Ich und er und null Verkehr
mir.«
»Na, das ist doch super«, sagt Susi fröhlich. »Ãberleg mal: Bei
Baumann hast du einen nachhaltigen Eindruck hinterlassen â ob positiv oder
nicht, ist in dem Fall egal â, das bedeutet, er wird dein Manuskript schnell
weitergeben. Und die Lektorin kennt dich ja nicht, das heiÃt, die wird ganz
objektiv an die Sache rangehen. Also, wenn du mich fragst, viel besser hätte es
gar nicht laufen können.«
Sie strahlt mich an, und mir wird ganz warm ums Herz. Susi ist so
klug, und was ich am meisten an ihr mag, ist, dass sie an jeder noch so
verfahrenen Situation noch was Positives findet.
Gleich fühle ich mich besser. Ich nehme einen Schluck Wein und
schnappe mir auch einen Keks.
»Was hat Martin überhaupt dazu gesagt?«, will Susi wissen.
»Wozu?«
»Na, dazu, dass du einen Verlag gefunden hast?«
»Ach, gar nichts ⦠das heiÃt, er weià es noch nicht. Ich habe ihn
den ganzen Tag nicht erreicht. Wahrscheinlich hat er wichtige Termine.«
»Das ist aber schade. Der wird sicher Augen machen, meinst du
nicht?«
Ja, das wird er, da bin ich mir sicher. Und es wird auch eine
Genugtuung für mich. Mir ist nämlich nicht verborgen geblieben, dass Martin
mein Buchprojekt insgeheim immer ein wenig belächelt hat. Natürlich hat er sich
bemüht, das nicht zu zeigen, aber manchmal kamen ihm doch Kommentare wie »Kinderkram«
oder »Zwergenliteratur« über die Lippen, und ich glaube, dass er auch meinen
Beruf nicht ganz ernst nimmt. Aber irgendwie kann ich das auch verstehen, wo er
doch Rechtsanwalt ist und sich tagtäglich mit den kompliziertesten Fällen
herumschlagen muss. Und ganz ehrlich, unter uns: seit ich weiÃ, dass seine
vorherige Freundin eine Topanwältin war, habe ich mich ihm irgendwie nie ganz
ebenbürtig gefühlt.
Wenn jetzt aber mein Buch herauskommt, wird sich das ändern. Als
Buchautorin â was sage ich, Bestsellerautorin â steht man doch wohl auf einer
Stufe mit einem Rechtsanwalt, oder nicht?
Ãberhaupt glaube ich, dass das unserer Beziehung guttun wird. In
letzter Zeit ist es nämlich nicht so gut gelaufen. Nicht dass wir groÃen Krach
gehabt hätten oder so, aber das richtige Feuer war irgendwie ⦠nicht mehr da.
»Was hast du?«, fragt Susi, als sie meinen nachdenklichen
Gesichtsausdruck sieht.
»Ach, nichts.« Ich mache eine wegwerfende Handbewegung. »Ich habe
nur nachgedacht, über Martin und mich.«
Susi ist meine beste Freundin. Sie erkennt es sofort, wenn mich der
Schuh drückt. »Gibtâs etwa Probleme bei euch?«, fragt sie.
»Nein, nein, nicht wirklich«, beeile ich mich zu sagen. »Es ist nur ⦠in letzter Zeit ist es nicht mehr so wie am Anfang.«
Sie macht ein besorgtes Gesicht. »Irgendwas Besonderes? Streitet ihr
euch?«
»Streiten?« Ich denke kurz nach. »Nein, das nicht. Ich meine,
sicher, ich bin schon mal genervt, weil ich manchmal glaube, dass er lieber bei
seinen Kumpels im Cheerio herumhängt als bei mir zu Hause, und er führt mich
kaum mehr aus, und er kocht nicht mehr so oft für mich â¦Â«
Susi reiÃt die Augen auf. »Er kocht für
dich?«
»Ja, wusstest du das nicht?« Seltsam, da quatscht man täglich mit
seiner Freundin, und dennoch weià die überhaupt nichts über einen. Worüber reden wir eigentlich, wenn wir stundenlang zusammenhocken?
»Ein Rechtsanwalt, der kochen kann, auch nicht schlecht. Was kocht
er denn so?«
»Hm, eigentlich alles. Wiener Schnitzel, Steak, Schweinebraten â¦Â«
»Aha, nach dem Motto: Fleisch ist mein Gemüse«, unterbricht sie
mich.
»Nein, nein, nicht nur das. Er macht auch hervorragende Spaghetti in
verschiedensten Variationen, al dentenatürlich âbesser als in den meisten Restaurants, kann ich dir sagen
â und Punschtörtchen â¦Â«
»Punschtörtchen? Jetzt machst du Witze!« Susi guckt ungläubig.
»Nein, und die sind echt lecker.«
»Wow!« Susi ist ganz fertig. »Falls du deinen Martin mal über hast,
schick ihn mal bei mir vorbei. Ein Punschtörtchen backender Anwalt, und noch
dazu so gut aussehend â¦Â«
»Susi!« Ich schaue sie streng an. »Lass ja die Finger von Martin!«
Jetzt weià ich auch, warum ich Martins Kochkünste nie erwähnt habe.
Susi wäre eine ernst zu nehmende Konkurrentin. Sie ist nicht nur klug,
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