit hat, sich der
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