Ich weiss, dass du luegst
kleine Fehler in ihren Text ein, um nicht allzu glatt zu wirken. Ein faszinierendes Beispiel für diesen Trick liefert der Enthüllungsjournalist James Phelan in seinem Bericht über den Schwindel um die Howard-Hughes-Biographie.
Jahrelang hatte niemand mehr Howard Hughes gesehen. Umso stärker war die Öffentlichkeit von dem Milliardär fasziniert, der auch Filme produzierte, eine Fluggesellschaft besaß und Eigentümer des größten Spielkasinos in Las Vegas war. Hughes war so lange nicht mehr gesehen worden, dass manche glaubten, er sei bereits tot. Es war erstaunlich, dass jemand, der so zurückgezogen lebte wie er, einem Autor seine Zustimmung gegeben haben sollte, eine Biographie über ihn zu schreiben. Doch genau das behauptete Clifford Irving. Der McGraw-Hill-Verlag zahlte Irving 750.000 Dollar für die Publikationsrechte, die Zeitschrift Life legte 250.000 Dollar für drei Vorabdrucke auf den Tisch - und dann stellte sich das Ganze als Schwindel heraus!
Clifford Irving war «ein großartiger Hochstapler, einer der besten überhaupt. Ein Beispiel: Als wir ihn ins Kreuzverhör nahmen, um seine Geschichte zu zerpflücken, machte er nicht den Fehler, sie jedes Mal auf die gleiche Art und Weise zu erzählen. Stets gab es kleine Abweichungen, und wenn wir ihn bei einer solchen erwischten, räumte er sie freimütig ein. Der durchschnittliche Schwindler hat seine Geschichte aufs Wort genau festgelegt, deshalb kann er sie immer und immer wieder ohne Abweichungen erzählen. Ein ehrlicher Mensch macht normalerweise kleine Fehler, vor allem wenn es um eine lange, komplizierte Geschichte wie die von Cliff geht. Cliff war schlau genug, um das zu wissen, und legte einen erstklassigen Auftritt als ehrlicher Mann aufs Parkett. Wenn wir ihn bei etwas ertappten, das belastend aussah, sagte er geradeheraus: Der Mangel an Vorbereitung oder eine fehlerhafte Erinnerung an den ausgedachten Text kann aber auch durch die Art, wie ein Text vorgetragen wird, Täuschungshinweise liefern - selbst wenn keine inhaltlichen Widersprüche auftauchen.
Die Notwendigkeit, jedes Wort zu überdenken, bevor es ausgesprochen wird - indem man verschiedene Möglichkeiten abwägt und nach Worten oder Einfällen sucht -, kann durch Sprechpausen zum Ausdruck kommen. Subtilere Anzeichen sind eine Anspannung des unteren Augenlids oder der Augenbraue sowie bestimmte Veränderungen der Gestik (was in den Kapiteln 4 und 5 ausführlicher erklärt wird). Wenn jemand seine Worte sorgfältig abwägt, bevor er sie ausspricht, ist das natürlich nicht immer ein Täuschungshinweis, aber unter manchen Umständen eben schon. Als Jerry Ruth fragt, mit wem sie am Telefon gesprochen habe, weist ihre sorgfältige Wortwahl jedenfalls auf eine Lüge hin.
Gefühle verleugnen
Das Scheitern beim Ausdenken, sorgfältigen Planen und Einstudieren des falschen Textes ist nur einer der Gründe, warum Fehler beim Lügen gemacht werden, die dann zum Anhaltspunkt für eine Täuschung werden. Fehler entstehen auch aus der Schwierigkeit, ein Gefühl zu verbergen oder zu heucheln. Nicht jede Lüge ist mit Gefühlen verbunden, aber wenn es der Fall ist, wird der Lügner mit besonderen Problemen konfrontiert. Der Versuch, ein Gefühl in dem Augenblick zu verbergen, wo es auftaucht, könnte durch Worte verraten werden, doch abgesehen von Versprechern passiert das normalerweise nicht. Solange der Lügner ein verheimlichtes Gefühl nicht eingestehen möchte, muss er es nämlich gar nicht in Worte fassen. Schwieriger ist es, seinen Gesichtsausdruck, schnelles Atmen oder eine Anspannung in der Stimme zu verbergen.
Sobald Emotionen ins Spiel kommen, tauchen automatisch Veränderungen auf - wahllos und willkürlich. Diese Veränderungen ergeben sich im Bruchteil einer Sekunde. Als Jerry in Heirate mich Ruth der Lüge bezichtigt, hat sie keine Schwierigkeiten, die Worte «Ja, du hast recht!» zurückzuhalten. Dennoch ergreift sie Panik, dass ihre Affäre entdeckt werden könnte, sodass sie sichtbare und hörbare Anzeichen dafür aussendet. Sie entscheidet sich zwar nicht für die Panik,
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