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Ich töte lieber sanft (German Edition)

Ich töte lieber sanft (German Edition)

Titel: Ich töte lieber sanft (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George V Higgins
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weißes Hemd und ein irgendwie grün kariertes Jackett. Er hatte sich seit Tagen nicht rasiert. Auf seiner linken Wange war ein großer roter Bluterguss, und an seinem linken Ohr klebte Blut. Die schwarzen Schuhe waren entlang der Sohlennaht aufgeplatzt, sodass die nackten Fußballen zu sehen waren. Er schaffte es fast durch den ganzen Wagen, bevor die Türen sich schlossen. Er beugte sich vor und stützte sich mit der linken Hand auf die orangerote Rückenlehne eines Sitzes. Die Knöchel waren aufgeschrammt und blutig. Er ließ sich rückwärts auf den Sitz fallen. Die Türen schlossen sich, und der Zug fuhr weiter in Richtung Dorchester.
    »Muss Spaß gemacht haben«, sagte Russell. »Ich würd gern mal den anderen sehen.«
    »Nein, der ist hingefallen«, sagte Frankie. »Mein Vater ist öfters so nach Hause gekommen. Das war ein seltsamer Typ. Der Zahltag war überhaupt kein Problem – er hat den ganzen Tag gearbeitet, dann hat er seinen Scheck abgeholt, ist nach Hause gekommen und hat ihn meiner Mutter gegeben, und dann sind sie ausgegangen, einkaufen und so. Sie sind zurückgekommen und haben ferngesehen, und er hat vielleicht ein, zwei Flaschen Bier getrunken. Höchstens zwei. Wenn ich morgens runterkam, stand oft noch ein Glas mit abgestandenem Bier auf dem Tisch neben seinem Sessel. Ich weiß noch, wie ich es mal probiert hab. Ich hab gedacht: Wie kann man so was Ekliges bloß trinken? Und dann ist er zur Arbeit gegangen. Manchmal gabs aber keine Arbeit. Oft sogar. Und dann ist er meistens einfach nach Hause gekommen und hat gelesen oder so. Hat nie viel geredet. Aber hin und wieder, ohne dass irgendwas gewesen wäre, verstehst du, man hat ihm gar nichts angemerkt, ist er eben nicht nach Hause gekommen, nicht immer, aber hin und wieder. Und er hat jedes Mal gewusst, dass er das tun würde. Denn wenn er nicht nach Hause kam, wenn er überfällig war, fing meine Mutter an, sich Sorgen zu machen und hin und her zu gehen und Ave Marias aufzusagen, und wenn er um halb acht noch immer nicht da war, ist sie zum Küchenschrank gegangen. Da haben sie das Geld aufbewahrt, das sie nicht zum Einkaufen gebraucht haben. In einem Erdnussbutterglas. Und wenn er nicht nach Hause kam, war das Glas immer leer. Immer. Und dann blieb er mindestens drei Tage weg, und wenn er dann wiederkam, sah er aus wie der Typ eben. Er ist immer hingefallen.
    Ich weiß noch«, sagte Frankie, »wie ich ihn das letzte Mal auf der Farm besucht hab. Ich musste ihn dahin bringen, weil … na ja, es war eigentlich hauptsächlich die Idee von meinerMutter. Sie hat gesagt: ›Du bist jetzt zwanzig. Kümmer dich um ihn. Ich würds ja tun, aber ich hab die Nase voll. Kümmer du dich um ihn.‹ Also hab ich ihn rausgefahren zu Drop-Kicks. Du weißt schon, Dr. P.K. Murphys Farm. Ich liefere ihn also da ab, und er ist voll wie eine Strandhaubitze. Ach ja, und er hatte gerade ein neues Gebiss gekriegt. Er will mir was sagen, und ich kapiere auch, was er mir sagen will, nämlich, dass ich sein Gebiss nehmen soll. Das Ding hatte ihn zweihundertsechzig Dollar gekostet. Aber was soll ich mit dem Gebiss von dem Alten? Ich würds wahrscheinlich selber verlieren. Also sage ich zu einem von den Pflegern, dass mein Alter sich das wahrscheinlich wieder anders überlegen wird, und darum sollen die das Ding in Verwahrung nehmen. Sie haben das Gebiss in einem Kasten eingeschlossen. Ich habs mit eigenen Augen gesehen.
    Eine Woche später hab ich ihn besucht«, sagte Frankie. »Ich meine, ich mochte den Alten. Er hat nie zugeschlagen. Wie Sandy sich rumgetrieben hat, das hat ihn schier verrückt gemacht, aber er konnte nichts machen. Er war kein schlechter Kerl. Also bin ich rausgefahren und hab ihn besucht.
    Sie haben alle im hinteren Saal herumgesessen«, sagte Frankie. »Da hatten sie Tische und einen Fernseher, und es sah aus wie eine verdammte Bar. Ich weiß nicht, vielleicht sollte das so sein. Sie kriegten morgens um neun einen Drink, den nächsten gabs mittags, und um sechs am Abend noch einen. Aber manche von denen … Mann, da waren überall … der ganze Wald drumrum war voller Flaschen. Man lässt sich einweisen, aber vorher sagt man ein paar Kumpels Bescheid, damit sie jeden Tag hinfahren und eine Flasche an einer Stelle deponieren, die man ihnen gesagt hat. Einer von den Pflegern hat mir erzählt, dass sie mal einen hatten, der immer im Tee war, ohne dass er je in den Wald gegangen wäre. Aber die Pfleger haben das ebengemerkt, und darum fingen sie an, ihn

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