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Ich war Jack Falcone

Ich war Jack Falcone

Titel: Ich war Jack Falcone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joaquinn Garcia
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erklärt es uns«, verlangte Mike.
    Natürlich konnten sie es nicht erklären. Es war peinlich für sie und für uns alle. Der Leiter der Abteilung für organisiertes Verbrechen in New York sagte übrigens gar nichts. Offenbar war das sein Führungsstil. Ich an seiner Stelle hätte mich sehr über die beiden Kollegen geärgert, die diese Behauptungen aufgestellt hatten. Leider saß er nur da und griff nicht ein.
    So ging es eine Weile hin und her. Dann änderte unser Chef seine Story. »Wir wollten den Fall beenden«, sagte er jetzt, »weil alle Ziele erreicht und übertroffen wurden. Es war die richtige Zeit, ihn abzuschließen.«
    Ich hatte genug gehört. Darum sagte ich ihnen, was ich von all diesem Bockmist hielt.
    »Erstens finde ich es unerträglich, dass ihr von mir verlangt habt, allein hierher zu fahren«, begann ich. »Zweitens glaube ich nicht, dass ihr euch ärgert, weil ich das Hauptquartier eingeschaltet habe. Ihr versucht seit einem Jahr, die Ermittlungen einzustellen!«
    Es gab Widerspruch allenthalben. Dann sprachen wir über den Fall und seinen potenziellen Wert im Kampf gegen das organisierte Verbrechen. Sonst passierte nichts. Einige Leute hätten zumindest verwarnt werden müssen, weil sie gelogen hatten. Von Washington überrumpelt? Dass ich nicht lache!
    Ich wusste, was die Stunde geschlagen hatte. Der Fall war unseren Vorgesetzten in New York und im Hauptquartier zu heiß geworden. Nur deshalb wollten sie ihn beenden – sie vertrugen die Hitze nicht. Dabei brauch ten sie gar nicht viel zu ertragen. Sie brauchten den Dingen nur ihren Lauf zu lassen. Joe Pistone war sechseinhalb Jahre als Donnie Brasco in der Mafia gewesen. Ich bat nur um einen Bruchteil dieser Zeit. Mir war klar, dass ich tun musste, was Roberto Durán im Kampf gegen Sugar Ray getan hatte: die Hände heben und »No más« sagen. Ich wusste, dass ich verloren hatte.
    Meine Gegner wollten sich nur im Glanz des Falles sonnen. Ich hatte versucht, ihnen begreiflich zu machen, was der Fall bedeutete und was er uns noch einbringen konnte. Ebenso gut hätte ich mit Zweijährigen reden können. Wenn sie mir nur ein paar weitere Monate gegeben hätten, würde dieses Buch ein Kapitel über die Zeremonie enthalten, die mich zum initiierten Mitglied der Mafia gemacht hätte, und ein weiteres Kapitel darüber, wie wir dank meiner Bürgschaften alle fünf New Yorker Clans mit verdeckten Ermittlern unterwandert hätten.
    Viele Kollegen hatten eine Menge Arbeit in diesen Fall investiert. Es war Teamarbeit. Wir profitierten voneinander. Gemeinsam waren wir unbesiegbar. Vielleicht hätten wir der Mafia Paroli bieten können; aber im Kampf gegen die Bürokratie des FBI waren wir offensichtlich nicht unbesiegbar.
    Das Gegenargument lautet: Wäre ich in der Mafia geblieben und initiiert worden, hätten die Mafiosi mich womöglich umgebracht oder ich hätte den Befehl erhalten, jemanden zu ermorden. Der Fall wäre vielleicht zu groß und unhandlich geworden, und die Ermittlungen gegen die ursprünglichen Verdächtigen wären im Sand verlaufen. Meiner Meinung nach ist das Quatsch. Als verdeckter Ermittler musste ich jeden Tag mit dem Tod rechnen – das ist mein Berufsrisiko. Und wie könnte ein Fall zu groß werden? Je größer, desto besser! Warum 32 Ganoven verhaften, wenn wir alle fünf Mafiaclans aufreiben oder ihren Terror gegen die Menschen in New York zumindest erheblich eindämmen können? Warum ermittelt das FBI überhaupt gegen das organisierte Verbrechen, wenn es nur halbherzig ­geschieht?

Kapitel 20
Das Volk gegen Greg DePalma
    Jetzt, da die Undercover-Operation vorbei war, begann die Zusammen­arbeit mit dem Generalstaatsanwalt. Wir stellten die Beweismittel gegen die 32 Gambinos und anderen Mafiosi zusammen, die wir anklagen wollten. Ich habe enormen Respekt vor den Staatsanwälten, mit denen wir zusammenarbeiteten. Während der Ermittlungen hatten wir sie ständig über die Straftaten unterrichtet, deren Zeugen wir gewesen waren. Ab und zu hatte ich sie persönlich getroffen; aber normalerweise macht das der Case Agent. Wir brauchten die Erlaubnis des Generalstaatsanwalts, um Abhörgeräte einzusetzen, zum Beispiel in Restaurants. Außerdem muss der Generalstaatsanwalt zustimmen, wenn das FBI einem verdeckten Ermittler eine neue Aufgabe zuweist.

    In diesem Fall mussten die Staatsanwälte Tausende von Seiten durchlesen – die schriftliche Rohfassung aller aufgezeichneten Gespräche – und nach Aussagen suchen, die als Beweise für

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