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Ich war Jack Falcone

Ich war Jack Falcone

Titel: Ich war Jack Falcone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joaquinn Garcia
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mit Diamanten, Rubinen und Smaragden. Es war bestimmt eine halbe Million Dollar wert. Tony stellte es stolz und furchtlos in den Badlands zur Schau – denn wer würde es ­wagen, ihn zu belästigen? Wenn ihm das Bargeld ausging, dienten ihm die riesigen Schmuckstücke als Notgroschen – er konnte einen der Edelsteine verpfänden und seine Schulden begleichen.
    Das äußere Erscheinungsbild eines Drogenviertels kann täuschen. Von außen mögen die Häuser wie Mietsreihenhäuser aussehen, aber im Inneren leben viele Drogenhändler und die anderen schweren Jungs in erstaunlichem Luxus. Innen glichen die Häuser mancher Hauptverdächtigen – der Drogenbosse bestimmter Viertel – einer Elektronikhandlung mit den ­neuesten und besten Fernsehern, Stereoanlagen und Haushaltsgeräten. Sie hatten schöne Möbel, teure Teppiche und Luxusautos. Tony fuhr beispielsweise einen Rolls-Royce Corniche. Einige hatten zu Hause sogar kleine Manegen für Hahnenkämpfe.
    Das Leben in dem Viertel, in dem sie mit Drogen handelten, verschaffte ­ihnen ein Gefühl der Sicherheit und bot einen ständigen Nachschub an zuverlässigen Helfern. Drogenbosse beschäftigten Verwandte und Freunde, um die Drogen zuzubereiten und zu verkaufen, Geld zu kassieren und andere Auf­gaben zu übernehmen, die der Drogenhandel mit sich bringt. Sie fühlten sich dort wohl, weil alle in der Umgebung sich vor ihnen in Acht nahmen – so wie Mafiosi vom Schutz der Gemeinschaft in den fünf Stadtvierteln profitieren. Diese Drogenhändler könnten überall leben; aber sie wollen in die­ser Gegend bleiben, weil sie sich dort sicher fühlen. Man verdiente ­offenbar eine Menge Geld, wenn man Wetten annahm und Drogengeschäfte vermittelte.
    Damals, Ende der 1980er - Jahre, konnte man auf den Straßen von Phi ladelphia und jeder anderen Großstadt ein Kilo fast reines Kokain für 1 7 000 bis 2 5 000 Dollar kaufen. Aber der Verkaufswert auf der Straße war sehr viel höher. Zuerst verdünnte man es mit Babylaktose, Inositol oder einer anderen Chemikalie und verdoppelte dadurch das Gewicht. Drogenhändler nennen das »strecken«. Die Dealer investierten also Geld für ein Kilo Stoff und verkauften zwei Kilo. Für den durchschnittlichen Konsumenten, der sich verzweifelt nach einem schnellen Drogenrausch sehnt, ist die Verfügbarkeit wichtiger als die Reinheit. Er nimmt das Risiko in Kauf, verdünntes Kokain zu bekommen, meist in einem Papierbeutel, der ein Gramm enthält und hundert Dollar kostet. Rechnen wir es einmal durch: Ein Kilo Kokain, das zu 95 Prozent rein ist, wird zweimal verdünnt und liefert drei Kilo Stoff. Der Konsument zahlt hundert Dollar für ein Gramm. Die investierten 1 7 000 bis 2 5 000 Dollar werfen also einen Bruttogewinn von 30 0 000 Dollar ab.
    Viele Drogenhändler zahlen nicht einmal den vollen Preis, wenn sie einkaufen, und erzielen auf diese Weise eine Wertsteigerung, von der Immo­bilien- und Aktienhändler nur träumen können. Ein paar tausend Dollar »Anzahlung« für ein Kilo werfen einen Gewinn ab, der hundertmal höher ist als die Investition. Einfacher ausgedrückt: Nach Abzug aller Kosten ist für jedes verkaufte Kilo ein steuerfreier Reingewinn von einer viertel Million Dollar möglich.
    Natürlich ist es nicht so einfach, als Drogenhändler zu leben. Zunächst einmal hat er es mit einem Netzwerk von schwer bewaffneten Lieferanten zu tun, die nicht zögern, jeden zu ermorden, der ihnen widerspricht oder auch nur im Geringsten verdächtig vorkommt. Zweitens ist es gesetzlich verboten, Rauschgift zu kaufen und zu verkaufen, obwohl man bei dem städtischen Drogensupermarkt auf dem Gehsteig einen anderen Eindruck haben könnte. Man muss immer damit rechnen, dass ein »Kunde« ein ­Polizist ist. Jetzt komme ich ins Spiel
    Bei meiner Größe und meinem Gewicht – inzwischen wog ich 136 Kilo – passte ich nicht in das Bild, das Drogenhändler sich von einem Cop machten. Darauf bauten wir, als aus Tony, dem Buchmacher, ein kooperierender Zeuge wurde. 4 Van Marsh stellte ihn mir vor, weil er jemanden suchte, der ihn ablöste, sich um Tony kümmerte, den Fall weiter bearbeitete und die verdeckte Ermittlung übernahm, während er seine wohlverdiente Beförderung an der FBI-Akademie genoss.
    Tony hatte jetzt eine neue Aufgabe: Leute, mit denen er Geschäfte machte, davon zu überzeugen, dass ich ein echt schwerer Junge war, ein Drogenhändler und Geldwäscher. Und in den nächsten paar Jahren setzte Tony sein Leben aufs Spiel, als er mir

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