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Ich werde immer da sein, wo du auch bist

Ich werde immer da sein, wo du auch bist

Titel: Ich werde immer da sein, wo du auch bist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Lacour
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Pampa ein winziges altes Kino. Wir schauen uns einen Kinderfilm an, den einzigen, den sie im Programm haben, und achten mehr auf die lachenden und kreischenden Kinder im Zuschauerraum als auf die Leinwand. Zweimal befestigen wir Taschenlampen an unseren Köpfen und tasten uns im Lassen-Nationalpark durch Lavahöhlen. Mom stolpert und schreit auf. Das Echo ihrer Stimme hallt endlos lange wider.
    Ich träume ein paarmal vom Strickjackenmann. Mitten im Wald schwebt er im Smoking mit roter Fliege auf mich zu. Hier, sagt er und hält mir sein Mobilfon hin. Ich weiß, dass Ingrid am anderen Ende darauf wartet, dass ich mit ihr rede. Wenn ich danach greife, sehe ich um mich herum grüne Bäume und braune Erde, aber ich bin in Schwarzweiß.
    Morgens darf ich jetzt immer Kaffee trinken, und Mom sagt: »Süße, du bist so blass.«

6
    Und auf einmal ist September. Wir müssen zurückfahren.

Herbst

1
    Es ist drei Uhr morgens. Nicht die beste Zeit, um ohne Blitz oder hochempfindlichen Film zu fotografieren, aber ich kauere auf der Kühlerhaube von meinem Auto, das ich mittlerweile eigentlich fahren können müsste, richte die Kamera auf den Himmel und möchte gern den Mond erwischen, bevor eine Wolke ihn verdeckt. Ich knipse mit Langzeitblende ein Bild nach dem anderen, bis der Mond verschwindet und der Himmel schwarz ist.
    Als ich von der Kühlerhaube rutsche, ächzt das Auto; es stöhnt, als ich die Tür öffne und auf den Rücksitz klettere.
    Ich verriegele die Tür und rolle ich mich auf dem Sitz zusammen. Mir bleiben fünf Stunden, bis ich wieder funktionieren muss.
    Eine Viertelstunde verstreicht. Ich zupfe an den Kunstpelzbezügen der Vordersitze, die ich sehr mag. Ich kann meine Finger nicht stillhalten, überallhin fallen weiße Flocken.
    Um halb fünf habe ich hämmernde Kopfschmerzen und mehrere Trampelanfälle überstanden, mir die Faust in den Mund gesteckt und geschrien. Ich muss den Druck aus meinem Körper lassen, damit ich endlich schlafen kann. Im Haus geht das Licht in meinem Zimmer an. Dann das Licht in der Küche. Die Tür schwingt auf, und Mom erscheint, sie hält sich den Morgenrock vor der Brust zu. Ich strecke den Arm zwischen den Vordersitzen durch und drücke auf die Warnblinkanlage, lasse sie zweimal aufleuchten und sehe, wie Mom zurück ins Haus schlurft.
    Eine Aufnahme ist noch übrig, deshalb fotografiere ich durch die Windschutzscheibe das dunkle Haus mit den zwei erleuchteten Fenstern.
    Ich werde es
Mein Zuhause um 5  Uhr 25
nennen. Vielleicht werde ich es mir eines Tages anschauen, wenn ich keine Kopfschmerzen mehr habe, und versuchen zu verstehen, warum ich mich seit unserem Urlaub jede Nacht in ein kaltes Auto eingeschlossen habe, nur wenige Schritte von meinem warmen Zuhause entfernt, während sich meine Eltern solche Sorgen machen, dass sie auch nicht schlafen können. Manchmal fange ich so gegen sechs Uhr an zu träumen.
    Mein Vater weckt mich, indem er mit den Fingerknöcheln an das Fenster klopft. Ich öffne die Augen und sehe das Morgenlicht. Dad ist schon im Anzug.
    »Sieht aus, als hätte es hier drin einen Blizzard gegeben«, sagt er.
    Die Rückseiten der Sitzbezüge sind kahl. Meine Hand tut weh.

2
    Ich gehe zu Fuß den langen Weg zur Schule, meinen neuen Stundenplan miniklein zusammengefaltet ganz tief in der Hosentasche. Ich komme am Einkaufszentrum vorbei, am Supermarkt und seinem riesigen Parkplatz; an dem zum Verkauf stehenden Grundstück, wo die Bowling-Halle stand, bevor die Stadt befand, Bowling wäre nicht wichtig, und sie abreißen ließ.
    An einem Freitagabend vor zwei Jahren bin ich auf eine der Bahnen gesprungen und habe Ingrid fotografiert, wie sie eine schwere rote Kugel auf mich zurollen ließ. Sie donnerte zwischen meinen Füßen hindurch, die links und rechts in den Ablaufbahnen standen. Der Besitzer brüllte uns an und warf uns raus. Das Foto klebt an meiner Schranktür: ein unscharfer roter Fleck, Ingrids grimmig entschlossener Blick. Hinter ihr: Lichter, Fremde, Reihen von Bowlingschuhen.
    Ich bleibe an einer Ecke stehen und lese durch das Glas eines Zeitungskastens die Schlagzeilen. Irgendwas muss doch in der Welt passieren: Überschwemmungen, medizinische Durchbrüche, Krieg? Aber heute Morgen hat die
Los Cerros Tribune
wie meistens nur Lokalpolitik und Hitze zu bieten.
    Sobald ich kann, verdrücke ich mich in eine Seitenstraße, weil ich nicht will, dass jemand mich sieht, anhält und mir eine Mitfahrgelegenheit anbietet. Wahrscheinlich würden sie dann

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