Ich Töte
seines ungeheuren musikalischen Wissens genossen hatten, fand sich spontan ein Weg, ihn in die Belegschaft von Radio Monte Carlo aufzunehmen. Seine Mutter wollte es kaum glauben. Pierrot konnte irgendwo bleiben, während sie arbeitete, und verdiente obendrein noch eine Kleinigkeit dazu.
Doch vor allem war er glücklich.
Versprechen und Wetten, dachte Jean-Loup. Manchmal wurde eines gehalten, manchmal wurde eine gewonnen. Vielleicht gab es Besseres auf der Welt, aber das war wenigstens etwas.
Pierrot trat in den Aufzug, die CDs mit einer Hand an sich gepresst, um den Knopf zu drücken.
»Ich bringe die hinunter in das Zimmer , dann komme ich zu dir und sehe deine Sendung .«
Das Zimmer war seine persönliche Bezeichnung für das Archiv, und eine Sendung sehen war in diesem speziellen Fall keine seiner üblichen Wortschöpfungen. Es bedeutete, dass er heute hinter der großen Fensterfront bleiben und Jean-Loup, seinem besten Freund, 16
seinem größten Idol, mit großen Augen zuhören und zuschauen durfte. Normalerweise war Pierrot um die Zeit, zu der Jean-Loups Sendung ausgestrahlt wurde, langst zu Hause und verfolgte sie am Radio.
»Prima, ich halte dir einen Platz in der ersten Reihe frei.«
Die Tür schob sich vor Pierrots Lächeln, das die sterilen Leuchten des Aufzugs weit überstrahlte.
Jean-Loup überquerte den Treppenabsatz und gab den alphanumerischen Code ein, der die Tür öffnete. Direkt gegenüber vom Eingang befand sich der lange Schreibtisch, an dem Raquel in ihrer Doppelrolle als Rezeptionistin und Sekretärin arbeitete. Die junge Frau, eine schlanke Brünette mit einem schmalen, aber hübschen Gesicht, die normalerweise nichts aus der Ruhe bringen konnte, deutete empört mit dem ausgestreckten Zeigefinger auf ihn.
»Du lebst gefährlich, mein Lieber. Eines Tages lasse ich dich draußen verschmoren, wirst sehen!«
Jean-Loup trat auf sie zu und schob den Zeigefinger beiseite wie den Lauf einer geladenen Pistole.
»Hat dir nie jemand gesagt, wie gefährlich es ist, so mit dem Finger zu zeigen? Was, wenn der zufällig geladen wäre und plötzlich losginge? Und überhaupt, wie kommt es, dass du um diese Uhrzeit noch hier bist? Ich hab auch schon Pierrot getroffen. Ist hier irgendwo eine Party, von der ich nichts weiß?«
»Keine Party, nur Überstunden. Alles deine Schuld, du machst die Hörer verrückt und wir müssen Sonderschichten schieben.«
Sie wies mit dem Kopf nach hinten.
»Geh zum Boss, er hat Neuigkeiten.«
»Gute? Schlechte? So lala? Hat er sich schließlich doch noch durchgerungen, um meine Hand anzuhalten?«
»Ich weiß nur, dass er dich sprechen möchte. Er ist im Büro des Präsidenten«, wich Raquel ihm lächelnd aus.
Jean-Loup ging an ihr vorbei. Seine Schritte wurden von dem blauen, mit stilisierten, cremefarbenen Krönchen übersäten Teppich gedämpft. Nach wenigen Schritten blieb er vor der letzten Tür auf der rechten Seite stehen. Er klopfte an und trat ein, ohne ein »Herein« abzuwarten. Der Boss saß am Schreibtisch und, wie sollte es anders sein, telefonierte. Zu diesem Zeitpunkt hatte sich die Luft in seinem Zimmer bereits in einen mystischen Nebel verwandelt, in dem sich die Seele der Zigarette, die er in der Hand hielt, mit den Seelen all der anderen vereinigte, die er bereits geraucht hatte.
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Der Intendant von Radio Monte Carlo war der einzige Mensch, von dem Jean-Loup wusste, dass er diese barbarisch stinkenden russischen Zigaretten rauchte, die mit dem langen Pappmundstück, das vor dem Rauchen in einer Art Voodoo Ritual eingeknifft werden musste.
Robert bedeutete ihm, sich zu setzen.
Er ging zu einem der schwarzen Ledersessel vor dem Schreibtisch hinüber und machte es sich bequem. Wahrend Robert das Gespräch beendete und das Motorola zuklappte, versuchte Jean-Loup, den Rauch vor sich wegzuwedeln.
»Wollen wir aus diesem Zimmer ein Reservat für die Liebhaber von Nebel machen? Von London oder vom Tod? Oder vielmehr von London und vom Tod? Weiß der Präsident, dass du in seiner Abwesenheit das Büro verpestest? Falls nicht, habe ich genug Material, um dich bis ans Ende deiner Tage damit zu erpressen.«
Radio Monte Carlo, der italienischsprachige Sender des Fürstentums, war von einer Gesellschaft geschluckt worden, die einen Pool von Privatsendern besaß und ihren Sitz in Italien hatte, in Mailand.
Die Leitung hier in Monaco lag jedoch vollständig bei Bikjalo, und der Präsident ließ sich nur zu besonders wichtigen Anlässen blicken.
»Du
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