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Ich weiss, dass du luegst

Ich weiss, dass du luegst

Titel: Ich weiss, dass du luegst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Ekman
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ihre Taten verantwortlich gemacht werden sollten.

    Wer kann Lügner fangen?

    Beim Schreiben von Ich weiß, dass du lügst schien die untersuchte Art von Lüge - Täuschungsmanöver, um intensive Emotionen im Augenblick des Lügens zu verheimlichen - kaum Bezug zu den Lügen zu haben, die Diplomaten, Politiker, Kriminelle oder Spione verbreiten. Es war zu befürchten, dass professionelle Lügenermittler wie Polizisten, CIA-Agenten, Richter sowie Psychologen und Psychiater, die für die Regierung arbeiten, womöglich übertrieben optimistisch waren, was ihre Fähigkeit betraf, aus Verhaltenshinweisen auf Lügen zu schließen. Ziel war es, jene zu warnen, deren Arbeit Urteile über Lügen und Wahrhaftigkeit verlangt, jedem zu misstrauen, der behauptet, aus einer Verhaltensweise, die im Strafjustizsystem Gebaren genannt wird, auf einen Betrug schließen zu können. Es ging um den Rat, ihrer eigenen Fähigkeit, einen Lügner aufzuspüren, kritischer gegenüberzustehen.
    Inzwischen gibt es aussagekräftiges Beweismaterial dafür, dass die Warnung an die Adresse der meisten professionellen Lügenermittler, etwas vorsichtiger mit ihrer Selbsteinschätzung umzugehen, angemessen ist. Aber möglicherweise wurde der Fall vielleicht übertrieben dargestellt. Es überrascht, dass manche professionellen Lügenermittler aus Verhaltenshinweisen sehr gut auf Lügen schließen können, woraus sich einiges über sie selbst und über die Gründe ihres Erfolgs schließen lässt. Jetzt besteht Grund zu der Annahme, dass sich die Erfahrungen mit Lügen im Umkreis von Emotionen auch auf bestimmte Lügen im politischen und im kriminellen Kontext sowie in der Spionageabwehr anwenden lassen.
    Wahrscheinlich wären dem Autor diese Erfahrungen versagt geblieben, wenn Ich weiß, dass du lügst nicht bereits geschrieben worden wäre. Ein Psychologieprofessor, der experimentelle Laborforschung über Lügen und Emotionen betreibt, trifft normalerweise nicht auf Leute, die im Strafjustizsystem oder in der Welt der Spionage und Spionageabwehr arbeiten. Diese professionellen Lügenermittler lernten den Autor nicht über seine wissenschaftlichen Publikationen kennen, die in den letzten dreißig Jahren erschienen sind, sondern durch Medienberichte über seine Arbeit im Zusammenhang mit der Veröffentlichung von Ich weiß, dass du lügst. Bald wurden Lehrgänge für Landesund Bundesrichter, Strafverteidiger und Polizisten gehalten. Ebenfalls interessiert waren Prüfer, die Lügendetektoruntersuchungen für das FBI, die CIA, die NSA, die Drogenbekämpfungsbehörde DEA, den Secret Service, die Armee, die Marine und die Luftwaffe durchführen.
    Für diese Personen ist das Lügen keine theoretische Angelegenheit. Sie üben ihre Arbeit mit äußerster Ernsthaftigkeit aus, und genauso ernst nehmen sie die neuen Erkenntnisse, nicht wie Studenten, die das akzeptieren, was ihr Professor sagt, weil er die Noten gibt. Die akademischen Referenzen sind in solchen Gruppen nicht unbedingt ein Vorteil. Diese Menschen verlangen Beispiele aus dem wirklichen Leben, es geht um Erfahrungen aus der Praxis und Kenntnisse, die sie am nächsten Tag anwenden können. Man kann ihnen erzählen, wie schwer es ist, einen Lügner aufzuspüren, sie aber müssen dieses Urteil morgen treffen und können nicht auf weitere Forschungsergebnisse warten. Sie wollen jede Hilfe neben der Warnung zu mehr Vorsicht, sind aber äußerst skeptisch und kritisch.
    Erstaunlicherweise waren sie auch sehr viel flexibler, als man dies von der akademischen Welt gewöhnt ist. Sie waren viel eher bereit, Vorgänge und Verfahren in ihrer Arbeit zu verändern, als die meisten Lehrplanverantwortlichen an Universitäten. Ein Richter fragte einmal in der Mittagspause, ob er seinen Gerichtssaal umbauen lassen sollte, damit er die Gesichter der Zeugen sehen kann statt deren Hinterköpfe. Diese einfache Idee war neu, aber seitdem wurde dieser Vorschlag von vielen anderen Richtern umgesetzt, und sie ließen die Säle umräumen.
    Ein Agent des Secret Service berichtete, wie schwer es sei zu beurteilen, ob eine Person, die eine Drohung gegen den Präsidenten geäußert habe, lügt, wenn er oder sie sagt, die Drohung sei nicht ernst gemeint gewesen, sondern sollte nur einen Freund beeindrucken. Mit einem furchterregenden Gesichtsausdruck erzählte der Agent, wie er und seine Kollegen entschieden hatten, dass Sarah Jane Moore nur eine «Spinnerin» und keine echte Attentäterin sei. Sie wurde am 22. September 1975

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