Ich will es hart
unpassend war, dann hatte sie jetzt ihr Gesicht verloren. Schweiß rann ihr den Rücken hinunter, und ihre Kehle war immer noch trocken.
Während sie nach außen versuchte, ihre Fassung zu wahren, tobte in ihrem Inneren ein Sturm ohnegleichen. Sie überspielte ihre Unsicherheit mit einem Lächeln. Boemi nickte ab und an zustimmend und suchte immer wieder ihren Blick. Was er dabei dachte oder welche Aufgabe ihm genau zukam, blieb für Aurelia Nebensache. Sein Gesichtsausdruck war nichtssagend. Er machte sich einige Notizen, das war alles. Obwohl ebenfalls gut gekleidet, verblasste die Erscheinung des zweiten Mannes neben der Boemis. Tim hatte sich zurückgelehnt, und sie traute sich nicht, ihn von der Seite anzuschauen.
»Ich werde über Ihre Ideen nachdenken«, sagte Konstantin Boemi mit einem freundlichen Lächeln, als Aurelia endete. »Wir bekommen das ja sicherlich noch schriftlich ausgearbeitet zugeschickt?«
»Selbstverständlich. Frau Murmann wird sich um alles kümmern.«
Ein paar belanglose Sätze später verabschiedeten sich die Herren, und Aurelia atmete auf. Sie flüchtete in ihr Büro, riss das Fenster auf und schnappte nach Luft. Die gesamte Anspannung fiel nur langsam von ihr ab.
»Was war das denn?«
Zum Teufel noch mal! Konnte Tim sie nicht wenigstens ein paar Minuten alleine lassen und ihr die Chance geben, sich wieder zu sammeln?
»Was meinst du?«, fragte sie mit mühevoll beherrschter Stimme.
»Dafür, dass du heute ganz offensichtlich völlig von der Rolle bist, waren deine Vorschläge ziemlich gut. Boemi war, glaube ich, ziemlich beeindruckt.«
Wenn du wüsstest. Der war bestimmt nicht beeindruckt, sondern hat sich höchstens über mein Outfit gewundert. Aurelia drehte sich langsam um.
»Du musst mir nicht erzählen, was mit dir los ist, in wen du verschossen bist.« Tim grinste unverschämt. »Aber ich finde, du bist verdammt sexy, wenn du mal die Kontrolle über dich verlierst.«
Aurelia machte eine abwehrende Handbewegung, doch Tim wartete gar nicht ab, ob sie etwas sagen wollte. Er war schon fast draußen, als er sich noch einmal umdrehte. »Interessanter Typ, oder?«
»Wer?«
»Na, Konstantin Boemi.«
Sie versuchte möglichst gleichgültig zu nicken.
»Halbitaliener. Sizilianischer Vater. Unter dieser ruhigen Fassade schlummert bestimmt ein heißblütiger Vulkan.«
Aurelia zog die Schultern hoch und rang sich ein Grinsen ab. »Ach ja?«
Sie starrte immer noch auf die Tür, als Tim längst gegangen war. War sie etwa sonst zu steif, einfach nur gestylt, aber ohne Emotionen? Puh. Sie hatte keine Ahnung, was sie jetzt tun sollte.
Irgendwie ging der Tag herum, und Aurelia machte sich wenigstens noch ein paar sinnvolle Notizen zur Werbestrategie. Den albernen Gedanken, den sie während des Meetings gehabt hatte, verwarf sie. Niemand anderer als sie würde das Konzept für diesen Kunden ausarbeiten. Sie musste ihn wiedersehen, auf die eine oder andere Weise, auch wenn ihr Herz dabei wie verrückt klopfte.
Aurelias Telefon läutete, und eine ihr unbekannte Nummer erschien auf dem Display.
»Hast du heute Abend schon etwas vor?«
Aurelia brachte kein Wort heraus.
»Aurelia, möchtest du mir nicht antworten?«
»Ja, nein – ich habe nichts vor.«
Sie atmete tief ein und fächelte sich mit der freien Hand Luft zu.
»Ich warte unten vor dem Eingang auf dich. Lass uns zusammen essen gehen.«
»Ja«, presste sie heraus. »Wann?«
Sie sah sein Schmunzeln vor sich, als er antwortete. »Sag du mir wann, und ich werde da sein.«
»In einer halben Stunde?«
»Gut, bis dann, meine gehorsame Geliebte.«
Aurelia raste auf die Toilette und prüfte ihr Konterfei im Spiegelbild. Sie sah gut aus. Ihr Make-up war in Ordnung. Es gab nichts zu bemängeln – außer dieser papageienbunten Zusammenstellung. Daran war jetzt nichts zu ändern. Da er sie in dieser Kleidung schon gesehen hatte, war es auch egal.
Der Parkplatz schloss direkt an den Haupteingang an. Konstantin Boemi lehnte lässig an seinem Wagen, einem schneeweißen Sportcabrio.
Nicht von seiner selbstherrlichen Pose verunsichern lassen! , ermahnte sich Aurelia. Es wäre bestimmt interessant, was gerade in seinem Kopf vor sich geht und was der unnahbare Ausdruck in seinem Gesicht zu bedeuten hat. Dieser Mann strahlte mit jeder Faser seines Körpers Dominanz aus, und sie erkannte beklommen, dass sie ihm gefallen wollte. Zu dumm, dass sie ausgerechnet heute so bunt – nein, nicht mehr daran denken! Vorbei, vorbei …
Als sie
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