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Ich war Jack Falcone

Ich war Jack Falcone

Titel: Ich war Jack Falcone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joaquinn Garcia
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die zahlreichen Delikte der Verdächtigen in Frage kamen. Sie hatten die Absicht, die Verdächtigen gemäß dem Bundesgesetz gegen das organisierte Verbrechen (RICO) anzuklagen. Voraussetzung ist zunächst das Geständnis, einem Verbrecherclan anzuge­hören. Sie lasen sämtliche Aufzeichnungen durch und markierten alle ­Stellen, an denen Greg DePalma den Ausdruck »Gambino-Clan« oder »Gambino-Familie« so benutzte, dass es einem Eingeständnis seiner Mitgliedschaft gleichkam.
    Sie arbeiteten Tag und Nacht. Es ist erstaunlich, wie hart und präzise sie arbeiteten. Das mussten sie auch. Ich hing einen Tag lang mit Greg DePalma herum und verbrachte den nächsten mit den Staatsanwälten. Sie arbeiteten zwölf bis 13 Stunden täglich. Wenn sie sagten: »Ich brauche dies und das; sag mir, wo es steht«, half ich ihnen, es zu finden. Es war eine Ehre, mit diesen Leuten zu arbeiten: Ed O’Callaghan, Chris Conniff und Scott Marrah. Sie unterstützten die Ermittlungen von Anfang an und wollten sie fortsetzen; aber sie wussten, dass das FBI nicht genügend Agenten dafür abstellte.
    Schließlich legten die Staatsanwälte die Beweise gegen die 32 Gambinos dem Großen Geschworenengericht vor, das alle Verdächtigen anklagte. Dann schmiedeten wir einen Festnahmeplan und besprachen, welche Teams aus FBI-Agenten und Spezialagenten des Arbeitsministeriums für welche Verdächtigen zuständig waren. Frühmorgens am 9. März 2005 schwärmten die Teams in New York und New Jersey aus und nahmen alle bis auf einen fest. Die Teams hatten Durchsuchungsbefehle bei sich und beschlagnahmten gestohlene Gegenstände: die Uhren und Fernseher, die wir den Ganoven während der Ermittlungen geschenkt oder verkauft hatten.
    Ironischerweise war Chris Sucarato, den ich im Laufe der Ermittlun-gen zuerst kennengelernt hatte, der Einzige, der damals entkam. Sobald die Festnahmen begannen, lief das »Mafiatelefon« heiß. Angenommen, ein Verdächtiger wurde mit seiner Freundin angetroffen. Er wurde ver­haftet, und sie fing an zu telefonieren. Außerdem erfuhr die Mafia von dem Einsatz, weil in allen Nachrichtensendungen darüber berichtet wurde. Chris floh und tauchte neun Monate lang unter. Dann schnappten wir auch ihn.
    Jeder Verdächtige erfuhr, dass ich FBI-Agent war. Das geschah, um mich zu schützen. Als die ganze Gruppe dem Richter vorgeführt wurde, um die Anklage zu hören, erfuhr ich, dass sie alle Greg ächteten – weil ich Gregs Mann war! Einige von ihnen wollten nicht glauben, dass ich ein FBI-Agent war. Deshalb setzten sie ein Kopfgeld auf mich aus. Sie dachten, ich sei genau das, was ich behauptet hatte: ein Ganove aus Florida, den man umgedreht hatte und der jetzt mit der Justiz zusammenarbeitete.
    In den Tagen vor dem Prozess verteidigten sich alle außer Greg – alle anderen 31 Mafiosi und Verbündete, die wir angeklagt hatten. Ich wunderte mich nicht darüber, dass Greg schwieg. Zwar hatte er sich im Fall Scores verteidigt; aber ich vermute, dass er das nur für seinen Sohn getan hatte und weil John Gotti jun. ihn dazu gedrängt hatte. Greg gehörte zur alten Schule. Er würde nie seine Schuld eingestehen.
    Ich erwartete, Greg werde versuchen, den Richter und die Geschwore nen mit seinen Gesundheitsproblemen übers Ohr zu hauen. Ich kannte Greg. Er hatte wirklich alle Leiden, die er für sich reklamierte. Er war Diabetiker, er hatte nur noch eine halbe Lunge, er hatte Krebs, und er hatte einen Herz­ anfall überlebt. Aber er ließ sich von all diesen Krankheiten nicht unterkriegen. Er ging immer mit forschen Schritten und war immer in Eile. Er war ein starker Mann, der sehr charmant sein konnte und dann plötzlich den kränklichen, todkranken Alten spielte, um Mitleid zu erregen. Er konnte blitzschnell umschalten, wann immer er wollte. Dann wurde aus dem harten Burschen das, was wir im Spanischen pobrecito nennen – ein armer Kerl.
    Als der Prozess begann, fürchtete ich, dass meine Tarnung auffliegen würde, denn die Medien hatten ausführlich über den Fall berichtet, und wir wussten, dass das Verfahren ein Medienzirkus sein würde. Wir vermute­ten, dass jemand mich fotografieren und meine Identität enthüllen würde. Aber ich arbeitete ja noch an anderen Fällen! Darum baten wir nachdrücklich darum, meinen Namen aus den Protokollen zu streichen, um meine Identität zu schützen. Der Richter lehnte ab. Er sagte, mein Name sei bereits öffentlich bekannt. Das konnte ich nicht bestreiten, so sehr es mir auch missfiel. Wir

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