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Ich wollte Hosen

Ich wollte Hosen

Titel: Ich wollte Hosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Cardella
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und das haben diejenigen, die anders dachten als ich, mir nie verziehen.
Ich für meinen Teil habe nicht einmal versucht, die Mentalität der anderen zu ändern, weil ich sie zu sehr liebe, als daß ich solche Gewalt anwenden würde. Es gibt Überzeugungen, die in uns verwurzelt sind, ohne Bindung an Zeit, Raum und Umwelt. Wenn du versuchst, diese Überzeugungen zu töten, hast du die Person getötet, nicht bloß ihre Ansichten. Es gibt etwas, das in dir überlebt, trotz allem, und das, was übrigbleibt, bist du selbst, das wirkliche Du Selbst.
    Nachdem ich ein wenig geweint hatte, öffnete ich das Fenster, das glücklicherweise, fast wie eine Tür, beinahe bis zum Boden reichte und riß von zu Hause aus. Ich nahm nichts mit, denn ich mußte mich Gott so schenken wie ich war. Und Hosen und Nonnenkleid würden sie mir geben. Die Reise war nicht sehr weit, aber die Sonne macht hier auch das Nichtstun beschwerlich. Zum Kloster mußte man aufs Land hinaus; eine Landschaft, so schön, daß sie einem die Tränen besser zu trocknen vermag als die Sonne. Die Jahreszeiten hier bei uns folgen nicht dem Lauf der Natur, alles ist anders, als sei die Zeit angehalten worden. Auf den Straßen, zwischen den Feldern liegt der Duft von Erde, die mit der Kraft der Hände bearbeitet wurde, und die Bäume werden mit Hilfe von Dünger und Schweiß groß. Alles hier riecht nach Schweiß: Schau dir die Pferde an, sie sind nie wach und munter, sie haben die Müdigkeit der Arbeit an sich. Tiere sind wie Menschen, und Menschen sind wie Tiere.
Ich kam hundemüde beim Kloster an, nachdem ich mehr als eine halbe Stunde unter der Sonne und unter Tränen gegangen war. Die langen Haare schweißgebadet, müde bis in die Knochen, und dieses riesige Tor, vernebelt von Tränen und Kraft, o ja, die Kraft, mich als Heldin zu fühlen, als eine Art Märtyrerin, die sich dem Opfer verschrieben hat. Und die Märtyrerin klopft einmal, zweimal, dreimal ... Vom Balkon schaut eine Nonne herunter. Nachdem sie suchend herumgeschaut und niemanden gesehen hat, geht sie wieder hinein.
Ich setzte mich auf eine Stufe, fächelte mir mit dem Saum meines langen Rocks Wind zu und befeuchtete die Lippen mit Spucke, in meinem Mund brannte es höllisch. Ich hatte die Nonne gesehen und den Kopf nach oben gereckt, aber sie hatte keine Notiz von mir genommen. Und ich hatte nichts gesagt, weil ich nicht wußte, was ich sagen sollte. Nach ein paar Minuten jedoch hörte ich hinter mir das Geräusch von schweren Schließriegeln, eine, zwei, drei Umdrehungen und noch mal und noch mal und dann Schlüsselgeklimper. Ich blieb regungslos in einem Winkel meiner Treppe sitzen und machte mich klein, so klein es nur ging. Dann guckte ein milchweißes Gesicht aus der Tür, schaute herum und sah mich.
»Was machst du denn hier?«
»Ich ... ich wollte sagen ... Ich möchte Nonne werden.« »Ja, wer bist du denn?«
»Ich bin Annetta ... Anna, und ich möchte Nonne werden.« »Das habe ich verstanden, aber wo sind denn deine Eltern?«
»Ich ... ich habe keine, ich bin ein Waisenkind und lebe allein«, und ich brach in Tränen aus, dachte an meinen Vater, der mich schlagen wollte, und hätte wirklich eine Waise sein wollen.
Die Nonne sah mich etwas seltsam an, dann lächelte sie und ließ mich eintreten.
»Gut, du Waisenkind, erzählst du mir etwas über dich?« »Was? Was wollen Sie wissen?«
»Zum Beispiel, wie alt du bist, wie du bisher gelebt hast, ob du zur Schule gehst ...«
»Ich bin dreizehn und gehe nicht in die Schule, weil ich kein Geld habe ... Erst lebte ich bei meiner Tante Concetta, aber dann hat sie gesagt, ich solle fortgehen, weil sie nicht mehr wußte, wie sie mich ernähren sollte ...«
»Entschuldige, hast du nicht gesagt, daß du allein lebst?« »Ja, schon ... Das heißt, jetzt lebe ich allein ... Und weil ich nichts anzuziehen habe ... Kann ich ein Glas Wasser haben?«
»Natürlich, warte einen Moment«, und sie ging hinaus. Ich blieb da sitzen, auf diesem zerschlissenen Diwan, und dachte darüber nach, was ich mir ausdenken sollte, und inzwischen sah ich mich um: ein gesticktes Madonnenbild, ein riesiges Kruzifix, das die halbe Wand einnahm, zwei Stühle, ein kleiner Tisch, eine Vase mit roten Nelken, ein großer Koffer und der Diwan, auf dem ich saß.
Die Nonne kam zurück und gab mir kühles Wasser, dann fing sie mit den Fragen wieder an.
»Und jetzt sage mir, warum du Ordensschwester werden willst.«
»Ich ... möchte immer bei Gott sein.«
»Das verstehe ich, aber warum

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