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Ich war der Märchenprinz

Ich war der Märchenprinz

Titel: Ich war der Märchenprinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Piewitz
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voran, und ganz im Verborgenen macht er faschistisch-militaristischen Kreisen in der dritten Welt unanständige Angebote. Das ist eben ein Paranoiker, sonst ginge das gar nicht. Der hat das total verinnerlicht, bei dem ist auch nichts mehr zu reparieren, der muß so liquidiert werden wie er ist oder eben auch nicht.
    Das ist eben in unserer Szene grundsätzlich anders: ich kann nicht vormittags für eine Springer-Zeitung Karikaturen zeichnen, nachmittags gegen AKWs demonstrieren oder für El Salvador Geld spenden, und abends meiner Freundin in die Fresse schlagen. Wenn’s eine Moral gäbe, unverrückbar feste moralische Werte: meine Moral wäre echt zumindest konsequenter als die des Bundeskanzlers. Daß ich, wenn man allgemein gültige humanistische Werte als Maßstab nimmt, auf einer total anderen Skala als der Bundeskanzler stattfinde, ist ja wohl sowieso klar.
    Also, ich könnte niemals eine »Beziehung« haben mit so einer Frau wie der Frau des Bundeskanzlers, und auch mit seiner »offiziellen« Freundin — das wäre ganz und gar unmöglich. Denn diese Frauen sind ja so strukturiert, daß sie den Quatsch des Bundeskanzlers mitmachen. Die solidarisieren sich nicht mit anderen unterdrückten Frauen, die wehren sich nicht, die machen nicht mal den Versuch, die anstehenden Probleme zusammen mit ihren Typen in der WG oder in der Gruppe, jedenfalls auf etwas breiterer Ebene, auch nur ansatzweise zu diskutieren — die spielen das Spielchen des Bundeskanzlers nicht nur mit, die mogeln sogar, damit der Hirsch und seine Spießgesellen auch sicher gewinnen. Jedenfalls, diese Frauen kannst du echt vergessen, die würde ich nicht mal an meinem schäbigsten Joint mit deutscher Hecke riechen lassen, die sind das Müsli nicht wert, das du ihnen auf das Seidenblüschen hustest. Ich meine natürlich nicht die Freundinnen des Bundeskanzlers aus der weiteren Umgebung, die quasi bezahlten. Die sind im Prinzip revolutionäres Potential, potentielle Verbündete, die wir gewinnen müssen.
    Dann gibt’s noch diese Über-Frauen, wie die englische Regierungschefin zum Beispiel, wo ja auch wohl erst eine Autopsie eindeutig erweisen wird, daß es sich bei diesem eisernen Besen um eine Frau gehandelt hat; über die kann ich echt nichts sagen. Diese Frauen — mag ja sein, daß die eine wichtige Funktion erfüllen, indem sie als Speerspitze in männliche Positionen einbrechen und diese Positionen erstmal für die Frauen besetzen. Mag sein, daß die wirklich ihren Beitrag zur Efrauzipation leisten, weil sie in größtmöglicher Öffentlichkeit das traditionelle Rollenspiel durchbrechen und beweisen, daß sie sich zumindest effektiver durchsetzen können als eine ganze Reihe männlicher Konkurrenten. Mag sein, daß das objektiv so ist. Aber wenn mir jemand erzählen wollte, diese Frauen wüßten um diese ihre Rolle in der Geschichte, und sie würden ihre Funktionen bewußt im Sinne und zur Stärkung der Frauenbewegung ausüben — das würde ich niemandem abnehmen. Ich kann es natürlich nicht beweisen, aber ich glaube eben daran: im Kopf z.B. der englischen Premierministerin steckt ein männliches Gehirn. Wie das da hinein gekommen ist — keine Ahnung. Irgendeine Mutation. Durch sauren Regen vielleicht.
    Daß das ein männliches Gehirn ist, wird schon eindeutig durch die Tatsache belegt, daß die ihren Ehemann genauso abledert wie der Bundeskanzler seine Ehefrau. Logo, oder?

    Bei uns muß es möglich sein, den Beziehungskram — verflucht, wo sind denn die ach, da sind sie ja, »—«, an der Basis zu diskutieren, da muß jede(r) seine Ängste und Schwierigkeiten einbringen können, ohne Vorbehalt. Denn irgendwie belastet eine gestörte »Beziehung« ja auch immer das Umfeld, das müssen die Betroffenen ja auch mal sehen. Deswegen finde ich ein gewisses Mitspracherecht aus dem engeren Umfeld schon angebracht, wenn zwei Leute mit ihrer »Beziehung« nicht klarkommen. Da muß man denen auch mal sagen dürfen, nun laßt mal diese ganze Scheiße, das bringt doch nichts. Von daher komme ich mit M. gut klar, das sieht sie wohl auch so. Das ist schon irgendwo eine alternative Frau: in der Frauenfrage stark engagiert, im sozialen Bereich nicht nur betroffen, sondern auch sehr interessiert und mit einem gewissen Durchblick, im Stande, sich selbst zu versorgen und in einem Ambiente lebend, wo nicht gleich jede kleine Rote-Zellen-Intimität nach außen getragen wird...
    Keine Frage: M. »paßt« zu mir. Nach den zur Zeit gültigen

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