Ich weiß, was du letzten Sommer getan hast
dass du sie kaufst, ohne sie vorher gesehen zu haben. Wenn du willst, kannst du sie dir sofort anschauen. Ich bin zufällig gerade hier auf dem Campus.«
»Meinetwegen. Und wo?« Er hatte zwar nicht wirklich geglaubt, dass diese Fotos tatsächlich existierten, war aber zu dem Schluss gekommen, dass ihm nichts anderes übrig bleiben würde, als sich mit dem ominösen Anrufer zu treffen, wenn er Sicherheit haben wollte.
»Ich schlage vor, wir treffen uns in fünf Minuten drüben auf der Sportanlage. Unter der Tribüne.«
»Ich warne dich. Wenn du mich verarschen willst, kannst du was erleben«, hatte Barry geknurrt. Dann hatte er aufgelegt, sich zu den beiden Mitbewohnern umgedreht, die wartend hinter ihm standen, und zu dem einen gesagt: »Es gehört dir.«
Der Typ hatte ihn mit einer Mischung aus Bewunderung und Erstaunen angesehen und geantwortet: »Alter, wenn ich so mit meiner Freundin reden würde, würde sie mich auf der Stelle abschießen.«
Seltsam, dachte Barry jetzt, dass er ausgerechnet dieses Wort benutzt hat. Wie eine Vorwarnung. Er presste die Augen zusammen und konzentrierte sich auf die Stelle im Bett, wo seine Beine lagen. »Keine Sorge«, hatte der Arzt gesagt, »sind beide noch da.« Und das waren sie auch, er sah deutlich, wie sie sich unter der Bettdecke abzeichneten.
Fahr zur Hölle, Raymond Bronson, hätte er am liebsten geschrien. Schneist hier einfach so rein, versuchst, mich auszuspionieren, drohst mir! Behauptest, du wärst hergekommen, um zu sehen, wie es mir geht. Verdammter Lügner! Du bist doch nur hergekommen, weil du Informationen brauchtest, um dich abzusichern. Und die hast du ja bekommen, aber es war nicht ganz das, womit du gerechnet hast, was? Tja, dir wird wohl nichts anderes übrig bleiben, als selbst herauszufinden, was wirklich Sache ist. Sollte eigentlich kein Problem für dich sein, nachdem du doch in Kalifornien so schön gelernt hast, deine Gedanken zu sortieren. Glaub ja nicht, dass ich dir dabei helfen werde. Ich bin dir nichts schuldig. Gar nichts!
Kommt doch selbst dahinter – du und Julie und Helen. Dann habt ihr wenigstens etwas, womit ihr euch abends beschäftigen könnt. Was mich betrifft, werde ich jede Menge damit zu tun haben, niedliche kleine Krankenschwestern anzugraben, während sie meine Bettpfanne leeren, und die Besuche meiner Mutter zu ertragen. Genug, um mich für den Rest meines Lebens zu beschäftigen!
Die Worte verschwammen in seinem Kopf zu einem einzigen Schrei, bis ihm schließlich heiße Tränen über die Wangen strömten.
VIERZEHN
R ay atmete erleichtert auf, als er durch die verglaste Drehtür des Krankenhauses in die warme Nachmittagssonne hinaustrat.
Armer Barry, dachte er und fuhr sich seufzend durch die Haare. Es tat ihm unglaublich leid, dass sein früherer Freund einem so brutalen Raubüberfall zum Opfer gefallen war, gleichzeitig war er wahnsinnig froh, dass das Ganze nichts mit dem Unfall letzten Sommer zu tun hatte und er und Julie und Helen nicht befürchten mussten, als Nächste dran zu sein.
Seine Erleichterung war so groß, dass ihm beinahe schwindlig wurde, und während er die Straße entlangging packte ihn plötzlich das unbändige Verlangen, jedem, der an ihm vorbeikam, »Alles ist gut!« zuzurufen.
So ganz stimmte das natürlich nicht. Schließlich hatten sie die Nachrichten bekommen. Irgendwo da draußen gab es also tatsächlich jemanden, der von dem Unfall wusste – oder glaubte, etwas darüber zu wissen. Und obwohl jetzt ausgeschlossen werden konnte, dass dieser Jemand einen mörderischen Rachefeldzug gegen sie gestartet hatte, war so gut wie sicher, dass eine bestimmte Absicht hinter den Nachrichten steckte. Gut möglich, dass sie als Nächstes eine Geldforderung erhalten würden, verbunden mit der Drohung, dass die Polizei alles erfahren würde, wenn sie nicht zahlten. Sollte es wirklich dazu kommen, schwor sich Ray, würde er selbst zur Polizei gehen. Die Vorstellung machte ihm keine Angst mehr – wenn er nicht an diesen verdammten Pakt gebunden wäre, hätte er es ohnehin schon längst getan. Hätte ich damals doch nur auf Julie gehört, statt auf Barry …
Aber die Zeit ließ sich nun mal nicht zurückdrehen. Keiner von ihnen konnte das, was in jener Nacht passiert war, ungeschehen machen, und wie es jetzt weitergehen würde, lag nicht in ihrer, sondern in Elsas Hand – falls Julie mit ihrer Vermutung recht hatte und es tatsächlich Elsa war, die ihnen die Nachrichten geschickt hatte. Je länger Ray
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