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Ich will doch nur normal sein!

Ich will doch nur normal sein!

Titel: Ich will doch nur normal sein! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tina J.
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rumgedreht und wollte nur noch weg. Ich habe das Bild nicht mitgenommen, nicht mehr sehen wollen. Konnte es nicht ertragen. Ein paar Tage später im Einzel, wieso weiß ich nicht, kam ich auf das Bild zu sprechen oder wurde ich darauf angesprochen. Ich weiß es nicht mehr genau. Herr Dr. S. fragte mich, ob ich dieses Bild holen würde und ihm zeigen könnte.
    Na ja, was sollte ich sagen. Ich wollte das Bild ja eigentlich nicht mehr sehen, habe es aber nicht geschafft, zu sagen, dass ich das nicht möchte. Ich habe es geholt und nach einer Weile hat es Herr Dr. S. dann in seinen Schrank gestellt, weil ich es nicht mehr ertragen konnte. Jetzt denke ich, dass das Bild die letzten 2 Jahre sehr wichtig war. Ich glaube zwei- oder sogar dreimal hat Herr Dr. S. dieses Bild, nachdem er mich gefragt hat, ob ich damit einverstanden sei, aus dem Schrank geholt und ich habe es angesehen. Ich war wirklich damit einverstanden und nicht nur brav, aber ich hatte Angst vor dem Bild, weil ich wusste, wie ich mich in Ergo gefühlt habe.
    Ich konnte es nicht sehen, ich fing an zu weinen und wurde so klein und alles war da. Die Augen konnte ich nicht ertragen, ich habe nur meine Augen gesehen und dann gesagt, dass es so schlimm ist, sie zu sehen, obwohl es doch nur zwei schwarze Punkte sind. Ich konnte das Bild nicht aushalten. Jetzt steht es in meinem Zimmer, seit Freitag und ich kann es aushalten.
    Ich sehe es mir bewusst an und kann es ertragen. Ich habe zwei Jahre gebraucht, um mein erstes Bild ertragen zu können.
    Auch daran erkenne ich, dass ich es geschafft habe. Es war nicht nur einmal, dass ich darauf angesprochen wurde, ob es denn gut sei, wenn ich meine Bilder den ganzen Tag am Schrank vor meinen Augen habe. Das erste Male sprach mich Herr Dr. S. deswegen an und ich war so betroffen deswegen. Ich dachte: „Jetzt habe ich es endlich geschafft, dass ich mich nicht mehr verstecken muss und nun soll ich mich doch wieder verstecken.“ Ich habe nichts dazu gesagt. Ich habe alle Bilder abgenommen und eine Sonne gemalt und einen Kinderreigen aus bunten Strichmännchen und diese zwei Bilder an den Schrank geklebt.
    Innerlich habe ich inzwischen gekocht (es war Wut, doch ich wusste es nicht, jetzt weiß ich, dass es Wut war, weil ich dachte, ich soll mich wieder verstecken).
    Kurze Zeit später kam Herr Dr. S. in mein Zimmer und hat die Sonne und den Kinderreigen gesehen – nichts gesagt und gelächelt. Ich wusste, er hat mich verstanden und er musste auch lachen.
    Ich war froh, dass er mich verstanden hat, ohne dass ich etwas erklären musste. Ich hätte es zu diesem Zeitpunkt noch nicht tun können. Später sprachen mich dann noch Schwester M. und Schwester H. deswegen an und ich konnte sagen: „Nein, ich hänge sie nicht ab. Es ist für mich wichtig, dass sie da hängen und jedes Bild braucht seine Zeit, bis ich es wegräumen kann.
    Ich konnte es erklären, konnte sagen, was ich will! Jetzt hängt kein Bild mehr am Schrank, schon eine ganze Zeit nicht mehr. Jedes Bild hatte seine Zeit – des wegen weiß ich, ich habe es geschafft. Ein Problem habe ich allerdings noch – ich bin ja froh, dass ich es habe! Aber es ist schon auch ein großes Problem.
    Wohin mit meiner Wut?
    Ich habe geschrieben, ich liege auf dem Bett und bin völlig aufgedreht und dass ich mich freue, dass ich morgen heimgehen kann. Es ist nicht nur Freude, ich habe auch eine richtige starke Wut in mir und wenn ich den Schrank vor meinen Augen sehe, den ich immer im Rücken hatte, wenn es mir schlecht, sauschlecht ging, denn dann stand ich immer mit dem Rücken am Schrank. Jetzt könnte ich meine Schuhe dagegen schmeißen, könnte dagegen treten. Aber das tut man nicht. Ich tu es auch nicht. Aber ich habe Wut und die, wegen denen ich diese Wut habe, die sind nicht mehr da.
    Wohin soll ich mit meiner Wut?
    Ich wollte diese Wut immer haben, habe gedacht, ich bin nicht normal, weil ich keine Wut habe und nun muss ich lernen, mit der Wut zu leben. Es ist gut Wut zu haben und sich normal zu fühlen. Die Wut ist ein neues riesiges Gefühl für mich, wegen dem ich die letzten 10 Jahre gedacht habe, ich bin nicht normal.
    Ja, auch damit muss ich erst leben lernen. Es wäre so gut, wenn ich jetzt noch jemand dafür verurteilen könnte, doch das ist nicht möglich (Verjährung, keine Beweise, manche habe ich nicht einmal gesehen, weil mir die Augen verbunden waren und weil es so lange einfach weg war, in mir vergraben).
    Ja, wohin mit der Wut?
    In dieses Buch, damit es

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