Ich war der Märchenprinz
lacht und sie nur pflichtschuldig grinst, aber null kapiert, und man sieht, daß es in ihrer Birne einfach nicht einhakt, und das passiert dauernd — dann guckt sie so verstört und hilflos: da habe ich sie unheimlich gern, möchte sie in den Arm nehmen und trösten »macht ja nix.« M. — du wirst nie begreifen, warum das mit dem Oimel komisch ist, nie.
Es interessiert sie auch nicht. Weder der Oimel noch der ganze Traum. Sie hat ihn ja nicht geträumt. »Was für’n Sternzeichen bist du?« fragt sie. »Skorpion«, sage ich. Sie kreischt mittel-schrill «Ha! Das habe ich mir gedacht! Typisch!« Und dann erzählt sie mir was über »Skorpione«. Die sind hinterhältig und tückisch und ich weiß nicht wie giftig, rücksichtslos, beharrlich, egozentrisch, aber sehr zärtlich, mutig und clever, aber wenn es sein muß, geh’n sie über Leichen, außerdem — »wart’ mal, ich habe da ein ganz phantastisches Buch!« Dann will sie meine Geburtsstunde wissen und den Wochentag, und ich sage Sonntag, 17.00 Uhr zum Tee. Und sie wühlt und blättert in diesem Buch, »aber deinen Aszendenten weißt du nicht zufällig?« und ich sage »zufällig doch, Mars, wegen der Energie.« Und sie schluckt alles und liest mir einen unglaublichen Schwachsinn vor, behauptet aber steif und fest, daß das alles auf mich zutrifft. Nicht, daß sie etwa wirklich daran glaubt, Horoskope und so, obwohl es da auch Unterschiede gibt, weil es darauf ankommt, wer das nun ausgestellt hat, nein, sie glaubt nicht wirklich daran, aber es hat sich erwiesen, daß an der Astrologie als solcher eben doch ’ne Menge dran ist. Und überhaupt ist es ganz erstaunlich, was sie da schon für Erfahrungen mit gemacht hat und neulich erst und so weiter. Außerdem, wenn der Mond es fertig bringt, so gewaltige Wassermassen auf der Erde zu bewegen, warum sollten dann viel größere Himmelskörper als der Mond, also die Sterne, warum sollten die dann nicht im Stande sein, das menschliche Leben zu beeinflussen. Und im übrigen könne man an dieser Beschreibung des Skorpion, die ja eben in erheblichem Maße auf mich zuträfe, sehen, daß das alles gar nicht so blöde ist. Ich sage: »Und steht da auch drin, daß ich mich heute vor zu engen Schuhen hüten soll?« Und sie antwortet: »Ich finde das Scheiße, wenn du mich nicht ernst nimmst.«
Ich merke zu spät, daß sie da schon eingerastet ist. Barmherzigkeit hätte ich walten lassen sollen, aber nein, es mußte ja gesagt werden: »Nimm’s mir nicht übel. Ich bin Steinbock.«
Kein Kreischen, kein Lachen, nur noch tiefe Betroffenheit.
Linke Frau, 24, — abgeschossen.
Mache den Versuch, sie zu trösten — »laß mich!« Sie schminkt sich den Mund so rot wie’s geht, sie ist verunsichert. Tja, Arne, es gibt mehr zwischen Frauenfrage und Frauenantwort, als deine Schulweisheit sich träumen läßt. Sie macht sich frustriert davon und ich den Abwasch.
Dabei war die Nacht nicht schlecht gewesen. Ich war gut in Form, und sie fickt ja wirklich wie eine Weltmeisterin. Aber da kommt noch was nach — das ist klar. Ich habe wieder vergessen, rechtzeitig die entscheidende Frage zu stellen: »Gnädige Frau, ich möchte für mein Leben gern an der uns gemeinsam auferlegten Verantwortung partizipieren und mir, entschuldigen Sie gütigst die Unterbrechung der Romantik und verzeihen Sie meine offene Art, die Frage erlauben, welchen Weg, eine mögliche Befruchtung Ihrer dafür vorgesehenen Eizellen zu verhindern, wir gemeinsam gehen wollen. Ist Ihnen ein Präservativ meinerseits willkommen, oder haben Sie einen anderen Vorschlag zu unterbreiten?« Scheiße, ich habe nicht daran gedacht, ich war zu geil.
Ich weiß, warum. Ich bin zu männlich. Ich bin kein unmännlicher Mann. Ich habe zuviele Ausfälle. Wenn sie einen will, der kurz bevor es so weit ist, der kurz bevor er in sie »eindringt«, noch alle seine Sinne beisammen hat und im Stande ist, ganz cool eine wissenschaftliche Frage zu stellen — wenn sie so einen Mann will, und wenn sie so einen Mann als »unmännlichen Mann« bezeichnet: dann bin ich falsch bei der jungen Frau. Dann bin ich total falsch. Und da ändere ich mich auch nicht mehr — da bin ich nämlich nicht lernfähig. Und ich weiß auch, warum: weil ich es in meinem tiefsten Inneren nicht will. Und da lasse ich auch nicht an mir rumerziehen. Pädagogische Bemühungen sind unerwünscht. Und wenn es denn wirklich eine Macke sein sollte, dann bitte ich gütigst um Akzeptanz. Ich kann nämlich mit der Macke
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