Ich weiss, dass du luegst
als sie ehrlich ihre Gefühle über den Blumenfilm beschrieben. Aus mindestens zwei Gründen hatten die Illustratoren abgenommen: Die Schülerinnen hatten weder Übung darin, die erforderliche Lüge zu erzählen, noch hatten sie Zeit gehabt, einen Text vorzubereiten. Hinzu kamen intensive Emotionen, die Furcht vor Entlarvung und die Reaktionen auf den Film, in dem viel Blut vorkam. Die Ergebnisse zahlreicher Wissenschaftler bestätigen, dass Illustratoren im Vergleich zu Situationen, in denen jemand die Wahrheit sagt, beim Lügen eingeschränkt auftreten.
Wie bereits erwähnt, ist es wichtig, Illustratoren von Emblemen zu unterscheiden. Denn wenn jemand lügt, treten bei beiden Verhaltensweisen gegenteilige Veränderungen auf. So nehmen die emblematischen Ausrutscher zu, während die Illustratoren weniger werden. Die entscheidenden Unterschiede zwischen Emblemen und Illustratoren liegen in der Genauigkeit von Bewegung und Botschaft. Für das Emblem sind beide zwingend: Es darf keine beliebige Bewegung sein. Nur eine genau definierte Bewegung vermittelt die exakte Botschaft. Im Gegensatz dazu haben wir es bei den Illustratoren mit einer Vielzahl von Bewegungen zu tun, sodass wir vielleicht nur eine verschwommene statt einer präzisen Botschaft vermitteln. Nehmen wir zum Beispiel das O.-k.-Emblem Daumen auf Zeigefinger, wobei es nur eine Möglichkeit der Darstellung gibt. Geht der Daumen zum Mittelfinger oder zum kleinen Finger, wäre die Botschaft nicht ganz klar. Auch die Bedeutung ist ganz speziell - «O. k.», «das ist gut», «in Ordnung».| i Illustratoren ergeben-von dem Gesprochenen gelöst - wenig Sinn. Beobachtet man die untermalenden Gesten, ohne die Worte zu hören, wird man nicht viel über den Gesprächsinhalt erfahren. Doch sobald die Person ein Emblem einsetzt, ändert sich die Situation. Ein weiterer Unterschied zwischen Emblemen und Illustratoren wird in folgendem Umstand deutlich: Obwohl beide gezeigt werden, wenn sich Menschen unterhalten, können Embleme statt eines Wortes benutzt werden, wenn jemand nicht sprechen kann oder will. Illustratorische Bewegungen tauchen, per definitionem, ausschließlich während des Sprechens auf. Sie können die Rede nicht ersetzen und kommen auch nicht zum Einsatz, wenn Menschen nicht sprechen.
Der Lügenermittler muss bei der Interpretation von Illustratoren vorsichtiger sein als bei emblematischen Ausrutschern. Wie bereits beschrieben, können bei Illustratoren sowohl Othello- als auch Brokaw-Fehler auftreten, während das bei emblematischen Ausrutschern nicht der Fall ist. Stellt der Lügenermittler ein Nachlassen der Illustratoren fest, muss er - außer der Lüge - alle anderen Gründe ausschließen, warum jemand sorgfältig jedes Wort abwägt.
Weniger zweideutig ist der emblematische Ausrutscher. Die übermittelte Botschaft reicht normalerweise aus, um dem Lügenermittier die Deutung zu erleichtern. Er muss den Verdächtigen nicht unbedingt kennen, um dessen emblematischen Ausrutscher zu interpretieren, denn eine solche Aktion hat eine klare Botschaft. Da Individuen sich in ihrer Illustratorenquote enorm voneinander unterscheiden, kann sich der Lügenermittler kein Urteil über sie erlauben, es sei denn, er hat eine Vergleichsgrundlage. Will man also Illustratoren oder die meisten anderen Täuschungshinweise deuten, ist es unerlässlich, die beobachtete Person schon früher kennengelernt zu haben. Die Aufdeckung von Täuschungsmanövern ist bei ersten Begegnungen äußerst schwierig. Eine der wenigen Möglichkeiten dazu bieten emblematische Ausrutscher.
Die Manipulatoren, eine weitere Form der Körperbewegung, möchte ich deshalb erklären, weil sie das Risiko bergen, als Zeichen für eine Täuschung gedeutet zu werden. Wir haben festgestellt, dass Lügenermittler häufig eine ehrliche Person der Lüge bezichtigen, weil sie viele Manipulatoren zeigt. Manipulatoren können zwar ein Anzeichen dafür sein, dass eine Person aufgebracht ist, aber das trifft nicht immer zu. Ein Anstieg der manipulatorischen Aktivität ist kein verlässliches Zeichen für eine Täuschung, auch wenn häufig genau dieser Schluss gezogen wird.
Manipulatoren umfassen all jene Bewegungen, bei denen ein Körperteil einen anderen Körperteil pflegt, massiert, reibt, hält, kneift, zupft, kratzt oder sonst irgendwie manipuliert. Manipulatoren können sehr kurz sein oder sich minutenlang hinziehen. Einige der kürzeren scheinen einen Zweck zu verfolgen: Das Haar wird in Ordnung gebracht,
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