Ich will ja nur dich!
zulassen, dass dieser Mistkerl Liza beleidigte.
Schließlich hatte sie ihren Bruder mehrfach gebeten, zu gehen. »Es ging mich nichts an, bis du angefangen hast, deine Schwester zu beleidigen. Jetzt geht es mich sehr wohl etwas an. Also, geh jetzt lieber, oder …« Dares Tonfall war trügerisch ruhig.
»Oder was?« Brian straffte die Schultern; wenn er alkoholisiert war, war er ein noch größerer Draufgänger als sonst.
Dare maß ihn mit einem angeekelten Blick, unter dem Brian noch heißer wurde, als ihm bereits war – dabei hatte er schon einen regelrechten Schweißausbruch.
»Brian, bitte geh «, flehte Liza ihn an.
Brian tat, als hätte er es nicht gehört, und starrte Dare weiterhin verächtlich an. »Also, was passiert denn sonst, Officer?«
Wäre er jetzt im Dienst gewesen, dann hätte Dare umgehend kurzen Prozess mit Brian McKnight gemacht – auf professionelle Art und Weise selbstverständlich. Doch er war nicht im Dienst, und sie befanden sich auch nicht auf dem Revier, und was gerade in ihm vorging, war von Professionalität weit entfernt.
Trotzdem legte er Liza eine Hand auf den Rücken, um sie zu beruhigen, und sagte zu Brian gewandt: »Oder du wirst dir größere Schwierigkeiten einhandeln, als du bewältigen kannst.«
Brian hob die Faust, als wollte er gleich zuschlagen.
Dare schüttelte in Anbetracht seiner Beschränktheit den Kopf. »Es ist eine Sache, eine wehrlose Frau niederzuschlagen, McKnight, und eine ganz andere, dich mit mir anzulegen.«
Brian riss die Augen auf, und ein Anflug von Reue huschte über sein Gesicht. »Liza weiß, dass es ein Unfall war.«
Dare hob eine Augenbraue.
Liza schwieg.
»Ich wollte mir nur ein bisschen Geld von dir leihen, Liza, dann gehe ich.« Sein Tonfall erinnerte an einen kleinen Jungen.
Dare runzelte angesichts seiner Unverschämtheit die Stirn.
»Du hast doch erst am Freitag deinen Lohn bekommen«, sagte Liza erstaunt.
»Ich kann es dir jetzt nicht erklären«, sagte Brian mit einem weiteren Blick zu Dare. »Aber ich brauche deine Hilfe.«
Dare hatte keine Ahnung, wie Liza es mit ihrem Bruder aushielt. Er wusste nur, dass er gerade einen weiteren aufschlussreichen Einblick in ihre Beziehung als Bruder und Schwester erhielt.
Brian machte einen Schritt auf seine Schwester zu.
Dare stellte sich ihm in den Weg.
»Bitte, Liza Lou«, jammerte Brian.
»Meinetwegen«, antwortete Liza, und dann drehte sie sich zu Dares grenzenloser Verwunderung um und eilte davon.
Dummerweise war sie gleich wieder zurück, sodass Dare keine Gelegenheit blieb, allein mit ihrem Bruder zu reden.
»Komm schon, Liza. Du weißt, dass das keine Lösung ist«, sagte er, als er das Portemonnaie in ihrer Hand sah.
Sie wich seinem Blick aus, öffnete die Geldbörse und förderte sämtliche Scheine zutage, die sich darin befanden. »Hier, nimm«, sagte sie und streckte Brian ihre Hand entgegen. »Das ist alles, was ich habe. Würdest du jetzt bitte gehen?«, fügte sie mit zitternder Stimme hinzu.
Dare verfolgte die Szene, und die Enttäuschung ließ ihm das Herz schwer werden.
»Ich muss trotzdem nachher noch mit dir reden«, sagte Brian.
Kein Wort des Dankes kam ihm über die Lippen.
Liza schwieg.
Brian musterte Dare triumphierend und schenkte ihm ein süffisantes Grinsen, dann marschierte er zu seinem Auto, einem schicken BMW , stieg ein und brauste davon.
Dare atmete tief durch und wusste nicht recht, was er denken oder sagen sollte. Er war hin- und hergerissen. Eigentlich hätte er Liza gern getröstet, aber sie hatte gerade etwas völlig Unmögliches getan.
Er hasste Lizas Bruder mit einer Intensität, der viele Jahre der Reue, Selbstbeschuldigung und Wut zugrunde lagen, und über die Jahre hatte Brian mit seinem Verhalten nicht eben dazu beigetragen, dass sich Dare eine bessere Meinung von ihm hätte bilden können. Und daran würde sich wohl auch künftig nichts ändern.
Nicht einmal Liza zuliebe.
Die Erkenntnis schockte ihn und zwang ihn, lange in sich hineinzuhorchen. Als er sich mit Liza eingelassen hatte, hatte er die Tatsache, dass sie Brian McKnights Schwester war, bewusst verdrängt. Er hatte so getan, als hätten sie nichts miteinander zu tun, als würde die Vergangenheit gar nicht existieren. Selbst nachdem Brian seine Schwester k. o. geschlagen hatte, war es Dare gelungen, die Realität auszublenden und so zu tun, als würde er einfach einer Frau helfen, die er begehrte. Doch jetzt hatte ihn die Realität mit voller Wucht eingeholt.
Liza war
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