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Ich will doch nur normal sein!

Ich will doch nur normal sein!

Titel: Ich will doch nur normal sein! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tina J.
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anspucken, nach ihnen schlagen und treten!
    Ich wünschte, ich könnte endlich wieder schlafen, ohne dieses ganze verdammte Grauen immer mit ins Bett zu nehmen!
    Ich wünschte, ich brauchte mich nicht mehr zu schneiden, um die Schmerzen aushalten zu können.
    Ich wünschte, ich brauchte nicht mehr so zu tun, als ginge es mir gut, keine beschissene Rolle mehr zu spielen.
    Ich wünschte, ich wäre ganz normal - einfach ganz normal!
    Ich wünschte, ich brauchte keine Tavor mehr zunehmen, ich will mich nicht abhängig davon machen.
    Nein – ich nehme heute keine davor mehr.

    T – Terror im Kopf
    A - Angst
    V – Verzweiflung, es hört ja doch nie auf!
    O – ohnmächtig ausgeliefert sein, wenn die Vergangenheit zuschlägt
    R – Ruhe im Kopf durch Tavor, aber leider nur durch Tavor!

    Ich war auf einmal wütend über das alles, über das was ich in letzten 2 Jahren noch einmal an Hölle erleben musste und immer wieder erlebe und darüber, dass ich in den letzten 10 Jahren zum Dauergast in der Psychiatrie geworden bin.
    Hätte ich nur vorher gewusst, was da auf mich zukommt, als ich sagte, ich muss reden können, ich kann nicht mehr. Hätte ich das alles gewusst, dann hätte ich mich umgebracht – hätte es nicht erfahren wollen, nicht wissen wollen und schon gar nicht noch einmal durchleben wollen.
    Über all das war ich so wütend und so stand ich mitten in der Nacht in meinem Zimmer und war einfach nur wütend. Einfach nur wütend!
    Ich kannte dieses Gefühl gar nicht und dachte, ich werde verrückt, wusste nicht wohin, hätte gegen den Schrank treten können, doch so etwas tut man nicht. Ich hätte schreien können, doch es war Nacht und alle schliefen, also schön leise sein und nicht schreien.
    Das war ganz eigenartig, es war neu für mich. Ich fühlte die Wut kommen und spürte, wie die Hilflosigkeit, Ohnmacht, Trauer, Enttäuschung und der Schmerz verdrängt wurden durch diese Wut.
    Ich lief in meinem Zimmer herum, wie ein Tiger im Käfig und versuchte, mich zu beruhigen. Was sollte ich denn anderes tun, als mich zu beruhigen. Zum Anschreien war doch niemand da, wen sollte ich schlagen? Es hatte mir doch keiner was getan. Also versuchte ich, meine Wut zu unterdrücken und mich so wie immer zu verhalten.
    Auf Grund der schlaflosen Nacht war ich heute Morgen ausnahmsweise mal in der Lage, an der morgendlichen Patientenrunde um 6.45 Uhr teilzunehmen, bei der ich in der Regel fehlte, weil ich gerade dann für kurze Zeit endlich ein bisschen schlafen konnte.
    Heute also war ich fit. Es war komisch, ich fühlte mich nicht so zerschlagen, wie sonst, wenn ich nicht geschlafen hatte. Heute war ich fit und habe gewartet, dass die Morgenrunde beginnt. Ich habe mich schon in den Fernsehraum gesetzt und gewartet, dass die anderen bald auftauchen. Doch niemand kam. Ich blieb allein. Stattdessen kam ein Patient, den konnte ich überhaupt nicht ausstehen. Warum – na ja, er hatte so ein machohaftes Getue an sich und in irgendeiner Art und Weise bewegte er sich so, wie mein großer Bruder (gebeugte Haltung und nicht zu hören, wenn er kommt). Ich kann ihn eben einfach nicht ausstehen und versuche jeglichem Gespräch mit ihm aus dem Weg zu gehen. Und nun saß ich in der Ecke im Fernsehraum und der Typ kommt rein, auf mich zu und fängt an zu quatschen.
    Ich dachte, lass ihn reden, hör nicht zu, er geht schon wieder. Aber der steigerte sich immer weiter in seinen Scheiß und wurde immer wütender. Was ich aufschnappte war, dass er seine ganze Familie in den Knast bringen will wegen falscher uneidlicher Aussage und er turnte vor mir in seiner Wut hin und her und kam immer näher.
    Mit der Zeit war mein gutes Gefühl weg und ich bekam es langsam mit der Angst zu tun und wollte aus der Ecke weg. Ich hoffte, einer käme in den Fernsehraum und ich könnte die Gelegenheit nutzen und dem dämlichen Gequatsche und dem vor Wut tobenden Kerl entkommen. Keiner kam – ich schaffte es nicht, aufzustehen und wegzugehen. Tolle Leistung! Ich wusste wieder einmal, hier muss ich weg und kam nicht weg. Konnte nicht das tun, was ich wollte, einfach aufstehen und weggehen.
    Dann klingelte es in meinem Kopf, heute war keine Patientenrunde, sondern heute war Puls und Blutdruck messen angesagt. Ich habe das zu spät gerafft, sonst wäre ich nicht im Fernsehraum geblieben.
    Als ich es dann endlich durch einen anderen Patienten, der rauchen ging, schaffte, aufzustehen und mit ihm den Raum zu verlassen, war ich so fix und fertig von dem Gequassel und

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