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Ich wollte Hosen

Ich wollte Hosen

Titel: Ich wollte Hosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Cardella
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ausgerechnet hier?« »Weil eben ... Bei mir zu Hause sagt mein Vater ... ich meine natürlich, mein Onkel, daß ich keine Hosen tragen kann ...«
»Hosen? Was hat das mit Hosen zu tun?« Die Nonne war sichtlich amüsiert.
»Tragen Sie denn keine Hosen unter der Nonnentracht? Ich habe gesehen, daß Pater Domenico Hosen unter seiner Kutte trägt ...«
»Aber er ist ein Mann ... Nein, Annetta, wir tragen keine Hosen, glaube mir«, und sie versuchte, nicht zu lachen und mich nicht anzusehen.
Ich muß ziemlich pathetisch geklungen haben.
»Muß man dann Priester werden, um sie tragen zu können?«
»Man muß kein Priester sein ... man muß bloß ein Mann sein ...«
Ich ging sehr traurig fort, begleitet von der Heiterkeit dieser Nonne, aber mit einer neuen Idee im Kopf: » Se sulu l'omina ponnu purtari i pantaluna, allura ia vogliu essiri ominu. Wenn nur Männer Hosen tragen können, dann will ich ein Mann sein.«
    Nachdem meine Laufbahn als Nonne endgültig gescheitert war, bereitete ich mich auf eine Karriere als Mann vor, die meinem schlichten, wenn auch sehr starken Willen sicherlich sehr viel abverlangen würde.
Zuerst einmal bestand das Problem, daß ich nach Hause zurückkehren musste ... Ich war mehr als zwei Stunden fortgewesen, und sicher hatten sie meine Abwesenheit bemerkt. Mir gingen alle möglichen Lösungen durch den Kopf: Lüge, Unfall, ein gebrochenes Bein, Überfall; aber alle denkbaren Vorstellungen würden die gleiche unabänderliche Folge haben: den Gürtel meines Vaters.
Als ich zu Hause ankam, blieb mir keine Zeit, irgend etwas zu sagen, mein Vater wartete hinter der Tür auf mich, den Gürtel in der Hand.
»Ah, da bist du ja? Wo bist du gewesen?«
Abgesehen davon, daß ich nicht in der geeigneten seelischen Verfassung war, mir eine Ausrede auszudenken, konnte ein Wort, ein einziges Wort schon die Katastrophe auslösen.
Mein Vater sah mich ruhig an, aber seine Augen sprühten Feuer.
Er war immer so, wenn er mich anschließend schlug. Vielleicht hielt er sich zurück, um seinem Zorn erst auf dem Höhepunkt freien Lauf zu lassen, wie ein hochwasserführender Fluß, der von einem Holzdamm aufgestaut wird und wo ein Knacken, das leichte Nachgeben einer Planke ausreicht, und der Fluß bricht durch den Deich, kennt keine Barriere und kein Halten mehr. Ich hatte Angst vor diesem Knacken, Angst davor, mit einem Wort, einer einzigen Silbe eine Planke zu verrücken, und ich sagte nichts. Mein Schweigen erzürnte ihn noch mehr.
»Ah, du sagst nichts? Du hast nichts zu sagen?«
Und da tritt als Deus ex machina wie in einer himmlischen Erscheinung meine Mutter auf den Plan. Jetzt begriff ich, wie sich Isaak gefühlt haben muß ... Sie war der Engel, der mit einer Geste seiner Hand die Klinge des Beils aufhalten und das Opfer verhindern mußte. Meine Mutter ... ein Engel mit grauen Haaren, in einem Knoten zusammengefaßt, die eine oder andere Strähne hing zersaust heraus, ein Kleid aus großen gelben Blumen auf grünem Stoff und mit bloßen Füßen. Meine Mutter, die sich auf mich stürzte und dabei schrie: »Bist du endlich heimgekommen, Nuttenstück? Wo bist du gewesen?«
Das war das gefürchtete Knacken, die nachgebende Planke, und der Fluß ging endlich über.
Unter den Gürtelhieben und unter meinen Tränen hörte ich den Engel schreien: » Accussì, accussì, ammazzila, ammazzila! So, so, bring sie um, bring sie um!« Und mit jedem Anfeuern lud sich mein Vater noch mehr auf, wurde immer wilder und schlug weiter mit Gürtelhieben und Ohrfeigen auf mich ein, bis ich zusammenbrach.
Ich hörte, wie der Engel sagte: »Basta, basta, du hast meine Tochter ja umgebracht ... Was bist du denn? Ein Hund? Nicht einmal Tiere behandelt man so!«
Und der Fluß besänftigte sich, kehrte in sein Deichbett zurück, war's zufrieden.
Der Engel näherte sich mir, sanft und besorgt: »Tut's dir weh? Tut's dir weh? Wo? Wo? Mußt dir nichts denken, du weißt ja, wie dein Vater ist. Aber du mußt mir schwören, daß du's nicht mehr tust, verstehst du? Komm, steh auf, mach schon, es ist ja nichts passiert!«
Ich sah sie von unten her an und sagte nichts, dann stand ich auf, strich den Rock glatt und ab in mein Zimmer, um über die Verwirklichung meiner neuen Idee nachzudenken: ein Mann zu sein.
    Aber wie war ein Mann, oder, besser gesagt, wer war ein Mann? Von meinem Vater, meiner Mutter, von Onkeln und Tanten hörte ich immer wieder die gleichen Sätze: »Du bist ein Junge ... Du darfst nicht weinen ...« oder »Ein Junge spielt

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