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Ich und er und null Verkehr

Ich und er und null Verkehr

Titel: Ich und er und null Verkehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Schneyder
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sondern
auch hübsch. Und sie ist Wohnraumdesignerin.
    Jetzt kichert sie. »Ach Quatsch, Sandra, ich mache doch nur Spaß.
Die Männer meiner Freundinnen haben mich noch nie interessiert, und du bist
meine beste Freundin. Außerdem, was soll Martin an
mir finden, was er an dir nicht hat?«
    Mal sehen.
    Die Wahnsinnsfigur?
    Die azurblauen Augen?
    Die naturblonden Haare?
    Die Superkarriere?
    Die Fähigkeit, eine Maß Bier auf ex zu trinken?
    Je mehr ich darüber nachdenke, desto deprimierter werde ich. Susi
ist der personifizierte Traum eines jeden Mannes. Insgeheim beschließe ich, sie
in Zukunft von Martin fernzuhalten.
    Â»Wenn du meinst«, sage ich dennoch und fühle mich geschmeichelt.
    Â»Siehst du. Aber mal im Ernst.« Susi schenkt uns Wein nach und beugt
sich dann zu mir vor. »Glaubst du, er hat eine andere?«
    Â»Eine andere?« Darüber muss ich nicht lange nachdenken. Ich schüttle
den Kopf. »Nein, ausgeschlossen.«
    Â»Wieso bist du dir da so sicher?«, fragt Susi verwundert.
    Â»Weil er immer das Gleiche macht. Er fährt zur Arbeit, geht danach
manchmal ins Fitnessstudio und dann ins Cheerio. Verstehst du, sein Leben ist
völlig … transparent für mich. Und dort, wo er sich bewegt, kennen mich die
meisten auch. Ich glaube nicht, dass er sich da eine Affäre leisten könnte,
ohne dass ich davon erfahren würde.«
    Â»Hm, das klingt logisch«, meint Susi nach kurzem Nachdenken.
    Â»Ja, eben. Nein, ich glaube, es liegt einfach daran, dass wir schon
über ein Jahr zusammen sind. Die erste Verliebtheit ist weg, und auf einmal
beginnen einen Kleinigkeiten zu nerven, die man vorher gar nicht bemerkt hat.«
    Susi nickt eifrig. »Das kenne ich. Ich war mal zwei Monate mit einem
Typen zusammen, und dann erst habe ich bemerkt, dass er einen Pyjama mit
Paisleymuster trägt. Kannst du dir das vorstellen?«
    Ich starre sie einen Moment lang sprachlos an. Ȁh, ja, ungefähr das
meine ich.«
    Â»Trägt Martin etwa auch Pyjamas mit
Paisleymuster?« Susi macht ganz große Augen, als wäre sie dahintergekommen,
dass Martin ein Massenmörder ist.
    Â»Nein, das nicht. Es sind ein paar andere Sachen, die …«
    Das Läuten meines Handys unterbricht mich. Ich hole es aus der
Handtasche. »Es ist Martin!«, rufe ich aufgeregt. In meinem Bauch beginnt es zu
kribbeln wie von tausend Ameisen. Ich kann es kaum erwarten, ihm von meinen
phantastischen Neuigkeiten zu berichten.
    Â»Super!«, sagt Susi. »Am besten nimmst du ab und meldest dich mit …«
    Â»Hi, Schatz, endlich erreiche ich dich«, quietsche ich aufgeregt ins
Telefon.
    Â»Hast du mit jemandem über den Fall Lorenz gesprochen?« Martins
Stimme klingt ganz fremd. Das muss an der Verbindung liegen. Und seltsam: kein
Hallo, kein Wie-geht-es-dir, kein gar nichts. Er muss wohl einen schlechten Tag
gehabt haben. Aber das macht nichts, wenn ich ihm erst von …
    Â»Hast du mit irgendjemandem über den Fall Lorenz gesprochen?«, kommt
es noch einmal aus dem Hörer, und der seltsame Ton in seiner Stimme verursacht
ein nervöses Flattern in meiner Magengrube.
    Â»Welcher Fall Lorenz?«, frage ich unsicher und sehe, wie Susi ein
erstauntes Gesicht zieht.
    Â» Der Fall Lorenz«, sagt Martin mit
Nachdruck. »Der Scheidungsfall des Bauunternehmers Hermann Lorenz, dessen Frau
ich vertrete.«
    Jetzt klingelt’s bei mir. »Ach, du meinst diesen fiesen Geldsack,
den Blinky mit der blonden Sexbombe ertappt hat. Und seine Frau … wie hieß die
noch gleich …?«
    Â»Ivana!«, souffliert Susi. »Die heißt Ivana!«
    Â»Genau, Ivana, diese ehemalige Miss irgendwas, die fordert jetzt ein
paar Millionen von ihm«, sage ich eifrig, als säße ich in einer Prüfung.
    Am anderen Ende der Leitung herrscht kurzes Schweigen.
    Â»Wer ist da bei dir?«, fragt Martin dann.
    Â»Das ist Susi. Ich bin bei ihr, und wir feiern ein bisschen, weil …«, sprudelt es aus mir heraus.
    Â»Dann weiß sie es also!«
    Â»Was weiß sie?« Langsam werde ich ein bisschen verwirrt.
    Â»Von dem Fall Lorenz.«
    Â»Ja, kann sein. Ich meine, ich weiß nicht …« Jetzt bin ich völlig durcheinander. Was haben Susi und ich
denn mit diesem dämlichen Lorenz zu tun?
    Und plötzlich bekomme ich ein schlechtes Gewissen, ohne mir
irgendeiner Schuld bewusst zu sein. Susi hat mitbekommen,

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