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Ich und er und null Verkehr

Ich und er und null Verkehr

Titel: Ich und er und null Verkehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Schneyder
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einigen Jahren in die Brüche
gehen. Ich erwähnte, dass das Finanzielle auch ein wichtiger Faktor sei, und
ich glaube mich erinnern zu können, dass ich auf ihren Protest hin einräumte,
dass Geld natürlich keine Garantie für Beständigkeit sei. Und ich habe …
    Verdammt! Ich habe den alten Lorenz als Beispiel angeführt. Den
alten Lorenz mit seiner jungen Geliebten. Genau so war es.
    Aber kann Sandra so leichtsinnig gewesen sein, das weiterzuerzählen?
Ich meine, wo sie doch weiß, dass solche Informationen entscheidend für einen
Prozess sein können? Dass sie der anwaltlichen Schweigepflicht unterliegen? Und
dass ich streng genommen nicht einmal mit ihr darüber reden dürfte?
    Das weiß sie doch, oder?
    Dann taucht ein anderes Bild vor meinem geistigen Auge auf: Sandra
und ihre Freundinnen. Wie sie sich unterhalten. Schnattern wie ein Haufen
aufgeregter Gänse! Unmöglich, sich vorzustellen, dass da nicht ab und zu intime
Details ausgeplaudert werden. Die erzählen sich doch alles, einfach alles! Und
dann noch so wunderbar frische Schmutzwäsche über einen Promi …
    Verdammt noch mal! Natürlich, das muss es sein! Sandra hat es
jemandem erzählt. Ihrer Freundin Susi zum Beispiel. Oder Kerstin im
Kindergarten. Oder ihrer Mutter. Oder …
    Es gibt unzählige Personen, denen Sandra
das erzählt haben könnte. Und diese Personen haben dann mit anderen Personen
geredet, und die wieder mit ihren Bekannten und … Ich hätte es ebenso gut aufs Titelblatt der Bild-Zeitung drucken lassen können.
    Die Erkenntnis trifft mich wie ein Hammerschlag.
    Sandra war die undichte Stelle! Sie hat herumgetratscht und damit
meine Karriere zerstört – gerade jetzt, wo es doch auch sonst nicht so gut
läuft.
    Ich bin fassungslos. Auf einmal spüre ich, wie die Wut in mir
hochkommt. Ich muss sie sofort anrufen, sie fragen, ob sie jemandem davon
erzählt hat. Sie wird es natürlich abstreiten, aber sie ist eine schlechte
Lügnerin. Ich werde es sofort heraushören, ob sie das war oder nicht.
    Und wenn doch, dann gnade ihr Gott!
    Spontan greife ich nach meinem Handy, kann mich dann aber gerade
noch rechtzeitig zügeln. Ich kann jetzt nicht anrufen, zumindest nicht, solange
Ivana Lorenz neben mir steht und mich wegen meiner Cleverness anhimmelt. Sie
würde alles mitbekommen, und dann wäre schon hier alles vorbei.
    Ich mache ein paar tiefe Atemzüge, um mich zu entspannen, und bemühe
mich krampfhaft um einen souveränen Gesichtsausdruck.
    Endlich kommt der Aufzug. Die Türen öffnen sich, und in dem Moment
sehe ich Rebecca Theesink aus der Kanzlei kommen. Als sie uns erblickt, bleibt
sie überrascht stehen. Einen Augenblick lang wirkt sie unschlüssig, dann setzt
sie ein überlegenes Lächeln auf.
    Sie weiß es. Ich kann es an ihrem Gesichtsausdruck sehen. Sie weiß,
dass ich geblufft habe, sie weiß, dass ich nichts, absolut gar nichts in der
Hand habe für den bevorstehenden Prozess.
    Dennoch lächle ich trotzig zurück. Ich schiebe Ivana Lorenz vor mir
in den Lift, und das Letzte, was ich von Rebecca Theesink zu sehen bekomme, ist
der Hohn in ihren Augen.
    Nicht zu fassen, wie sich diese Frau am Unglück anderer weidet.
    Und nicht zu fassen, dass ich mit ihr fünf Jahre meines Lebens
verbracht habe.

Ich
    Â»Und die haben dich wirklich für einen Pornostar
gehalten?« Susi ist noch ganz aufgeregt und hopst nervös auf der Couch herum.
    Â»Wenn ich’s dir sage! War ja auch kein Wunder bei den Klamotten«,
murmele ich und nippe an meinem Glas.
    Susi zieht einen Schmollmund. »Was kann ich denn dafür, dass du da
mit einem knallroten Lippenstift reinspazierst. Ich habe dich sogar
ausdrücklich davor gewarnt, weißt du noch?«
    Â»Ja, ich weiß«, sage ich schwach. »Wir konnten beide nichts dafür.«
    Dann atme ich tief durch und nehme noch einen Schluck. Vielleicht
habe ich ja bloß überreagiert. Ich meine, was ist denn schon großartig
passiert? Es gab eine kleine Verwechslung, na und? Okay, es war eine peinliche
Verwechslung.
    Eine verdammt peinliche Verwechslung
sogar.
    Aber wer sagt denn, dass das schadet? Wenigstens haben die jetzt
mein vollständiges Buch in ihren Händen, und das ist doch das Einzige, was
zählt, oder?
    Â»Wie hat die denn ausgesehen?«, will Susi auf einmal wissen.
    Â»Wer?«, frage ich gedankenverloren

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