Ich will doch nur küssen
absolviert und den Master gemacht. Ein typisches Kleinstadtmädchen. Das Einzige, was fehlte, war der Ehemann. Aber Kate behauptete, der Richtige sei ihr eben noch nicht über den Weg gelaufen. Allerdings würde es schwierig werden, hier einen zu finden, es sei denn, es zogen ein paar neue Kandidaten in die Stadt.
»Lissa macht es also nichts aus, dich zu bedienen?«, fragte Faith.
Kate schüttelte den Kopf. »Ich schätze, wir sind alle erwachsen geworden.«
Faith nahm den letzten Schluck von ihrem Kaffee. »Gut zu wissen.« Vielleicht bestand ja doch noch Hoffnung in Sachen Bekanntschaften schließen, allerdings bezweifelte sie das angesichts der Tatsache, wie ihre Eltern die Menschen hier behandelt hatten.
Ihre Unterhaltung wurde von Lissa unterbrochen. »Kaffee für Eure Hoheit!«, feixte sie grinsend und stellte einen großen Becher Kaffee vor Kate ab.
Kate reichte ihr einen Zehndollarschein. »Willst du noch einen, Faith?«
Faith schüttelte die Eiswürfel in ihrem leeren Becher. »Gern, aber diesmal hätte ich lieber einen Latte macchiato.«
»Tja, Schätzchen, dann stell dich wie die anderen arbeitenden Menschen in der Schlange an – jetzt, wo du eine von uns bist«, sagte Lissa mit eisiger Miene, dann wirbelte sie herum und stolzierte zum Ladentisch zurück.
Faith spürte, wie sich ihr Magen schmerzhaft zusammenzog. Vor Kate war ihr die Erniedrigung doppelt unangenehm.
Kate sprang mit hochrotem Kopf auf. »Diese Frechheit lasse ich ihr auf keinen Fall durchgehen!«
Faith packte ihre Freundin am Arm, um sie zurückzuhalten. Sie wollte und brauchte niemanden, der ihre Kämpfe ausfocht. Es würde eben eine Weile dauern, bis die Bewohner von Serendipity erkannten, dass Faith nicht wie ihr Vater oder ihre Mutter war, und sie als eine von ihnen akzeptierten.
»Lass gut sein. Lissa ist nicht die Einzige, von der ich so etwas zu hören kriege. Ich gewöhne mich langsam an die Feindseligkeiten.« Faith konnte nicht leugnen, dass es ihr wehtat, selbst in diesem Alter noch wie eine reiche Zicke behandelt zu werden, aber sie würde sich nicht unterkriegen lassen. Was uns nicht umbringt, macht uns stärker , dachte sie.
Kates grüne Augen funkelten vor Zorn. »Ich stamme aus demselben Viertel wie du, und ich habe über die Jahre mit Lissa Frieden geschlossen. Ihre Tochter war sogar bei mir im Nachhilfeunterricht. So kann sie nicht mit dir umspringen!«
»Und ob sie das kann«, widersprach Faith. »Bis sie mich so gut kennt, wie sie dich jetzt kennt. Insgeheim wird sie sich über die Entwicklung freuen, die mein Leben genommen hat, und glaub mir, da ist sie nicht die Einzige. Es ist lieb von dir, dass du mich verteidigst, aber ich werde schon damit fertig.«
»Also, ich werde das nicht einfach so hinnehmen.« Noch ehe Faith erneut protestieren konnte, hatte sich Kate auch schon erhoben und marschierte hinter den Tresen, um mit Lissa ein ernstes Wörtchen zu reden.
Faith seufzte. Wie sollte sie ihrer Freundin klarmachen, dass sie mit einem derartigen Empfang gerechnet hatte, als sie nach Serendipity zurückgekommen war? Sie musste sich den Respekt der Leute erst verdienen.
Das Problem war, dass sie sich selbst noch nicht wieder respektierte. Nicht weil sie sich von ihrem Vater hinters Licht hatte führen lassen – da war sie nicht die Einzige gewesen – , sondern weil sie so blind an ihn geglaubt und sich von ihm mit Carter Moreland hatte verkuppeln lassen – eine Verbindung, von der einzig er, Martin Harrington, und ihr Exmann profitiert hatten. Anstatt sich von ihrer Familie abzunabeln und ihren eigenen Weg zu gehen wie die meisten Mädchen Anfang zwanzig, hatte Faith die finanzielle Sicherheit gewählt. Denn als ihr Vater ihr im Sommer nach ihrem Abschluss den wortgewandten Carter Moreland vorstellte, ließ sie sich problemlos in dessen Welt hineinziehen. Es war eine vertraute Welt, die sie akzeptiert hatte, ohne einen Gedanken daran zu verschwenden, ob die Dinnerpartys und Wohltätigkeitsveranstaltungen, zu denen Carter sie geschickt hatte, sie erfüllten oder nicht.
Für Carter hatten sich dank der Eheschließung mit Faith die Türen zu einer Gesellschaft geöffnet, die um vieles reicher war, als er es sich je hatte träumen lassen. Faiths Vater hatte im Gegenzug die Investitionen für Carters Mitarbeiter übernommen, und als seine kriminellen Machenschaften ans Tageslicht gekommen waren, hatte sich Carter längst als Rechtsberater der oberen Schicht etabliert. Faith war nichts weiter als eine
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