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Ich will doch nur normal sein!

Ich will doch nur normal sein!

Titel: Ich will doch nur normal sein! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tina J.
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mich wieder mitnehmen, aber er kam nicht. Ich fürchtete mich immer mehr, wusste ich doch nicht, was auf mich zu kommt Es kam schlimmer, als ich es mir je vorstellen konnte und was kann man sich schon mit 11 oder 12 Jahren vorstellen an solchen Dingen – eigentlich gar nichts.
    Nun zu dem, was ich hier erzählen wollte. Ich stand also zitternd und voll mit dem seinen Dreck beschmiert in diesem Zimmer und hatte Angst und er freute sich, das konnte ich wohl sehen und das war für mich ein Grund, mich noch mehr zu fürchten.
    So nackt, wie ich war, bekam ich einen Strick, so wie eine Hundeleine um den Hals gebunden und er zog zum Spaß ein paar Mal daran. Warum einen Strick um den Hals? Ich hatte große Angst und dachte, jetzt ist es soweit, jetzt bringen sie mich um.
    Keiner war da, der mir helfen konnte, ich hoffte Opa käme und hätte etwas dagegen. Aber als er kam, lächelte er nur und meinte, es wird lustig werden. Ich glaubte nicht, dass es lustig werden wird und hatte riesige Angst. Dann wurde ich so nackt, beschmiert und mit dem Strick um den Hals nach draußen gezerrt.
    Ich habe mich kaum getraut aufzusehen, weil ich mich so geschämt habe, aber als ich dann versuchte festzustellen, wo ich bin, konnte ich einen großen Saal erkennen, so wie ein Zuschauerraum mit vielen Stühlen und kleinen Tischen. Ich stand vorne auf einer kleinen Erhöhung, so etwas wie eine Bühne. Es war völlig ruhig im Raum und obwohl ich, weil mich das Licht geblendet hat, wenig sehen konnte, konnte ich doch sehen, dass da lauter Leute saßen, sogar einige Frauen waren da. Weil ich zu lange nach den Leuten gesehen habe, wurde ich auf den Boden runter gedrückt mit dem Strick um den Hals. Ich habe mich so geschämt vor den vielen Leuten so dreckig und ganz nackt zu sein, es war so peinlich. Keinen hat das aber gestört, sie fingen an, sich leise zu unterhalten, als wäre ich gar nicht da für sie, doch sie beobachteten jede meiner Bewegungen. Ich versuchte von der Bühne weg zu kriechen, kam aber nicht weit, dann wurde ich an dem Strick um den Hals zurück gerissen, also gab ich es auf und blieb ganz ruhig liegen und versuchte mich so klein wie möglich zu machen und dahin zu sehen, wo niemand zu sehen war.
    Ich begreife nicht, wie so viele Männer und Frauen da sitzen können und keiner denkt, das ist nicht richtig, dass dürfen die nicht tun. Ich begreife das nicht. Man denkt doch immer, es gibt jemand, der dir hilft, wenn etwas passiert, was nicht richtig ist. Und das hier war gar nicht richtig.
    Aber es interessierte keinen, ob es richtig ist, sie wollten etwas sehen und sahen zu, als säßen sie im Kino. Die haben da gesessen und gestiert und gesoffen. Ich habe die ganze Zeit gehofft, dass mir doch noch jemand helfen wird, aber keiner ist aufgestanden und hat etwas dagegen getan. Stattdessen haben sie mir zugeblinzelt, gelacht und sich amüsiert. Ich habe mir gewünscht, zu verschwinden, tot umzufallen – aber meine Wünsche gingen nicht in Erfüllung. Ich bekam immer mehr Angst, weil jetzt alle ruhig wurden und warteten. Auf was, wusste ich nicht. Dann ging die Tür auf und Opas Freund brachte die beiden großen schwarzen Hunde herein. Er kam mit einem von den Viechern zu mir und ich konnte nicht weg, ich war festgebunden. Ich hatte riesige Angst und wusste nicht, was jetzt passieren soll, sollen die mich jetzt tot beißen? Nein, das sollten sie nicht. Ich merkte jetzt, was passieren soll, weil die Leute die Hunde anfeuerten und einer wurde auch losgelassen und kam auf mich zu und die Leute tobten vor Begeisterung und sagten, was der Hund tun soll. Er schnupperte eine Weile an mir herum mir wäre lieber gewesen, er hätte mich tot gebissen. Aber er tat etwas ganz anderes. Nun, es ist doch nicht so einfach, das jetzt hier aufzuschreiben. Ich habe Schwierigkeiten, weiter zu schreiben. Ich habe mir vorgenommen, es zu schreiben, es alle lesen zu lassen auch, wenn ich mich noch so sehr schäme, dass mir das passiert ist und viele sich vor mir ekeln würden, wenn sie wüssten, die ist das also, die da drüben auf der Straße einkaufen geht.
    Ja, man sieht es leider keinem an, der so etwas tut oder dem so etwas passiert. Es waren ganz normale Leute, wie man sie überall trifft und auch mit ihnen redet und lacht. Vielleicht haben sie sogar Familien und kleine Kinder und jetzt sitzen sie hier, sind voll konzentriert auf das, was da passiert und ich weiß nun genau, da ist keiner, der mir helfen wird.

    Gib die Hoffnung niemals auf

    Ich

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