Ich will doch nur normal sein!
stationäre Behandlung. Immer wieder hatte ich die erste Telefonnummer probiert, es war die von der Therapeutin, deren Stimme mir schon (ohne dass ich die Frau gesehen habe) sagte, das wäre die Richtig für mich. Aber ich konnte sie nie erreichen, immer nur den Anrufbeantworter und ich gab auf.
Freitag letzte Woche versuchte ich es aus meiner großen Verzweiflung heraus noch einmal und ich erreichte sie. Es war nun fast 2 Jahre her, seit ich mit ihr gesprochen hatte und das nur telefonisch, aber ich erkannte sofort diese Stimme und ich sagte, dass ich vor langer Zeit versucht habe, bei ihr zur Einzeltherapie aufgenommen zu werden. Die Frau erinnerte sich, wusste sogar noch meinen Namen und teilte mir mit, dass sie mehrfach versucht hatte, mich zu erreichen, es jedoch nie geklappt habe. Ich erzählte ihr kurz, dass ich es auch mehrfach versucht habe, sie zu erreichen, aber die meiste Zeit der letzten 2 Jahre in stationärer Behandlung war und nun nächste Woche entlassen werde und ohne Therapeutin dastehe. Es war wie ein Wunder, sie sagte mir, dass ich immer noch zu ihr kommen könne, allerdings dieses Jahr nicht mehr, da sie jetzt gleich Urlaub hätte und der erste Termin leider erst am 20.1.2003 möglich sei. Ich konnte es nicht fassen, ich habe Glück und kann fast sofort nach meiner Entlassung mit Gesprächstherapie draußen anfangen und dann noch dort, wo ich eigentlich schon von Anfang an hin wollte, weil ich gemerkt habe, ich kann mit dieser Frau reden, nur weil mir ihre Stimme schon Sicherheit gibt.
Klingt verrückt – stimmt. Aber es war tatsächlich so, schon beim ersten Gespräch vor mehr als zwei Jahren konnte ich ihr bereits am Telefon sagen, warum ich Gesprächstherapie brauche und weshalb ich schon so lange und oft in stationärer Behandlung bin. Ich konnte also am Telefon schon ohne Scheu und Scham sagen, dass ich wegen Missbrauch in Behandlung bin. Ich hatte bereits am Telefon so ein Vertrauen, dass ich das sagen konnte, was ich sonst zu dieser Zeit nur hier im Krankenhaus sagen konnte und mich immer dafür geschämt habe. Am Freitag war es dann so, als hätte ich erst eine Woche vorher mit ihr gesprochen, ich hatte sofort wieder Vertrauen und wusste, hier kann ich reden, das ist die Richtige für mich und ich habe sie noch nie gesehen. Ich habe einfach nur ein gutes Gefühl und mein Gefühl ist immer sicher, denn eh ich mit jemand so reden kann, wie mit dieser Frau am Telefon, das dauert sonst Wochen oder Monate oder funktioniert gar nicht. Nun also hatte ich die Therapeutin, zu der ich schon vor zwei Jahren gehen wollte.
Zwischendurch hatte ich ja wirklich viel Pech mit meinen Versuchen eine Therapie außerhalb des Krankenhauses zu bekommen.
Zuerst die Therapeutin, die nach 5 Terminen leider krank wurde und kurze Zeit später verstorben ist. Später dann der Therapeut, der schon beim ersten Termin nicht da war und wo ich dann später erfuhr, dass er sich umgebracht hat. Das war mir schlimm. Ich war froh, endlich eine gute Therapeutin gefunden zu haben und das war sie wirklich. Ich denke heute noch oft an sie. Zwischendurch war ich dann immer wieder stationär in Behandlung und auf der Suche nach einer Therapeutin, weil wir umgezogen waren. Dann half mir mein behandelnder Psychologe, indem er mich bei einer Therapeutin die bei uns in der Nähe neu angefangen hat, vermittelte. Ich war froh, jetzt wieder eine Therapeutin zu haben und dann auch in der Nähe des Wohnortes (ca. 30 Min. Fahrt) und das ist schon wichtig bei den Entfernungen in der Eifel. Aber der Name der Therapeutin machte mir zu schaffen, Frau B., ich dachte, den Namen kenne ich doch, hoffentlich ist es nicht die Frau, die ich kenne. Im Krankenhaus in Gerolstein arbeitete sie, als ich zweimal dort gelegen habe. Ich kannte sie von den Gruppengesprächen her und hatte nicht das Gefühl, ich werde gut mit ihr reden können. Der erste Termin kam und ich konnte es nicht fassen, als ich nach der Praxis fragte, war es die gleiche Anschrift, die meine vorherige Therapeutin, die ich so vermisste, hatte. Ich dachte mir, ich habe ja nicht viele andere Möglichkeiten, ich muss schon versuchen, dass ich dort zurechtkomme, denn Therapeuten gibt es leider in unserer Ecke sehr wenige und ohne Therapie bin ich nicht lange daheim.
Also, was soll’s, ich muss hin und schauen, wie ich zurechtkomme. Es war wie ein Hammer für mich. Ich kam dort an, klingelte, die Tür geht auf und genau die Frau steht vor mir, die ich von G. her kannte. Na ja, dachte
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