Ich Will Ihren Mann
blinzelte zum Wecker hinüber. Es war fast halb vier Uhr morgens. »Wir hätten nicht soviel Kaffee trinken sollen«, seufzte sie und dachte an die große Kanne, die sie aufgegossen und getrunken hatten, als sie am Abend in ihre kleine Wohnung zurückkamen. Sie hatten sich von den Weatherbys verabschiedet, sobald Beths Hand aufhörte zu bluten und sorgsam verbunden war. Al hatte seine Frau gedrängt, sich gleich hinzulegen, und obwohl Beth sie zum Bleiben überreden wollte, hielten Lilian und David es für das beste, sich zu verabschieden. Beim Anblick des Blutes war Lilian übel geworden, und Davids heftiger Protest gegen eine weitere Vaterschaft auf der Heimfahrt war ihr auch ganz schön aufs Gemüt gegangen. Kaffee schien die rechte Medizinfür ihre ermatteten Lebensgeister. Sie hatten die ganze Kanne ausgetrunken, hatten sich ausgezogen, waren zu Bett gegangen und in einen ruhelosen Halbschlaf verfallen. Vergessen war ihr Verlangen, sie hatten nur den einen Wunsch, bis zum Morgen in ihren Kissen zu versinken und das Bewußtsein auszuschalten. »Möchtest du was essen?« fragte Lilian. »Was gibt's denn?« fragte er zurück und reckte sich. »Bißchen Käsekuchen.« Er schüttelte den Kopf, »'nen Rest von dem Reispudding, den ich neulich abend gekocht hab'.« »Nein.«
»Hast du Lust, beim Italiener anzurufen und 'ne Pizza zu bestellen?«
Er lachte leise. »Nein, ich mag nichts zu essen.« »Ein Glas Wasser? Oder 'nen Saft?« »Nein.« Er spähte in die Dunkelheit. »Scheiße«, murmelte er niedergeschlagen. »Soll ich dir den Rücken massieren?« Er hob erwartungsvoll den Kopf. »Jaaah, genau das brauch' ich.« Er lächelte und wälzte sich auf den Bauch. Lilian kletterte auf seinen Rücken und bearbeitete seine Schultern. »Na, wie ist das?« fragte sie nach einer Weile, als ihre Hände zu schmerzen begannen.
»Gräßlich«, antwortete er zärtlich, »aber du hast schon immer lausig massiert.«
»Ach, tatsächlich?« gab sie zurück und hämmerte plötzlich mit den Fäusten auf seinen Rücken ein. »Na, ist das besser?«
»Viel besser.« Er lachte, drehte sich um und warf sich über sie. »Sehr viel besser«, wiederholte er keuchend, drang in sie ein und bewegte sich in schnellem, hartem Rhythmus.
Später lagen sie ganz still nebeneinander. Ihr Atem ging ruhig, sie hatten die Augen geöffnet, fühlten sich entspannt, aber noch immer nicht müde.
»Also«, begann er unvermittelt, »willst du mir jetzt endlich erzählen, was bei dem Picknick passiert ist?« »Was meinst du?« fragte sie verstört. »Lilli«, entgegnete er geduldig, »du bist seitdem völlig verändert. Du bist fast so schlimm wie Beth Weatherby, rennst Wände ein, ziehst dich fünfzigmal am Tag um ...« »Ist nicht wahr. Ich hab' mich nicht...« »Wie oft hast du dich gestern abend umgezogen?« »Ich weiß nicht, worauf du hinauswillst. Ich hab' mich bei dem Picknick großartig amüsiert. Es ist nichts Besonderes passiert.« Sie spürte, wie sie rot wurde. »Wieso hab' ich das Gefühl, mir würde die Nase abfallen, wenn ich weiterlüge?«
David lachte. »Weil du so leicht zu durchschauen bist wie Pinocchio, deshalb. Und jetzt erzähl mir, was passiert ist!«
Lilian setzte sich auf, zog die Knie an die Brust und stützte den Kopf darauf. »Ich begreif nicht, wieso du immer weißt, was ich denke.«
»Ich weiß nicht, was du denkst, bloß, daß du denkst. Komm schon, du weißt doch, daß du mir nichts verheimlichen kannst. Wirst du's mir jetzt beichten?« Er wartete schweigend.
Sie bemühte sich, ihre Worte vorsichtig zu wählen. Was sollte sie sagen? Wie konnte sie es ihm erzählen, ohne den Reiz, den diese Geschichte für ihn haben mußte, noch zu erhöhen? Hör mal, David, du kennst doch die hübsche, begabte Jurastudentin, die in den Semesterferien in eurer Kanzlei arbeitet, die mit den großen Titten und der Pfirsichhaut, nun, sie will dich heiraten ... Sie wälzte die Worte noch eine Weile in ihrem Kopf, überlegte, welche lustig klingen würden, beiläufig, nicht bedrohlich. Rat mal, was passiert ist? probierte sie in Gedanken. Eine andere Frau hat sich in dich verliebt... »Nun?« fragte er. »Das wird deinem Ego enormen Auftrieb geben«, begannsie nervös und fragte sich verwundert, warum sie solche Angst davor hatte, es ihm zu erzählen. »Ich spreche nur deshalb mit dir darüber, weil ich sicher bin, daß ich dir vertrauen kann...«
Er lachte vergnügt. »Nur zu, heb den mahnenden Zeigefinger! Flöß mir schon vorher so viele
Weitere Kostenlose Bücher