Ich Will Ihren Mann
wie das passieren konnte«, sagte Beth und kämpfte mit den Tränen. »Ich hab' den Kuchen angeschnitten, und ich muß wohl die Kruste zu hart gemacht haben. Jedenfalls blieb das Messer irgendwie stecken, ich stieß fester zu, und eh' ich mich's versah - zack - genau auf meine Hand. Mein Gott, tut das weh!«
»Halt still«, befahl Al mit gepreßter Stimme. »Du verlierst 'ne Menge Blut. Ich weiß nicht, vielleicht sollte ich dich ins Krankenhaus bringen.«
»Nein«, wehrte seine Frau ab. »Bitte nicht, ich schaff's auch so. Oben ist Verbandszeug ...« »Ich hol's«, bot David an und lief aus der Küche. »Erstes Bad rechts«, rief Al ihm nach. »Dieser verfluchte Anruf von Lisa ist schuld, nicht?« Es klang wie eine Feststellung. Zu Lilian gewandt, erklärte er: »Wir machen uns Sorgen wegen unserer Tochter.« Sein Blick kehrte auf Beths blutende Hand zurück. »Scheint, als hätte sie ein Verhältnis mit 'nem Musiker, natürlich ist der Kerl verheiratet.« Natürlich, dachte Lilian.
»Kleine Kinder, kleine Sorgen«, sagte David, als sie im Auto saßen und nach Hause fuhren, »große Kinder, große Sorgen. Es lohnt sich nicht, Lilli, glaub mir. Es lohnt sich einfach nicht.«
Sie waren etwa zwanzig Minuten gefahren.
»Es ist gleich um die Ecke, da vorn, das Haus auf der linkenSeite, Nummer neunzig!«
David suchte die nächste Parklücke und hielt. Die Straßewar eng und schlecht beleuchtet. Zu beiden Seiten standen Doppelhäuser, die ursprünglich recht ansehnlich gewesen sein mochten, inzwischen jedoch ziemlich heruntergekommen waren, woran gewiß auch das rauhe Klima Chicagos Schuld trug. Als er den Motor abstellte, bemerkte er skeptisch: »Unsichere Gegend, wie?«
Lilian lächelte. »Aber ganz und gar nicht. Ich wohne im ersten Stock, und im Erdgeschoß regiert meine Wirtin mit ihren beiden Lieblingen, einem Dobermann und einer Flinte.«
»Echt amerikanisch«, lachte David. Lilian wollte die Wagentür öffnen, doch plötzlich hielt sie inne und suchte nach einem Weg, den Abschied hinauszuzögern. »Ich möchte mich bei Ihnen bedanken«, fing sie an.
»Aber nicht doch«, unterbrach er sie. »Ich hab' Sie aus purem Egoismus heimgebracht. Es ist nur schade, daß Sie nicht weiter weg wohnen, dann hätte ich Ihre Gesellschaft noch ein bißchen länger genießen können.« Sie lächelte, und ihre Gedanken schweiften zurück zu dem Nachmittag in seinem Büro. Sie hatte schließlich die Rolle der angriffslustigen Reporterin aufgegeben, hatte begonnen, David Plumley ruhig zuzuhören, und sein Humor und sein Charme hatten ihre Feindseligkeit überwunden, eine Feindseligkeit, von der sie wußte, daß sie nur ein Schutzmantel war gegen seine starke Anziehungskraft und gegen sein scheinbar müheloses Eindringen in ihre Gedanken und Gefühle. All das hatte sie zunächst einmal eingeschüchtert und ihr Angst gemacht, doch am Ende hatte sie sich zu einer Tasse Tee überreden lassen und ihm gespannt gelauscht, während er sich über die juristische Zunft und ihre namhaften Vertreter verbreitete und sie in alle nur erdenklichen Aspekte seines Berufes einführte. Aus einer Stunde waren zwei geworden, die Zeit verging wie im Flug, all seine übrigen Verabredungen wurden vertagt und die Anrufer vertröstet. Es war fast sechs Uhr abends, als sieenttäuscht feststellte, daß alle weiteren Fragen, die ihr einfielen, nicht mehr das geringste mit Juristerei zu tun hatten, sondern sich ausschließlich auf seine Ehe, seine Kinder und die Rolle anderer Frauen in seinem Leben bezogen. Er bot ihr an, sie nach Hause zu fahren, und sie nahm bereitwillig an, obwohl ihr eigener Wagen in der Tiefgarage gleich um die Ecke geparkt war. Na wennschon, sie würde ihn eben morgen abholen.
Sie stieß die Wagentür auf. »Also ... nochmals danke für alles.« Sie zögerte und drehte sich wieder nach ihm um. »Ich mache mir Vorwürfe, weil ich Sie so lange aufgehalten habe«, log sie, entschlossen, aufs Ganze zu gehen. »Wenn Sie nicht verheiratet wären, würde ich Sie zum Abendessen einladen.«
Seine Antwort ließ nichts zu wünschen übrig: »Ich lebe getrennt«, sagte er und vergaß lediglich klarzustellen, was er unter getrennt verstand: Seine Frau war daheim bei den Kindern, während er mit Lilian hier in seinem Auto saß.
»Entschuldige«, bat er und setzte sich mit einem Ruck im Bett auf. »Ich weiß, ich laß dich nicht einschlafen. Aber ich kann einfach nicht abschalten.«
Lilian richtete sich neben ihrem Mann auf und
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