Ich war Jack Falcone
dass ich zu einer Verabredung mit einem Ganoven fuhr und der Treffpunkt von Agenten und Polizisten anderer Behörden wimmelte.
»Was tut ihr hier?«
»Was tun Sie hier?«
»Ach, ich möchte nur ein bisschen Geld waschen.«
»Wirklich? Wir auch. Wir waschen es für einen Drogenhändler.«
Das kann zu einem echten Chaos führen. Theoretisch sind die Justizbehörden eine kleine Welt. Aber es gibt so viele verschiedene Behörden, die den Drogenhandel bekämpfen, dass es hektisch wird: das FBI, die DEA, die New Yorker Polizei, die gemeinsame Einsatztruppe, die Staatsanwaltschaft, die Polizei des Bundesstaates, der Zoll, die Finanzbehörde und das ATF (Büro für Alkohol, Tabak und Schusswaffen) des Finanzministeriums. Es gibt mehr Drogenfahnder als Drogenhändler!
Oft werden Informationen nicht ausgetauscht. Manche Leute hüten ihre Macht oder ihr Wissen eifersüchtig, damit nicht andere den Lohn ernten. Und wenn eine Behörde eine andere ins Vertrauen zieht, wirbt diese häufig den Informanten ab. Das kommt ständig vor. Im Idealfall sollte eine einzige Behörde für Drogen zuständig sein. Aber Menschen und Organisationen haben ihre eigenen Reviere und Pläne; darum glaube ich nicht, dass sich in nächster Zeit etwas ändern wird.
Nun ja, ich machte mir mit meinem Auftritt vor meinen Vorgesetzten keine Freunde. Aber das war mir egal. Immerhin konnte ich etwas mehr Zeit herausschinden. Es ist lächerlich, wenn man seine Vorgesetzten dazu überreden muss, eine einzigartige Chance zu nutzen und dem organisierten Verbrechen einen schweren Schlag zu versetzen.
Kapitel 19
»Beim Bumsen lasse ich mich gerne küssen!«
Die Einmischung meiner Chefs machte mir schwer zu schaffen. Obwohl wir Beweise gegen mehrere Dutzend Mafiosi sammelten, obwohl ich bald als Jack Falcone in die Mafia aufgenommen werden sollte und obwohl wir unaufhörlich Informationen über das organisierte Verbrechen lieferten, waren die New Yorker Außenstelle und Washington fest entschlossen, den Fall abzuschließen. Aber ich wusste von Greg, dass meine Initiation nur noch ein paar Wochen entfernt war. Was tun?
Unsere Ausbilder hatten versprochen: »Wenn ihr ein Problem nicht lösen könnt, helfen wir euch.« Okay, dachte ich, jetzt stehe ich vor einem Problem, das ich nicht lösen kann. Wir haben einen großen Fall, aber das Büro hört mir nicht zu.
Während eines Telefongesprächs mit meinem Dienstvorgesetzten erfuhr ich, dass der Fall in zwei Monaten abgeschlossen werden sollte. Auch er wollte nicht weitermachen. »Die hohen Tiere haben uns vor vollendete Tatsachen gestellt«, sagte er.
Damit meinte er, der Chef in Washington habe eingegriffen und ihm Anweisungen erteilt. Aber ich tat so, als kapierte ich nicht.
»Tatsächlich?«, sagte ich voller Sarkasmus. »Was ist denn passiert?«
»Sie haben beschlossen, dass die Ermittlungen nicht in sechs, sondern in zwei Monaten eingestellt werden.«
»Moment mal!«, rief ich. »Üblich sind sechs Monate. Was hat es mit dieser Zweimonatsfrist auf sich?«
»Das haben sie entschieden«, erklärte er. »Tut mir leid, Jack. Es gibt nichts, was ich oder mein Kollege im Hauptquartier tun könnten.«
Ich hielt das für totalen Blödsinn, weil ich wusste, dass dieser Fall ihnen von Anfang an ein Dorn im Auge gewesen war. Und ich bin kein verrückter Hitzkopf, der sich so etwas ausdenkt.
Also rief ich die Abteilung für verdeckte Ermittlung im Hauptquartier an und sagte: »Ihr seid da, um mir zu helfen, oder? Dann helft mir. Man will mich abservieren.«
Das Glück war mir hold, denn ich erreichte einen großartigen Kollegen: Mike Costanzi, der später die Leitung der Operation Steal Pier übernahm, bei der es um Korruption im öffentlichen Dienst von Atlantic City ging. Ich berichtete ihm, was vorgefallen war.
»Was sagen die?«, fragte er wütend. »Moment mal! Das dürfen die nicht machen!«
Er verlangte eine Besprechung in New York. Niemand im New Yorker Büro ist sonderlich erfreut, wenn das Hauptquartier sich einmischt, schon gar nicht, wenn es um verdeckte Ermittlungen geht. Wir hielten also eine Konferenz ab, um darüber zu diskutieren, warum der Fall vorzeitig beendet werden sollte.
Vor diesem Meeting bat ich Mike Campi, den Koordinator für alle Maß nahmen gegen das organisierte Verbrechen im New Yorker Büro, um Unter stützung. Er ist ein Kenner der Cosa Nostra. Neben den einzelnen leitenden Verwaltungsbeamten in den Dezernaten gibt es in großen FBI-Büros auch einen koordinierenden
Weitere Kostenlose Bücher