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Ich war Jack Falcone

Ich war Jack Falcone

Titel: Ich war Jack Falcone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joaquinn Garcia
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wie ein Cop und sprach wie ein Cop – es gab keinen Zweifel daran, welchem Beruf ich nachging. Ich war ein kubanischer Emigrant, und meine Familie besaß absolut nichts, als wir das Glück hatten, in dieses Land auszuwandern. Und jetzt war ich Special Agent beim FBI. Wenn das nicht der amerikanische Traum ist! Ich wollte nur eines: Türen eintreten, flüchtige Ganoven fangen und Kriminelle verhaften! Ich weiß, das hört sich fast kind­lich unschuldig an; aber ich empfand wirklich so. Und so fühle ich heute noch, nach fast 30 Jahren in diesem Beruf. Ich arbeitete zwar nicht undercover wie Serpico, der Held meiner Kindheit; aber ich war an schwieri­gen Ermittlungen beteiligt und lernte von den besten Kollegen: Ed Petersen, Pat Johnson, Dan McLaughlin, Ron Romano, Ron Butkiewicz – echte FBI-Legenden. Aber in jeder anderen Hinsicht lebte ich meinen Traum.
    Dann erhielt ich eines Tages den Auftrag, mir als verdeckter Ermittler Zutritt zu diesen »Massagesalons« zu verschaffen.
    Ich hielt das für verrückt. »Sie werden mich durchschauen!«, rief ich aus. »Ich bin doch der typische Cop! Sie entlarven mich in zwei Sekunden!«
    Sie ignorierten meinen Protest und schickten mich los. Ich legte die Krawatte, das weiße Hemd und die Oxfords ab und zog Turnschuhe und ein Polohemd an. Das Hemd lag im Kofferraum meines Autos, und ich benutzte es beim Fitnesstraining. Ein Polizist kann nicht in einen »Massagesalon« gehen, wenn er diese Oxfordschuhe mit gebogener Kappe trägt, mit denen die Regierung ihn ausrüstet!
    Das erste Etablissement auf meiner Liste befand sich in einem Sandsteinhaus im Osten der Stadt. Damals waren fast alle »Massagesalons« in Sandsteinhäusern untergebracht. Es gab keinen lauten Türsteher, der herumschnüffelte. Ein Kunde brauchte einen Termin oder musste den Leuten bekannt sein.
    Da stand ich nun, nervös wie ein Teenie, und klopfte an die Tür. Eine kleine Luke öffnete sich.
    Ich wusste, dass jemand mich musterte.
    »Kann ich Ihnen helfen?«
    »Lassen Sie mich rein«, sagte ich mit bebendem Herzen – ungelogen. »Ich will reinkommen.«
    Einen Augenblick später hörte ich, wie die Tür aufgeschlossen wurde, und ich war drinnen.
    Das Lokal war nichts Besonderes. Es war nicht schmuddelig, ramponiert oder schäbig; aber es war auch kein Luxussalon. Im Hauptraum, der offenbar ein Wohnzimmer gewesen war, als noch jemand in dem Haus gewohnt hatte, standen zwei Sofas und ein Tisch. An einer Bar saßen ein paar Typen und tranken. Sie sahen aus wie Nachbarn – Geschäftsleute, Freiberufler. Niemand schlich herum, keiner hatte ein verschlagenes Gesicht. Die Kunden waren total entspannt. Sie kamen herein, tranken ein paar Cocktails, taten, was sie nicht lassen konnten, und gingen dann nach Hause zu ihren Frauen oder Freundinnen.
    Niemand stand unter Drogen oder lag auf dem Boden. Es ging sehr ­manierlich zu. Manchmal tauchten Mädchen im Morgenmantel auf. Man wählte eine von ihnen aus und ging mit ihr in ein Hinterzimmer. Damals kostete eine »Massage« 50 bis 75 Dollar. Die Salons glichen den Vereinten Nationen – es gab Frauen jeder Rasse und Herkunft. Heute sind es meist Asiatinnen; aber damals war es eine bunte Mischung.
    Ein sehr attraktives Mädchen kam im Morgenmantel heraus und führte mich in ein Hinterzimmer.
    »Zieh dich aus«, sagte sie.
    »Ich – ich suche nur eine Freundin«, stotterte ich.
    »Kein Problem«, sagte sie. »Zieh einfach die Hose aus.«
    Ich fühlte mich wie Jackie Gleason, der Ralph Kramden spielt. Alles, was ich sagen konnte, war: »Äh, hm, äh.« Ich wusste nicht, was ich tun sollte. Dafür war ich bestimmt nicht ausgebildet worden.
    Also zog ich meine Hose aus. Da stand ich nun in meinen Boxershorts und sagte: »Hören Sie, ich will eigentlich nicht massiert werden. Ich suche nur ein Mädchen namens China. Sie ist eine Freundin von mir, und ich habe ein paar Sachen, die ihr gehören. Wissen Sie, wo sie ist?«
    »Ich kenne sie«, sagte das Mädchen. »Aber ich weiß nicht, wo sie steckt. Sie hat mal hier gearbeitet, aber jetzt ist sie woanders. Kann Ihnen nicht sagen, wo. Wollen Sie wirklich keine Massage?«
    Glauben Sie mir, das Mädchen war wunderschön – langes braunes Haar und eine großartige Figur. Aber ich war dienstlich hier, und eine Massage stand nicht auf dem Dienstplan. Also zog ich meine Hose an und ging. Ich sah noch, dass sie mit dem Rausschmeißer über mich sprach; aber niemand machte mir Ärger. Ich verließ einfach das Haus, und das

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