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Ich will doch nur normal sein!

Ich will doch nur normal sein!

Titel: Ich will doch nur normal sein! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tina J.
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gleich durch, weil ich es nicht mehr aushalten kann, nicht reden zu können.
    Ich konnte 6 Wochen nicht einmal darüber schreiben, habe es einfach nicht geschafft, es auf Papier zu bringen. Es war zu schlimm.
    Als ich nun im Bett lag, dachte ich, gleich werde ich einschlafen. Ich schlief nicht ein.
    Ich lag im Bett und die Gedanken rotierten in meinem Kopf. Stunde um Stunde verging. Kurz vor 24.00 Uhr bin ich dann aufgestanden und habe ein Bild gemalt. Es war fast dasselbe Bild, wie ich es schon einmal gemalt und dann von meiner Wand wieder abgenommen habe, weil ich es nicht ertragen konnte. Ich habe es mit zu Herrn Dr. S. runter zum Einzelgespräch genommen und dort gelassen, um es nicht mehr sehen zu müssen. Es ist das Bild vom letzten Flashback.
    Ich hatte nicht vor, dieses Bild noch einmal zu malen, es war einfach wieder da auf dem Papier, dabei war ich doch froh, dass ich es nicht mehr sehen musste und nun lag es wieder vor mir. Gut, dachte ich, dann muss ich eben dadurch, bis ich es ertragen kann und habe es an die Wand gehangen. Mir ging es nicht gut, doch ich legte mich wieder ins Bett und betrachtete das Bild.
    Mein Bild – mein Flashback – meine Erinnerung. Auf dem Bild liege ich am Boden und will weg kriechen. Immer wieder habe ich das Bild vor mir gesehen und dann im Kopf die Realität – ich will weg kriechen und kann nicht mehr, habe keine Kraft mehr dazu. Mir ging es immer schlechter, alles wurde immer stärker. Mein Kopf dröhnte und ich dachte, jetzt drehe ich nun doch durch. Ich wusste nicht wohin mit mir und mit meinem Kopf. Zum Nachtpfleger? Nein, geht nicht. Was soll ich dem denn sagen? Ich kann doch darüber nicht reden und schon gar nicht mit einem Mann, wenn doch nur Schwester Hedi da wäre, da könnte ich hingehen und reden.
    Nein, ich stand allein in meinem Zimmer und dachte, jetzt drehe ich gleich durch, halte das alles nicht mehr aus. Das Bild an der Wand machte alles nur noch schlimmer und ich nahm es wieder ab und legte es in eine Schublade, damit ich es nicht mehr sehen konnte. In meinem Kopf war es aber noch da und nicht nur das Bild, sondern das ganze verfluchte „Damals.“ Meine Gedanken gingen durcheinander, mal dachte ich daran, mal dachte ich daran, aber es waren alles Erinnerungen von früher. Auch mein Teddy kam und ich setzte mich hin und musste schreiben, was damals geschah.
    Das war der Abschied von meinem Teddy:

    „Mein Teddybär“
    23.10.2002 Tina (50 Jahre alt)

    Er hatte mich lieb.
    Er hat mir immer zugehört.  
    Er hat mich getröstet, wenn ich traurig war.
    Er war immer für mich da.
    Er hat mir geglaubt.
    Er hat mir nie wehgetan.
    Er war nie ungerecht zu mir.
    Er gab mir Wärme und Sicherheit, ließ mich nie allein.
    Er starb für mich – wurde zerrissen vor meinen Augen.
    Ich sollte wissen, was mir passiert, wenn ich nicht schweige.
    Heimlich warf ich ihn in einer Tüte in die Mülltonne. Er war mein Teddybär – ich habe ihn geliebt, gebraucht.
    Er war weg und ich musste schweigen, wo er ist.
    In meinem Kopf war er da, ich wusste nur nicht, wo.
    Konnte ihn nicht mehr finden.
    Jetzt weiß ich wieder wo er ist – was geschah.
    Es tut immer noch weh!
    Mein Teddybär war ein Held!
    Er fehlt mir.
    In meinen Träumen und Wünschen hat er mich befreit.
    Er war ein ganz besonderer kleiner weißer Teddybär!
    Ich musste ihn wegwerfen.
    Jetzt ist er wieder da und ich werde ihn nie vergessen.

    Ja, jetzt denke ich daran, wie viel er mir bedeutet hat, wie ich mich an diesen kleinen Teddy geklammert habe. Wie allein wäre ich ohne ihn gewesen. Ich hatte einfach verdrängt, was mit ihm geschah und das Schlimmste, ich selbst musste ihn wegwerfen. Wie hätte ich denn erklären können, was mit ihm passiert ist, wieso er so kaputt ist. Ich durfte doch nichts sagen. Ich habe solange gebettelt, als ich ihn im Schaufenster sitzen sah. Ich hatte ihn mir so sehr gewünscht und nun war er einfach kaputt, zerrissen und ich konnte nicht sagen warum und bitten, dass ihn mir jemand wieder ganz macht. Wer auch, da war sowieso niemand, der ihn mir wieder ganz gemacht hätte. Alle hätten gedacht, ich habe ihn selber kaputtgemacht und hätten mit mir geschimpft, dabei war er mein Wichtigstes, was ich besaß. Jetzt sitze ich hier in der Nacht allein in diesem Zimmer, heule und denke an meinen kleinen Teddy.
    Es ging mir immer schlechter und ich dachte, wie soll ich es nur schaffen, dass es mir wieder besser geht, Ich habe doch keine Kraft mehr und wozu auch?
    Es war bereits 2.00 Uhr

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