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Ich will doch nur normal sein!

Ich will doch nur normal sein!

Titel: Ich will doch nur normal sein! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tina J.
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wollte? Oder wollte keiner verstehen, was ich wollte? Nach einer Weile habe ich ja meinen Körper nicht mehr gespürt, es tat nichts mehr weh und es tat doch so schrecklich weh. Ich war so allein, so schmutzig und jeder hat mit mir gemacht, was er wollte. Opa war da, hat mir nicht geholfen.
    Ich denke oft daran, wie Opa und sein Freund mir die Pistole in den Mund gesteckt haben und abdrückten. Hätten sie es doch nur einmal richtig getan, dann müsste ich nicht heute hier leben und hier liegen, mich quälen lassen, schämen und ekeln. Ich weiß noch, wie lieb ich meinen Opa immer hatte. Er war mein liebster Opa. Oma hat immer nur gemeckert, ich wäre fett und faul und wie meine Mutter. Mutti meckerte nur, egal, wie viel Mühe ich mir gab, alles schön zu machen, damit sie sich freut, aber für sie war ich auch nur immer die kleine Dicke oder die faule Trine.
    Der Einzige der nie mit mir gemeckert hat, war Opa und er hat mich lieb gehabt, bis er dann nicht mehr immer lieb war. Jetzt, wo ich das alles verraten und aufgeschrieben habe, habe ich wieder Angst, er kommt und bringt mich um. Ich weiß ja, dass er längst tot ist, aber die Angst vor ihm ist noch nicht tot.
    Herr Dr. S. hat heute gesagt Opa ist tot. Opa hat aber gesagt, wenn er es nicht tut, dann muss ich es selbst tun. Ich will mich nicht umbringen, doch wenn es mir so richtig schlecht geht, dann traue ich mir selbst nicht, dass ich etwas tue, was ich eigentlich nicht will. Ich will mich nicht umbringen, ich will nicht machen, was Opa mir gesagt hat. Ich habe immer noch diese schreckliche Angst vor ihm und wie idiotisch, manchmal und das nicht selten, ist er noch mein lieber Opa und ich habe Angst, weil ich etwas verraten habe und auch von seinem Freund. Opa seinen Freund hasse ich, aber ich habe auch unendliche Angst vor ihm.
    Opa habe ich immer noch lieb (jeder wird jetzt sagen; ist die vielleicht doof!) Aber es ist so, ich habe auch immer und immer wieder gehofft, dass er mir doch noch hilft, wenn es ganz schlimm war. Ich sitze hier im Krankenhaus im Bett und es ist l.00 Uhr durch und ich schreibe. Ich möchte so gerne nach Hause, möchte, dass es mir gut geht, aber mein Kopf ist so schlimm. Ich will Computer lernen und dieses Buch schreiben und dann denke ich ganz plötzlich nur noch ans Sterben, ans Wegsein, daran, mich umzubringen.
    Ja, ich habe versprochen, es nicht zu tun. Ich will es auch nicht, ich habe doch meinen Mann, meine Tiere und mir kann es doch gut gehen. Nur mir geht es mit all dem Schlimmen, das ich erlebt habe, nicht gut!
    Oftmals habe ich Angst, ob ich mir selber trauen kann, ob ich mich auf mich verlassen kann und mich nicht in einer Kurzschlussreaktion, wenn ich denke, jetzt drehe ich durch, einfach umbringe. Ich habe so oft das Gefühl, jetzt werde ich gleich verrückt, jetzt knallt es gleich in meinem Kopf und ich bin verrückt und eines weiß ich, ehe ich verrückt werde, dann werde ich mich umbringen. Ich will nicht als Irre durch die Gegend laufen.
    Es ist so oft so, dass ich einfach nicht mehr klar denken kann, mich nicht mehr halten kann und einfach nur noch abrutsche und denke, es wird nie wieder anders und ich will nicht mehr leben.
    Das, was ich hier beschrieben habe ist das Schlimmste für mich (dachte ich damals). Nicht nur, weil es mir so passiert ist, sondern weil ich erlebt habe, wie viele Menschen einfach nur zusehen und sogar noch Genuss daran finden können, wenn anderen weh getan wird.
    Ich wünschte mir, alle die mich da vorne liegen sahen und denen ich um Hilfe bittend in die Augen gesehen habe, ständen Einer nach dem Anderen jetzt vor mir. Ich würde sie anspucken und ins Gesicht schlagen. Ich wünschte mir, ich könnte dies tun. Ich würde es können!
    Heute habe ich den ganzen Tag den Kloß im Hals, so dass ich kaum reden konnte. Ich habe mich so geschämt und furchtbar schlecht war mir auch. Es fing an, dass wieder meine Arme und Beine, der Nacken und alles steif wurden. Ich bekam Angst, aber ich weiß auch, dass es nichts Schlimmes ist und wieder weggeht. Ich muss diese Angst nicht haben. Das Andere war schlimm.
    Ich habe heute auch 2 Bilder gemalt:                

    17.10.2002

    Ich kann nicht mehr.
    Helft mir – keiner hat geholfen.
    Ich kann nicht mehr: ich liege da vorne, nackt, dreckig, kaputt und hoffe, es ist vorbei, es war da noch nicht vorbei.
    Von dieser Situation komme ich nicht weg, ich hänge da so drin und kämpfe, um da raus zu kommen. Ich schaffe es nicht und ich wage es

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