Ich will mehr von dir!
die in seiner Phantasie für das Cello vorgesehen gewesen war, und ihren Rock hochschieben.
Jared ging im Kopf durch, wie viel Geld sich noch als Rücklage für den Notfall auf seinem Girokonto befand, und fügte sich in sein Schicksal.
3 . Kapitel
C andy hoffte inständig, dass sie wusste, was sie gerade tat. Jared sah aus, als könnte er ein paar Nägel in den Mund nehmen und sie mit der Zunge zu Knoten formen. Sie konnte nicht genau sagen, ob er scharf war, wütend oder beides.
Und was hatte sie bloß geritten, ohne nachzudenken von ihrer Mutter und ihrem Stiefvater zu erzählen? Nicht, dass sie die Spur einer Ahnung hatte, wie eine lockere Affäre funktionierte, aber sie nahm an, dass man sie nicht damit begann, über die Familie zu sprechen.
Noch fünf Minuten länger, und sie hätte vermutlich die Fotos vom letzten Weihnachtsfest und ihrer Katze mit der Nikolausmütze auf dem Kopf herausgekramt.
Sie hatte sich gestreckt, um ihre Beine zu lockern, die vom langen über den Schreibtisch gebeugten Stehen ganz steif gewesen waren. Jetzt hielt sie inne, nahm die Arme wieder herunter und nagte an ihrer Unterlippe, als würde sie über ihren nächsten Schritt nachdenken. Das alles sollte eigentlich nicht so verdammt schwierig sein. Schon in der Kinderwiege hatte sie mit dem Flirten begonnen – woran ihre Mutter sie beizeiten gern erinnerte. Aber in diesem Moment, in dem sie diese Fähigkeit brauchte, konnte sie nichts anderes tun, als zu lächeln. Und dieses Lächeln fiel nicht einmal besonders überzeugend aus: Es war lahm und hatte offenbar keine Wirkung auf Jared.
Es mussten die Nerven sein. Immerhin stand hier weit mehr auf dem Spiel, als im Restaurant einen freundlichen Kellner und guten Service zu bekommen. Sie hatte sich vorgenommen, Jared dazu zu bringen, sie – noch ehe sie an diesem Tag das Büro verlassen würde – um ein Date zu bitten. Ein Date, das damit enden sollte, dass sie beide nackt waren und Jared seine ganze Aufmerksamkeit und Konzentration auf sie richtete.
Es war an der Zeit, tief durchzuatmen und ein bisschen aufzudrehen.
»Wie lautet die nächste Frage?«, sagte Jared und schlüpfte aus seiner Anzugjacke.
O Himmel … er hatte so breite Schultern. Sie glaubte nicht, ihn schon einmal ohne Jackett gesehen zu haben, und es war ein Anblick, den man ruhig länger genießen sollte. Und sie genoss ihn so lange, dass er fragend eine Augenbraue hob.
»Die Frage?«
Der Test. Richtig.
Es kostete sie unendlich viel Mühe, sich umzudrehen und sich auf den Computerbildschirm zu konzentrieren. Ihre Wangen glühten.
Jared war derjenige, der aufdrehte – und er wusste es nicht einmal.
Nachdem sie schnell die Antworten nach ihrem Geburtsort eingegeben hatte, kam sie zu Frage drei. »Frage drei: ›Beschreiben Sie den Moment, als Sie sich zum ersten Mal begegnet sind.‹«
Das war leicht. Jared war an einem Montagmorgen im Januar in die Firma gekommen, und sie hatte blitzschnell gewusst, dass er derjenige sein würde, der sie aus ihrem sexuellen Dornröschenschlaf wecken würde, in den sie nach ihrer Scheidung gefallen war. Er hatte einen schwarzen Anzug mit einem burgunderroten Hemd und passender Krawatte getragen, und er hatte sie angesehen, sie von Kopf bis Fuß gemustert und war dann einfach weitergegangen. Abgecheckt. Abserviert.
Und seitdem hatte sich an diesem Verhalten ihr gegenüber nichts mehr geändert.
Jared sagte nichts. Candy starrte weiter auf den Bildschirm.
»Ich denke, ich gebe einfach ein, dass wir uns bei der Arbeit begegnet sind.«
»Gut.«
Ihre Finger zitterten, als sie die Antwort eintippte. Sie pustete sich eine Strähne aus den Augen und versuchte, die Enttäuschung, die sie empfand, zu ignorieren. Verdammt, was hatte sie denn erwartet? Dass Jared sagen würde, dass sich ihre Blicke über den Konferenztisch hinweg getroffen hätten und dass es Schicksal gewesen wäre?
Es gab für sie keinen Zweifel, dass er nicht einmal mehr den genauen Zeitpunkt ihrer ersten Begegnung nennen konnte.
Jared war verzweifelt. Bis jetzt waren sie noch nicht einmal zu den wirklich harten Fragen gekommen, und er lief schon Gefahr, gleich zu hecheln und zu sabbern.
Die erste Begegnung mit Candy hatte sich unauslöschlich in sein Gedächtnis eingebrannt. Er war in die Räumlichkeiten von
Stratford Marketing
marschiert und ins Konferenzzimmer gegangen, wo er um acht Uhr morgens einen Termin mit Harold gehabt hatte.
Candy war auch da gewesen. Sie hatte einen kirschroten
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