Ich weiß, was du letzten Sommer getan hast
Albträume.«
»Warst du selbst mal längere Zeit im Krankenhaus?«, fragte Ray.
»Jep. Nach meinem Einsatz im Irak.« Bud ging nicht weiter ins Detail. »Sag mal, in welcher Beziehung steht Julie eigentlich zu diesem Barry? Sie hat mir erzählt, dass sie ihm Blumen ins Krankenhaus geschickt hat. Aber zwischen den beiden läuft doch nichts, oder?«
»Um Gottes willen, nein! Im Gegenteil. Eigentlich hält sie nicht besonders viel von ihm. Wir haben früher öfter was zusammen gemacht – Julie und ich und Barry und ein Mädchen namens Helen Rivers –, aber dann ist etwas passiert, das … na ja, seitdem gehen wir jedenfalls eher getrennte Wege.«
»Helen Rivers.« Bud wiederholte den Namen nachdenklich. »Das sagt mir was. Vielleicht hat Julie sie schon mal irgendwann erwähnt.«
»Oder du kennst sie aus dem Fernsehen. Sie moderiert für Channel Five.« Ray beschloss, die Frage zu stellen, die ihn am meisten interessierte. »Seht ihr euch oft, du und Julie?«
»Kann man so sagen«, antwortete Bud. »Warum? Hast du ein Problem damit?«
»Ehrlich gesagt, ja«, gab Ray mit einem schiefen Lächeln zurück. »Im Moment scheine ich nicht besonders viel dagegen tun zu können, aber eigentlich habe ich die Hoffnung noch nicht aufgegeben, dass Julie und ich wieder zusammenkommen, und ich werde alles dafür tun, um sie zurückzugewinnen.«
»Tatsächlich?« In Buds Stimme lag ein amüsierter Unterton. »Versuchen kannst du es ja, aber ich habe die Erfahrung gemacht, dass es schwierig ist, noch einmal ganz von vorn anzufangen, wenn eine Beziehung erst mal in die Brüche gegangen ist. Wenn Julie dir immer noch so viel bedeutet, warum hast du dich überhaupt von ihr getrennt?«
»Das habe ich gar nicht«, sagte Ray. »Wir hatten nur beide das Gefühl, ein bisschen Abstand zu brauchen. Deswegen habe ich mir eine kleine Auszeit in Kalifornien genommen, um in Ruhe nachzudenken und mir über ein paar Dinge klar zu werden.«
»Nimm’s mir nicht übel«, entgegnete Bud, »aber für mich hört sich das an, als wärst du einfach abgehauen.«
»Stimmt«, gestand Ray. »Und weil ich das mittlerweile erkannt habe, bin ich zurückgekommen.«
»In der Hoffnung, dass deine Probleme sich von selbst gelöst haben und alles wieder gut wird?«
»Natürlich nicht.« Ray rutschte unbehaglich auf seinem Stuhl hin und her. Die Unterhaltung hatte eine Wendung genommen, die ihm nicht behagte. Schließlich war der Kerl, mit dem er um Julie konkurrierte, der letzte Mensch, dem er sein Herz ausschütten wollte.
»Das mit Julie und mir, das war etwas Besonderes«, sagte er leise. »Vielleicht kann ich sie davon überzeugen, uns noch einmal eine Chance zu geben. Vielleicht auch nicht. Es liegt an ihr. Ich schätze mal, sie hat dir erzählt, dass sie in ein paar Monaten an die Ostküste zieht, um dort zu studieren?«
»Du etwa auch?«
»Leider nein. Ich hab’s erst gar nicht bei den Elite-Unis versucht. Wäre sowieso nicht angenommen worden. Ich werde mich an der Univerität hier einschreiben.«
»Weißt du schon, wofür?«
»Ich glaube, ich will auf Lehramt studieren«, sagte Ray. »Mir hat es immer schon Spaß gemacht, anderen etwas beizubringen. Auf der Highschool habe ich dem gesamten Footballteam Nachhilfe gegeben, damit die Jungs ihren Notendurchschnitt halten und sich entspannt auf den Sport konzentrieren konnten. Meinem Dad wird das nicht unbedingt in den Kram passen, aber mittlerweile hat er sich wahrscheinlich mit dem Gedanken abgefunden, dass aus mir kein Profisportler mehr werden wird. Und bestimmt sieht er mich lieber als Lehrer statt als Tankstellenwärter.«
»So hätte ich dich gar nicht eingeschätzt, ich meine, dass du was mit Kindern anfangen kannst. Als Lehrer muss man doch …« Bud unterbrach sich und nickte Richtung Theke. »Der Kaffee ist fertig.«
Die beiden standen auf, um ihn zu holen. Während Ray ein Tütchen Zucker in den Becher rührte, beschlich ihn das ungute Gefühl, viel zu viel von sich preisgegeben zu haben. Es war schließlich nicht so, als hätte er vor, sich mit Bud anzufreunden. Eigentlich war er nur mitgekommen, um mehr über ihn herauszufinden. Aber bis jetzt hatte er eigentlich nur von sich erzählt.
Er versuchte, die Unterhaltung in eine andere Richtung zu lenken. »Du hast vorhin erwähnt, dass du länger im Krankenhaus lagst«, begann er. »War das wegen einer Kriegsverletzung?«
»Ich möchte lieber nicht darüber sprechen«, schmetterte Bud das Thema ab.
»Tut mir leid«, entschuldigte
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